Deutsche sind pünktlich, humorlos, trinken Bier und sind Reiseweltmeister? Wir haben sieben Klischees über Deutschland auf den Prüfstand gestellt und Überraschendes herausgefunden.
Doch der Schein trügt: Im europäischen Vergleich liegt Deutschland nur auf Platz acht bei der PKW-Dichte. Sieben Länder haben mehr Autos pro Person – an erster Stelle Luxemburg, Italien und Polen – und im globalen Vergleich steht Deutschland sogar noch deutlich weiter hinten. Anders sieht das beim Radverkehr aus: Deutschland steht weltweit auf Platz drei der Länder mit den meisten Fahrrädern pro Kopf, übertroffen nur von den Niederlanden und Dänemark. Rund 90 Prozent aller Deutschen besitzen ein Fahrrad – aber nur etwas mehr als die Hälfte ein eigenes Auto.
Aber: Im weltweiten Vergleich liegt Deutschland nur auf Rang sieben beim Pro-Kopf-Bierkonsum. Platz eins belegt unbestritten Tschechien, es folgen Österreich, Litauen und Rumänien. Und auch der Titel der größten Braunation geht nicht an Deutschland – sondern an das bevölkerungsreiche China mit einem jährlichen Bierausstoß von rund 360 Millionen Hektoliter. Das größte Bierfest der Welt bleibt aber dennoch das Oktoberfest: Jährlich zieht es sechs Millionen Menschen nach München und es ist damit das größte Tourismus-Event des Landes.
Aber nun festhalten: Tatsächlich ist Berlin neunmal größer als Paris! Glauben Sie nicht? Flächenmäßig gesprochen natürlich. Und auch nur bezogen auf das Kern-Stadtgebiet. Der Ballungsraum Ile de France, der auch alle Vororte umfasst, ist deutlich größer. Übrigens hat Berlin auch mehr Brücken als Venedig: rund 900 an der Zahl, in Venedig sind es nur knapp über 400 (Deutschland-Meister ist es damit aber nicht – die Hafenstadt Hamburg kommt sogar auf knapp 2.500).
Insgesamt reisen die Deutschen gern und viel. Im letzten Vor-Corona-Jahr 2019 machten die 80 Millionen Menschen im Land rund 70 Millionen Urlaubsreisen. Auch Frankreich, Italien, Griechenland, Portugal – um nur einige zu nennen – kennen deutsche Tourismusfluten. Was man da kaum glauben mag: Am liebsten machen die Deutschen Urlaub in der Heimat, besonders beliebt sind Nord- und Ostsee. Die populärsten Auslandsreiseziele liegen aber tatsächlich am Mittelmeer – auch in Mallorca.
Anders sieht es aus, wenn man sich anschaut, ob diese Zeiten auch eingehalten werden. Die Deutsche Bahn scheint im Alleingang das deutsche Pünktlichkeitsklischee entkräften zu wollen: Die Tatsache, dass sich Reisende gerne schon um 14:38 Uhr über diese eklatante Verspätung beschweren, hält das Bahnunternehmen nicht davon ab, diese Empfindsamkeit ständig zu triggern. Den Verspätungsdaten aus dem Jahr 2022 zufolge ist Deutschland in Sachen Pünktlichkeit sogar klares Schlusslicht in Europa: Nur 65,6 Prozent der Fernverkehrszüge waren pünktlich. Das mag zwar auch an den unterschiedlichen Definitionen von Verspätung liegen, aber eben nicht nur. Spitzenreiter in Sachen Pünktlichkeit in Europa ist übrigens die Schweiz, weltweit ist es Japan: Die größte Bahngesellschaft gibt hier eine durchschnittliche Verspätung von 50 Sekunden bei Bahnfahrten an – Verzögerungen wegen Naturkatastrophen schon mit einberechnet.
Halten Sie sich fest – fragt man die Bewohner*innen der Grillnation nach ihren wirklichen Vorlieben, dann heißt es: Salat schlägt Schnitzel. Und Kartoffel schlägt Salat. Und an erster Stelle stehen: Nudeln! Und zwar deutlich – so hat es der Ernährungsreport der Bundesregierung herausgefunden. Spaghetti, Spätzle und andere Pasta sind die Lieblinge der Deutschen, deutlich abgeschlagen dahinter rangieren Kartoffel- und Gemüsegerichte. Und auch bei Liefergerichten gewinnt die italienische Küche: Pizza macht etwa Dreiviertel aller Onlinebestellungen aus. Was der Report allerdings auch bestätigt: Fleischverzehr ist männlich. Knapp die Hälfte der Männer in Deutschland isst täglich Fleisch – unter den Frauen ist es nur knapp ein Viertel.