Band des Monats
Die Höchste Eisenbahn

Foto der Band Die Höchste Eisenbahn
Die Höchste Eisenbahn | © Sonja Stadelmaier

Die Höchste Eisenbahn macht poetischen Indie-Pop – zum Tanzen oder Nachdenken.

Die Band entstand 2011 als gemeinsames Bandprojekt der beiden Singer/Songwriter Francesco Wilking und Moritz Krämer (beide Gesang und Gitarre), nachdem diese zusammen auf einem kleinen Festival gespielt hatten. Bald stießen noch Max Schröder (Schlagzeug) und Felix Weigt (Bass und Keyboard) dazu. 
 

Damit haben sich bei der Höchsten Eisenbahn vier Musiker zusammengetan, die schon einiges an Erfahrung haben. Alle vier haben schon in verschiedenen Bands gespielt (u. a. Tele, Tomte, Olli Schulz, Kid Kopphausen und Spaceman Spiff) und auch Soloprojekte auf die Beine gestellt und sich so in Musikkreisen einen Namen gemacht. 

Die Eisenbahn nimmt fahrt auf

Nach ersten live Auftritten, bei denen die Höchste Eisenbahn teilweise von Gisbert zu Knyphausen und Judith Holofernes, der Sängerin von Wir sind Helden, unterstützt wurden, folgte 2012 mit der EP „Unzufrieden“ die erste Veröffentlichung der Band. 2013 erschien dann ihr Debütalbum „Schau in den Lauf, Hase“, das von Publikum und Kritikern gleichermaßen begeistert aufgenommen wurde und vielfach sogar als das deutschsprachige Album des Jahres gefeiert wurde. Trotz des großen Lobs blieb die Band zunächst ein Geheimtipp – vielleicht ändert sich das mit dem Erscheinen ihres zweiten Albums „Wer bringt mich jetzt zu den Anderen“, das im August 2016 auf den Markt kam. Viele Konzerte ihrer Tour waren jedenfalls im Handumdrehen ausverkauft.

Poetische Alltagsgeschichten

Auf ihren Alben schaffen Die Höchste Eisenbahn eine Balance zwischen sehr tanzbaren Songs, die einen mit ihren swingenden Melodien und Beats überzeugen, nachdenklichen Nummern und Liedern über die Liebe, die, ganz ohne Schmalz und Pathos vorgetragen, wirklich ergreifend sind. Allen Songs gemeinsam ist die große Ausdrucksstärke ihrer Texte, aus denen eine große Sprachverliebtheit der beiden Songschreiber Francesco Wilking und Moritz Krämer spricht. Mit viel lyrischem Können erzählen sie Kurzgeschichten aus dem Alltag und fangen dabei Momente ein, die wir selber kennen. Tatsächlich kann man bei der Höchsten Eisenbahn von einer Alltagspoesie sprechen: mal melancholisch, mal humorvoll, aber immer mit großer Leichtigkeit und Authentizität erzählen sie aus dem Leben und machen dabei das Ungewöhnliche im Gewöhnlichen, das Poetische im Alltag für uns sichtbar.

In Isi hören wir z. B. die Kurzgeschichte von Robert und Isi, die uns die immer gleichen Schwierigkeiten und Unsicherheiten der Liebe vor Augen führt: "Isi steig nicht ein und hör' mir zu / Was ich sagen will ist so leicht zu verstehen / Du darfst nicht mit der Straßenbahn und sollst auch nicht zu Fuß / Du darfst überhaupt nicht mehr geh'n". Blume vom neuen Album handelt auch von der Liebe, allerdings von der erwachenden: "Alles was sein kann, ist so einfach, wenn du leicht bist, nicht wenn du's dir leicht machst." In Raus aufs Land zieht ein Paar aufs Land und scheitert daran: „Ist es das was du immer wolltest, was dir immer so stank? / In unserer Zwei-Zimmerwohnung, meintest du das mit raus aufs Land?“ In Egal wohin regen sich die beiden Sänger über die allgegenwärtige Werbeflut mit ihrer gezwungenen guten Laune auf: "Weil ich wütend bin, weil ihr überall seid, wo ich hingehen will, mit euren Traumreisen, euren Geldversprechen, eurem schneeweißen Smartphone-Lächeln."

Die Texte changieren von unterhaltsam und leicht verrückt zu romantisch und nachdenklich und sind dabei mit ihrer Ehrlichkeit immer wieder entwaffnend. Vorgetragen werden sie sowohl von Francesco Wilking, als auch von Moritz Krämer. Einige Lieder singen sie einzeln; bei anderen wechseln sie sich ab. Dabei ergänzen sich die markante, lässige Stimme von Francesco Wilking und der eher melancholische, fast zerbrechlich klingende Moritz Krämer wunderbar und machen die Stimmung ihrer Alben so besonders.

was hat es mit dem bandnamen auf sich?

Eine Sache, die an der Band sofort auffällt, ist der ungewöhnliche Bandname – woher kommt der eigentlich? „Höchste Eisenbahn“ ist ja eigentlich eine Redewendung, um zu sagen, dass es „höchste Zeit“ ist. Francesco Wilking erklärt, wie der Bandname entstanden ist: „Irgendwann hatte ich eine wache Sekunde, in der ich diesen Ausdruck gehört habe – die höchste Eisenbahn –, ohne dabei zu denken: Schnell, schnell, beeilen, sondern hab mir tatsächlich eine riesige, auf Stelzen fahrende Eisenbahn vorgestellt. Das war so ein magischer Moment, der sich sofort in eine Bandnamen-Assoziation umgewandelt hat“ (das ganze Interview). Diese Namensfindung kann man vielleicht als typisch für die Musik der Band ansehen: Die Höchste Eisenbahn nehmen eine Auszeit vom Gehetztsein, lassen die Gedanken schweifen und finden Raum für verspielte Bilder und Poesie im Alltag.
 

Diskographie:

2012: "Unzufrieden"-EP (EP, Tapete Records)
2013: "Schau In Den Lauf Hase" (Album, Tapete Records)
2016: "Wer bringt mich jetzt zu den Anderen" (Album, Tapete Records)

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