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Johannes Ebert am 13. Janurar 2016
Eine App, die das „Ankommen“ erleichtert

Rede von Johannes Ebert zur Vorstellung der App „Ankommen“ in der Bundespressekonferenz

Sehr geehrte Damen und Herren,

die Bundesagentur für Arbeit (BA), das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), das Goethe-Institut und der Bayerischer Rundfunk haben gemeinsam in nur wenigen Wochen eine App für neu in Deutschland ankommende Geflüchtete entwickelt, die am 8. Januar 2016 veröffentlicht wurde. Sie kann kostenlos für Android- und Apple-Geräte heruntergeladen werden. Drei thematische Säulen in den Sprachen Deutsch, Englisch, Französisch, Arabisch und Farsi sollen in den ersten 8 bis 10 Wochen helfen, dass sich die Flüchtlinge schneller orientieren können, ihre wichtigsten Fragen beantwortet werden und sie erste Schritte auf dem Weg zum Deutscherwerb machen können. Der erste Themenblock, „Asylverfahren und Wege in die Arbeit“, wurde vom BAMF und der Bundesagentur für Arbeit verantwortet, der Selbstlernsprachkurs vom Goethe-Institut und „Leben in Deutschland/Werte“ unter Beteiligung aller entwickelt. Gestalterisch und technisch wurde die App von ARD Alpha/Bayerischer Rundfunk produziert.

Sprache ist der Schlüssel zur gesellschaftlichen Teilhabe! Wir leisten mit dieser App und dem Sprachkurs des Goethe-Instituts einen wesentlichen Beitrag für die kritischen ersten Wochen nach Ankunft in Deutschland. In diesen ersten Wochen werden Weichen gestellt, die das Leben der Flüchtlinge dauerhaft bestimmen.

Das Selbstlernangebot soll den Deutscherwerb von Geflüchteten unterstützen und vom ersten Tag an Menschen ohne Vorkenntnisse des Deutschen die Möglichkeit geben, Deutsch zu lernen. Es handelt sich um ein offline zu nutzendes Selbstlernangebot, das systematisch, einer klaren – für die Zielgruppe der Flüchtlinge vereinfachten - Progression folgend in wichtige Strukturen des Deutschen einführt. Die Inhalte sind stärker als in anderen Angeboten auf die Zielgruppe der Flüchtlinge zugeschnitten:

Die im Sprachkurs auftretenden männlichen wie weiblichen Figuren stammen aus häufigen Herkunftsländern wie Afghanistan, dem Irak oder Syrien, um Beispieldialoge zu ermöglichen, die der Lebenswelt der Flüchtlinge entsprechen und damit konkrete sprachliche Hilfestellung im Alltag bieten können.

Originaldokumente, wie der Aufenthaltstitel, denen Flüchtlinge im Asylprozess begegnen, werden auch im Sprachkurs vorgestellt. Im Vergleich zu allgemeinen Sprachkursen rücken in der App gerade der Wortschatz und die Redemittel in den Fokus, die auf für Flüchtlinge besonders wichtige Alltagshandlungen zielen, wie zum Beispiel: Einkaufen, Arztbesuch, Orientierung am Wohnort oder das Thema Kleidung. Viele dieser Themenbereiche werden in den üblichen Sprachkursen erst in späteren Kapiteln oder auf höherem Sprachniveau behandelt. Über die Anpassung der Themen und der Redemittel wird die App zur konkreten (Über)Lebenshilfe.

Grundsätzlich unterscheidet sich der Sprachlernteil der App von anderen Selbstlernangeboten dadurch, dass er wirklich für Nullanfänger, also Menschen ohne Vorkenntnisse geeignet ist. Er ist ein komplett offline nutzbares Angebot und erfordert im Gegensatz zu bisher verfügbaren digitalen Lernangeboten für Flüchtlinge nach dem ersten Download der App keinen Internetzugang mehr.
Vielfältige interaktive Übungsformate erlauben abwechslungsreiches Lernen. Die App folgt einer zyklischen Progression, das heißt, alle eingeführten Strukturen und Themen werden mehrfach geübt und immer wieder wiederholt. Unterschiedliche Formate und multimedialer Input bieten die Möglichkeit, alle Fertigkeiten – Lesen, Schreiben, Hören, Sprechen – zu trainieren. Beim Sprechen liegt der Schwerpunkt bei Ausspracheübungen.

Geübt wird grundsätzlich in geschlossenen Übungsformaten, da keine Lehrkraft zur Verfügung steht. Freie, individuelle sprachliche Äußerungen können in einem Selbstlernangebot nicht geübt werden. Die App ersetzt deshalb keinen Sprachkurs, aber sie kann helfen, die erste Zeit der „Sprachlosigkeit“ zu verkürzen und den Spracherwerb zu beschleunigen. Sie legt erste Grundlagen in der Kenntnis der deutschen Sprache und ermöglicht neu angekommenen Flüchtlingen die Wartezeit bis zum Beginn eines ersten Sprachkurses sinnvoll zu nutzen. Die App kann auch als sprachkursbegleitendes Übungsmaterial verwendet werden.

Das Selbstlernangebot für die App „Ankommen“ wurde von qualifizierten Fachautorinnen und -autoren erstellt und konzeptionell wie redaktionell vom Goethe-Institut verantwortet. Basierend auf der langjährigen Erfahrung des Goethe-Instituts sowohl mit tutorierten Online-Sprachkursen als auch Selbstlernangeboten – wie der beliebten Übungscommunity „Deutsch für Dich“ – ist hier ein fachlich fundiertes, leicht anwendbares und inhaltlich für die Zielgruppe adaptiertes Einstiegsangebot auf dem Weg zum Deutscherwerb entstanden.

Die jetzt veröffentlichte Version 1.0 der App beinhaltet die ersten zwei Kapitel des Sprachkurses. In den kommenden Wochen wird der Sprachlernteil im Zuge von App-Updates auf insgesamt acht Kapitel mit zusammengerechnet gut 300 Übungen ausgebaut.

Mein Dank gilt unseren Partnern – der Bundesanstalt für Arbeit, dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge und dem Bayrischen Rundfunk – für die hervorragende Zusammenarbeit. Von Seiten des Goethe-Instituts möchte ich gerne meinen Mitarbeitern Herrn Krischok, Frau Beck, Herrn Quandt und ihren Teams danken. Ich glaube wir haben mit der App „Ankommen“ ein qualitativ hervorragendes und vor allem leicht zugängliches Instrument entwickelt, das Flüchtlingen tatsächlich das Ankommen in Deutschland erleichtern wird.

(es gilt das gesprochene Wort)

Gehalten am 13. Januar 2016 in Berlin

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