Band des Monats
Kat Frankie

Kat Frankie in Hamburg
© Harry Horstmann

Für Kat Frankie ist klar: if I’m boring myself, nothing’s ever going to get done! Zur Begeisterung ihrer Zuhörer*innen, die sich immer wieder überraschen lassen dürfen. Seit einigen Jahren ist die Künstlerin nun schon mit ihrer Musik als Solo-Performerin oder als Kollaborationspartnerin engagiert; die Vielschichtigkeit ihres Musikschaffens macht oft glauben, es würden gleich mehrere Kat Frankies existieren. Doch eines verbindet sie alle: eine Stimme, die ihre Zuhörer*innen wohl allerorts wiedererkennen könnten.

Von Tara O'Sullivan

Bereits als Kind hatte sie unaufhörlich singen und immer wieder neue Lieder erfinden können, erzählt Kat Frankie von sich selbst: “I don’t really know why - my theory is that when we sing to ourselves or to others, the soundwaves create lots of nice vibrations in our bodies. I was a creative child, and I think it just felt good to sing”, so Frankie in einem Interview.  Singen ist hier ein körperliches Empfinden, das sich auch auf andere überträgt; es stiftet Verbindungen zwischen uns. Eben jene verbindenden Momente sind besonders prägend für die Arbeiten der Musikerin. die unweit der australischen Großstadt Sydney aufgewachsen ist. Nach ersten Auftritten im Jahre 2002, veröffentlichte Frankie im Dezember 2003 ihre erst EP: Outside. Sie trat zwar in den Folgejahren bei weiteren Veranstaltungen und im Rahmen unterschiedlicher Festivals auf, doch war die Musik zu dieser Zeit noch nicht ihre hauptberufliche Tätigkeit.  Um sich das Leben in Sydney finanzieren zu können, arbeitete sie nach dem Abschluss ihres Design-Studiums als Innenarchitektin und ging nicht den für ihre Branche klassischen Weg der Musikausbildung. Erst die Ankunft in Berlin ermöglichte es der Künstlerin, auch in der deutschen Musikbranche Fuß zu fassen.

Der Sprung nach Berlin

Es kam 2004 zu jenem Sprung, mit dem sich Kat Frankie in den Berliner Kreuzberg wagte und wo sie mit ersten Auftritten auf ihre Person, ihre Arbeiten aufmerksam machte. Als sie nach Berlin kam, wollte sie Teil der deutschen Musikszene werden; was ihr gelungen sei, so Frankie. Und trotzdem, führt sie weiter aus, gäbe es eine Besonderheit: diesen Kontrast, in der deutschen Musikszene beheimatet zu sein, und zugleich hauptsächlich im Englisch zu schreiben, zu singen. Ein Kontrast, der der sich auch auf ihr Musikschaffen auswirkt. Doch schließlich, so die Antwort auf die Frage, ob sie sich in Deutschland manchmal noch seltsam fühle: “...at the end of the day, if there are people, who are supportive of me, I don’t care, which country it’s in. And somehow, it has become this career and I’m lucky that I get to make, what I make. I don’t really think about it”.

In Berlin, wo sie doch länger blieb als anfangs erwartet, gewann sie mit ihrem dort entstandenen Song 'The Wrong Side of Midnight' einen Jaxter-Award für junge australische Songwriter*innen. Für Aufsehen sorgte auch der 2007 auf der 57. Berlinale gezeigte Film BerlinSong für den Frankie das Lied 'The Faint-Hearted Ones' verfasste. 2007 erschien das Album Pocketknife, 2010 folgt The Dance of a Stranger Heart sowie 2012 Please Don't Give Me What I Want. Mit ihrem 2018 erschienenen Album Bad Behaviour begibt sich die Künstlerin im Frühjahr desselben Jahres auf Deutschlandtournee.

Zu ihrem Musikschaffen gehört auch die Auseinandersetzung mit dem Hierarchiegefälle zwischen weiblichen und männlichen Künstler*innen; nur eine von vielen Ungleichheiten in der Musikbranche, auf die Frankie immer wieder in unterschiedlichen Gesprächen aufmerksam macht. Für Frankie ist Musik eine Möglichkeit, das Gespräch zu suchen. Es geht ihr in ihrer Arbeit auch darum, über die Musik einen Raum zu gestalten, in dem ein Dialog sich ereignen kann, Fragen anzustoßen und zum Nachdenken zu bewegen. So ist das Musikschaffen für sie stets verbunden mit der Frage, nach der Rolle von Kunst, von Künstler*innen und der Möglichkeit ihrer Positionierung im öffentlichen Raum.

Berlin Cops
Do not like public assembly
Berlin Cops
Are not particularly friendly

Have you got a protest song
Put a cop to all the docks
Why don‘t you rest man

Some of us have hearts
And some of us have truly loved one

I feel I'm beating every day
I go away to get my own
Against the world next day

What's the clever gone do
Don't you stop a Berlin Cop
It‘s after you

Ein Verwandlungstalent

Es sind nicht nur ihre Zuhörer*innen, die das Musikschaffen Frankies eifrig mitverfolgen, es sind zugleich auch anderer Musiker*innen, mit denen sich die Künstlerin zusammenfindet und einen Austausch initiiert. So war für Clueso klar, Kat Frankie sollte es sein, mit der er den Song 'Wenn du liebst' aufnehmen wollte. Zusammen mit Chris Klopfer gründete sie das Duo Keøma, mit Konstantin Gropper von Get Well Soon entstand der Song 'When You're Near to Me' für die Show von Schulz & Böhmermann, und im letzten Jahr erscheint 'Love' in Zusammenarbeit mit Fama M´Boup.

Auf ihrem neuesten Album Shiny Things (2022) spielt die Musikerin mit Ästhetiken des Barock, und zeigt sich dabei auch für die Musikvideos in aufwendigen Kostümen als Verwandlungstalent. Jedes Projekt, das im Zusammenspiel mit anderen Musiker*innen oder auch als Solo-Titel erscheint, verwundert häufig mit einem Bruch zum Vorangegangenen, mit einem Wandel oder einer Neuartigkeit. So auch die Arbeit des B O D I E S Kollektivs, in dem Frankie nun seit einigen Jahren mit anderen Musikerinnen zusammenarbeitet. In diesem Jahr ist das Kollektiv auf Tournee und fasziniert mit Auftritten, bei denen der Körper auch dem Publikum in seiner Instrumentalität erfahrbar wird. Dabei experimentiert B O D I E S mit bereits existierenden Songs von Frankie und bereitet diese in einer A-Capella-Version neu auf.
 

Der Körper als Instrument

B O D I E S ist das Zusammenspiel von acht Künstlerinnen in einer A-Cappella-Show, ganz ohne Instrumente. Es ist vor allem das Zusammenklingen der Stimmen, die Harmonien, in denen sie anklingen, und auch im Konzerthaus fortklingen, was den Raum bei den Konzerten der Gruppe in besonderer Weise erfahrbar werden lässt. Die Auftritte zeichnen sich auch aus durch die Bewegung der Musikerinnen im Raum, die Art und Weise wie die Klangmöglichkeiten der Stimme dadurch stets aufs Neue vor und mit dem Publikum erprobt werden; bereits an zahlreichen Orten, wie dem RBB Sendesaal in Berlin, der Elbphilharmonie in Hamburg oder dem Konzerthaus Dortmund. Neben Stimme und Bewegung, experimentiert das Kollektiv ebenso mit Farben, die vor allem über die Kleidung auf der Bühne wirken.

Bei der Aufnahme von 'Joan Didion' bei der Auditorium Live Session in Berlin, ist es die Farbe Schwarz, die den weißen Hintergrund kontrastiert.  Für 'Requiem for a Queen' erscheint das Kollektiv in unterschiedlichen Grün-Tönen. Der Name B O D I E S verweist also immer schon auf die Dimension des Sinnlichen, die das Kollektiv mit seiner Musik anspricht. Denn wer hört, kann auch sehen. Und wenn die Aufmerksamkeit der Sinne durch Impulse von Stimme, Bewegung und Farbe intensiver konzentriert wird, kann auch das Klangerlebnis wieder ein anderes sein:
 

Diskografie:

Alben
2007: Pocketknife
2010: The Dance of a Stranger Heart
2012: Please Don’t Give Me What I Want
2018: Bad Behaviour 
2022: Shiny Things 

Band des Monats auf Spotify

Jeden Monat stellen wir euch eine Band oder eine*n Sänger*in aus einem deutschsprachigen Land vor – den Musikstilen sind keine Grenzen gesetzt. Mit dieser Playlist könnt ihr in die Musik der vorgestellten Künstler*innen hineinschnuppern.

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