Architektur
AN ATLAS OF COMMONING. ORTE DES GEMEINSCHAFFENS

© Fiorella Sozzi

Eine Ausstellung des ifa (Institut für Auslandsbeziehungen) in Zusammenarbeit mit ARCH+ (Zeitschrift für Architektur und Urbanismus) und der Carnegie Mellon University of Pittsburgh (CMU). Mit lokaler Ko-Kuratierung des Walter-Gropius-Lehrstuhls (DAAD/FADU) und freundlicher Unterstützung der Deutschen Botschaft, des Goethe-Instituts und des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) sowie der FADU (Facultad de Arquitectura, Diseño y Urbanismo), UBA (Universidad de Buenos Aires) und der Central Society of Architects (SCA).

MARQ (Museo de Arquitectura y Diseño)

Die Ausstellung An Atlas of Commoning – Orte des Gemeinschaffens findet auf ihrer zweiten südamerikanischen Station vom 21. Oktober bis zum 2. Dezember 2022 in Buenos Aires statt. Das Projekt hinterfragt vorherrschende gesellschaftliche und politische Strukturen, sucht nach neuen Formen kollektiver, aber pluralistischer Governance und will den offenen und emanzipatorischen Raum des Wir zurückerobern und neu definieren.

In der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires wird die Ausstellung durch lokale Projekte, künstlerische Interventionen und die Veranstaltungsreihe Festiatlas ergänzt, ein zweiwöchiges Kulturprogramm mit Debatten, Spaziergängen, Workshops und Gemeinschaftstheater. Während des gesamten Präsentationszeitraumes der Ausstellung werden die lokalen Projekte und Positionen aus Buenos Aires aufgearbeitet und dem Atlas of Commoning hinzugefügt.

ÜBER DIE AUSSTELLUNG IN BUENOS AIRES  

Das Museum MARQ liegt genau auf der Schnittstelle zwischen dem Stadtteil Barrio Norte und dem Hafengebiet Retiro und Barrio 31. Auf den vier Ebenen der ehemaligen Wasserturmarchitektur des Museums sind die Fallstudien und Interventionen der Tourneeausstellung nach den Schwerpunktthemen "Zugang und Eigentum", "Produktion und Reproduktion", "Solidarität und Rechte" gegliedert. Auf der Treppe, die sie miteinander verbindet, ist eine Fotoserie über lokale städtische Gemeingüter zu sehen.

Der Künstler Gaspar Libedinsky, der eine langjährige Verbindung zum Walter-Gropius-Lehrstuhl hat, wird nach seiner erfolgreichen Ausstellung im Museo Nacional de Arte Decorativo (MNAD) im Rahmen von An Atlas of Commoning eine Installation mit zwei Straußen präsentieren, die auf der Etage "Produktion und Reproduktion" zu sehen sein wird. Die Cooperativa Espacial wird eine Reihe von Fotografien über räumliche Praktiken im Südteil der Stadt Buenos Aires zeigen.

Das Projekt D(E)UDAS der Künstlerin Alicia Agustín ist ein zehntägiges performatives Training, dessen Verlauf im Kulturschaufenster "Disponible" in Villa Crespo präsentiert wird. Der Aufruf an lokale Gruppen sowie an Nachbar*innen und Studierende ist offen für eine Reflexion über die Entstehung von Schulden und darüber, wie sie die Bildung von Gemeingütern behindern. Sandra Marín, Künstlerin und Leiterin der Plattform Estudio Repisa, wird in einem Workshop mit dem Team und den Bewohner*innen der Biblioteca Popular de La Carcova in San Martín ein "Affektives Archiv" erstellen.

FESTIATLAS

Die Veranstaltungsreihe Festiatlas findet vom 17. bis 29. Oktober an verschiedenen Orten der Stadt Buenos Aires statt. Im Rahmen dieses Wissensdialogs mit lokalen Akteuren, Studierenden, Forscher*innen, Dozent*innen und Künstler*innen wird die gemeinschaftliche Konstruktion der Stadt, ihre Bedeutung für das alltägliche Zusammenleben und ihre Bedeutung für den urbanen Raum intensiv diskutiert.

Gerade die alltägliche Produktion der Commons, der Erfahrungsschatz der Bewohner*innen, die tiefe interdisziplinäre Forschung vor Ort sowie die aktuellen Bedürfnisse in Krisenzeiten werden den in der Ausstellung angestoßenen globalen Diskurs mit lokalem Wissen bereichern. Kulturelle Unterschiede in Bezug auf das Commoning werden ebenfalls hervorgehoben. Die Sektion Festiatlas dient der Ergänzung der Ausstellung mit acht argentinischen und acht uruguayischen Projekten, die in den Atlas des Commoning von Buenos Aires aufgenommen werden. Hier arbeiten Studierende der Carnegie Mellon University, FADU_UdelaR Montevideo mit Studierenden des Wahlfachs „Interscalar Strategies for Cities“ des Gropius-Lehrstuhls zusammen.

Ausgewählt für die Studie wurden die Biblioteca Popular und der Parque Educativo La Carcova, die Theatergruppe Catalina Sur, der Vivero Orgánico Rodrigo Bueno, die Cooperativa Amanecer de los Cartoneros, die Cooperativa Bella Flor, der Fall des Hotel Bauen, die Cooperativa de Artes Gráficas Chilavert, das Movimiento de Ocupantes e Inquilinos (MOI) und das Wohnprojekt Monteagudo.

Im Gebäude der ehemaligen Tageszeitung La Prensa in der Av. de Mayo 575 wird das Begleitprogramm "CoMúN" im Rahmen des Programms "Calles Culturales" des Kulturministeriums der Stadt entwickelt. Es lädt zu einem Rundgang durch die Casa de la Cultura ein, ein historisches Gebäude, das sich quer durch die Stadt Buenos Aires zieht, mit Installationen, Performances, Begegnungen und Workshops verschiedener lokaler und internationaler Kollektive, die neue Wege aufzeigen, wie die Idee des Gemeinschaffens im Zusammenhang mit dem Städtebau umgesetzt werden kann. "CoMúN" wird von den Studierenden und Lehrkräften des Wahlfachs Urban Essays in the Expanded Field realisiert.

ÜBER DAS KONZEPT DER AUSSTELLUNG  

Unternehmen wie Facebook, Airbnb & Co., deren Geschäftsmodell auf der Kommerzialisierung sozialer Beziehungen beruht, haben Begriffe wie Community oder Sharing in leere Worthülsen verwandelt. Konzepte wie 'Wir' oder 'Teilen' stehen nicht mehr für Solidarität oder eine progressive gesellschaftliche Agenda, sondern bilden die Grundlage des aufkommenden Plattformkapitalismus. Begleitet wird diese ökonomische Entwicklung von einer weltweiten politischen Wende, die sich aus überkommenen Gemeinschaftsvorstellungen von Identität und Zugehörigkeit, Ausgrenzung und Diskriminierung speist.  Das Projekt fokussiert dabei auf städtische Gemeingüter, worunter hier die Schaffung und Bewirtschaftung (materieller und immaterieller) kollektiver Ressourcen und Räume als Grundlage demokratischer Teilhabe verstanden wird.

Kuratorisches Team: Anh-Linh Ngo, Mirko Gatti, Christian Hiller, Max Kaldenhoff, Christine Rüb (ARCH+), Elke aus dem Moore (ifa), Stefan Gruber (CMU)
Forschungspartner: School of Architecture, Carnegie Mellon University Pittsburgh and TU Berlin, Institute of Architecture, Prof. Rainer Hehl  

TOURNEE-ROUTE DER AUSSTELLUNG

Buenos Aires ist der vierte Ausstellungsort von An Atlas of Commoning. Diese Tourneeausstellung des ifa wurde 2018 zunächst im Künstlerhaus Bethanien in Berlin und 2019 an der Carnegie Mellon University in Pittsburgh, USA, gezeigt. Das Projekt ist derzeit in Südamerika unterwegs, wo es bereits vom 27. Mai bis 20. Juni 2022 an der Fakultät für Architektur der UdelaR in Montevideo vorgestellt wurde.

Nach ihrem Aufenthalt in der argentinischen Hauptstadt wird die Ausstellung nach Europa zurückkehren. Sie wird zunächst nach Athen und dann nach Belgrad fahren und anschließend weitere Stationen in Südosteuropa und im Mittelmeerraum ansteuern.

BIOGRAFIE MARKUS VOGL    

  ©   Markus Vogl
Markus Vogl, eingetragener Architekt und Stadtplaner, ist seit 2020 Partner im Studio Urbane Strategien GmbH in Stuttgart. Nach zehn Jahren freier Mitarbeit im renommierten Wiener Architekturbüro querkraft war er von 2014 bis 2019 selbstständig tätig als Partner im Büro UTA Architekten und Stadtplaner. Seit 2017 ist er Profesor titular am vom DAAD finanzierten und geförderten „Walter Gropius“ – Lehrstuhl der Fakultät für Architektur, Design und Urbanismus der Universität von Buenos Aires, Argentinien. Er lehrte an internationalen renommierten Hochschulen wie der TU Delft, der Akademie der bildenden Künste Wien, der Universität Wien und der Universität Innsbruck. Von 2013 bis 2017 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Stadtplanung und Entwerfen und ist seit dem Wintersemester 2022/2023 Vertretungsprofessor für Städtebau und Entwerfen am Städtebauinstitut der Uni Stuttgart. Sein kürzlich in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Martina Baum erschienenes Buch Täglich beschäftigt sich mit der Notwendigkeit von Öffentlichkeit, öffentlichem Raum und öffentlichen Gebäuden.

Details

MARQ (Museo de Arquitectura y Diseño)

Av. Del Libertador 999
(Esquina Av. Callao)
Buenos Aires