Arbeiten im Sommer: Jongleur
„Begeisterung ist das, was bleibt, nach einer Show“

Jongleur DJuggledy auf dem Festival Puebla in Mexiko
Jongleur DJuggledy auf dem Festival Puebla in Mexiko | Foto (Ausschnitt): © Jan Manske

Seit gut 15 Jahren ist der Berliner Jongleur DJuggledy in der ganzen Welt unterwegs - und das mittlerweile sehr erfolgreich. Auf der Straße, sagt er, geht es vor allem um eines: Performance.

Von Ula Brunner

Bühne frei für DJuggledy: Ein großer Platz, Open Air ohne Höhenlimit, Sommerwetter und natürlich seine Diabolos, Bälle und Jonglierstöcke – viel mehr braucht er nicht, um sein Publikum zu begeistern. Dreadlocks, grüngelber Jogginganzug und schnodderige Berliner Schnauze sind die Markenzeichen dieses Energiebündels. Mit seinen Kunststücken begeistert er die Zuschauer, lässt sein Diabolo, ein sanduhrförmiges Jongliergerät, geschickt um seinen Körper kreisen, schleudert es immer wieder meterhoch nach oben.

Wichtig ist der Kontakt zum Publikum
Wichtig ist der Kontakt zum Publikum | Foto (Ausschnitt): © Jan Manske
Der private DJuggledy heißt Jan Manske, ist gebürtiger Berliner, trägt Kurzhaarschnitt unter der Rasta-Perücke und hat auch sonst wenig Ähnlichkeit mit dem aufgedrehten Street-Performer: „Für mich ist die Arbeit ein energetischer Ausgleich. Ich kann mich total ausleben in der Show und bin danach sehr entspannt“, sagt er.

Seit gut 15 Jahren ist Manske mit seiner Jongliershow El Diabolo in ganz Europa unterwegs. Von Mai bis Oktober ist Hauptsaison für einen Straßenkünstler wie ihn. Dann finden die Festivals statt, die Outdoor-Veranstaltungen und Stadtfeste. Zwischen 50 und hundert Auftritten bestreitet er pro Saison, die meisten davon am Wochenende.
Kostümwechsel: im roten Outfit beim Festival International des Artistes de Rue in Vevey, Schweiz
Kostümwechsel: im roten Outfit beim Festival International des Artistes de Rue in Vevey, Schweiz | Foto (Ausschnitt): © Jan Manske
Irgendwann reißt er sich die Rasta-Perücke vom Kopf, schlüpft aus dem Jogging-Anzug und lässt in roten Shorts provokant die Hüften kreisen – ein kompletter Imagewechsel. Der Clou bestehe darin, das Publikum zu überraschen, sagt Manske: „Es ist egal, ob man mit drei oder acht Bällen jongliert, man muss die Leute irgendwie berühren. Begeisterung ist, was bleibt, nach einer Show.“
Jonglierübungen in Berlin
Jonglierübungen in Berlin | Foto (Ausschnitt): © Ula Brunner
Wer ihm zuschaut, glaubt nicht, dass hier ein Autodidakt zu Gange ist. Manske, Jahrgang 1976, entdeckte mit 16 den Spaß am Jonglieren. Zehn Jahre später fand er den Mut, sein Französisch-Studium und die bürgerliche Existenz aufzugeben, und sein Hobby zum Beruf zu machen. „Als ich anfing, war mir egal, wohin die Reise geht. Hauptsache unterwegs. Inzwischen fahre ich um die ganze Welt, ich war auf allen Kontinenten und in vierzig Ländern.“ Früher hat er vor allem von den Huteinnahmen gelebt, also den freiwilligen Spenden seiner Zuschauer. Mittlerweile wird er von vielen Festivals gegen feste Gagen gebucht. Das ist zumindest etwas Sicherheit in einem Beruf, in dem es wenig Sicherheit gibt.
Der Tourbus - getarnt als Fischverkauf
Der Tourbus - getarnt als Fischverkauf | Foto (Ausschnitt): © Ula Brunner
Festivals und Straßenfeste in München, Belgien und Prag stehen im Sommer 2018 unter anderem auf dem Programm. Meist reist Manske gemeinsam mit seiner Frau, einer israelischen Feuerkünstlerin, und dem vierjährigen Sohn. Dafür hat er einen großen Bus zum gemütlichen Wohnmobil umgebaut.
Mobiles Zuhause für die ganze Familie
Mobiles Zuhause für die ganze Familie | Foto (Ausschnitt): © Ula Brunner
Manchmal ist die Familie monatelang von einem Auftritt zum nächsten unterwegs, bevor sie in ihre Heimatstation zurückpendeln, die kleine Wohnung in Berlin-Kreuzberg. Auftritte müssen vorbereitet, das Auto gewartet und Kostüme gewaschen werden. DJuggledy zu sein – das ist auch anstrengend. Doch das Nomadenleben aufzugeben, kann sich Manske noch nicht vorstellen, zu sehr liebt er seine Unabhängigkeit, den großen Freundeskreis aus aller Welt, die Freiheit der Straße. „Und außerdem“, grinst Manske, „was gibt es Größeres als zu arbeiten, und die Leute applaudieren noch dafür!“

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