Band des Monats
Jens Friebe

Jens Friebe mit Mikrofon und Bühnenbeleuchtung
Jens Friebe | © X-tof Christoph Hoyer CC 4.0

“Wenn man nicht irgendwann im Laufe des Prozesses denkt: das ist wirklich großartig, dann stimmt irgendwas nicht. Das ist sozusagen die Messlatte.” Obwohl der Musiker aus Lüdenscheid oft eher nach Gefühl komponiert, lässt er sich bei experimentelleren Liedern gerne auch mal beraten, wie bei “Herr der Ringe”, ein Song aus seiner diesjährigen neuerschienenen Platte “Fuck Penetration”.

Seine Karriere als Schreiber für Veröffentlichungen wie Intro und Jungle World hatte schon längst angefangen, als Almut Klotz, Autorin und Indie-Musikerin, ihm 2002 einen Soloauftritt in ihrem Hamburger Vorprogramm anbot. Vor dieser Veranstaltung hatte er große Angst, jedoch kaufte er sich einen Drumcomputer und ein Stage-Piano und trat auf. Glücklicherweise befand sich im Publikum Jochen Distelmeyer (der Blumfeld-Sänger), dem den Auftritt so gefiel, dass er Alfred Hilsberg kontaktierte, um einen Vertrag mit Friebe abzuschließen.

Das Ergebnis: Sein erster großer Erfolg nach vielen Jahren in relativ unbekannten Bands, wie Parka und Bum Khun Cha Youth. Bei dem Pop-Album Vorher Nachher Bilder (2004) behandelt er Themen wie Sexualität, Narzissmus und Widersprüchlichkeiten und das alles entweder im Elektropop- oder Klavierballaden-Stil. Er spielt außerdem mit Rollenklischees und Mehrdeutigkeiten. Indem er roten Lippenstift aufträgt, zeigt er seine Androgynie und zwinkert mit schwulen Gesten der LGBT-Gemeinschaft zu.

Ich bin Alphatier
Call me queer
Ich schau Fußball und trink Bier
Ich schlafe mit Frauen
Call me queer


Friebe gesteht, dass er von Fun-Punk-Bands wie Die Ärzte und Die Goldenen Zitronen, aber auch von Foyer Des Arts beeinflusst wurde. Bei der Folgeplatte In Hypnose (2005) lassen sich allerdings die Songs, die mit Hilfe von Herman Halb arrangiert wurden, als Indie-Rock und Elektro-Pop definieren. Der Musiker stellt dadurch klar, dass er sich nicht auf einen Stil beschränken möchte. 2007 lässt er sich auf die Literatur ein mit dem Buch 52 Wochenenden und beweist dabei sein sprachliches und gedankliches Talent. Das Buch handelt von den Erfahrungen bei seinen Tourneen und seinen nachtaktiven Erlebnissen in Großstädten. Mit seinem Buch schafft er es, die Atmosphäre und Szene der Pop-Künstler in Berlin widerzuspiegeln.

Im selben Jahr veröffentlicht er auch das Album Das mit dem Auto ist egal, Hauptsache dir ist nichts passiert, mit den Songs Du freust dich ja gar nicht, Frau Baron und Was es will.

Nicht nur Balladen-Profi

Auf seinem vierten Album Abändern (2010) spielt Friebe ungewöhnlicher Weise Klavier, aber nicht so wie bei Pop-Balladen üblich, sondern eher im rockigen und R´n´B Stil von Little Richard. Dies merkt man vor allem bei den Liedern Reste, Verbotene Liebe und Sei Mein Plus Eins, während das eingängige Theater eher einen Punk- und Electronic-Touch hat. Das Lied Königin im Dreck, eine Liebeserklärung an Ronald M. Schernikau (1960-1991), einen kommunistischen, homosexuellen Dichter, ist hierbei nicht zu vergessen.
 


In Zusammenarbeit mit dem Produzenten Berend Intelmann und dem Schlagzeuger Chris Imler veröffentlicht er 2014 sein 5. Album Nackte Angst Zieh Dich An Wir Gehen Aus. Friebe erinnert uns mit der Platte an seine ersten Alben mit schönen, aber traurigen Liedern, wie Zahlen zusammen gehen getrennt. Britisch wie nie zuvor und balladenmäßig erscheint er noch einmal letztes Jahr mit seinem sechsten Solo-Album Fuck Penetration. Und wir haben gute Nachrichten für Sie, denn seine nächsten Konzerttermine stehen vor der Tür!
 

DISCOGRAPHIE:

2018: Fuck Penetration
2014: Nackte Angst Zieh Dich An Wir Gehen Aus
2010: Abändern
2007: Das mit dem Auto ist egal, Hauptsache dir ist nichts passiert
2007: 52 Wochenenden (Buch)
2005: In Hypnose
2004: Vorher Nachher Bilder

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