Kinoche Jutta Brückner: Hungerjahre – in einem reichen Land

s/w Eine jugendliche Person mit geflochtenen Zöpfen hängt Wäsche auf. Hinter der Wäscheleine schaut eine Frau das Mädchen an. © Jutta Brückner

Di, 06.06.2023

20:00 Uhr

Goethe-Institut Lyon

Spielfilm, BRD 1980, 114 min. | Kinoche-Reihe "Jugend in Deutschland"

Es ist 1953: Ursula Scheuner ist 13 Jahre alt, die Bundesrepublik 5. Die Welt der Erwachsenen ist die des Adenauer-Staates, der Fress-, Wohnungs-, Kleidungswelle; ein halbes Land nach einem Krieg – die Zeit der Restauration alter Werte und der Hochschätzung neuer Waren – die Zeit, in der mit dem Wort ‚Freiheit‘ alles totgebrüllt wurde.

Ursula wird konfrontiert mit der politischen Unentschlossenheit und den privaten Lügen ihres Vaters, dem eisernen Konsumwillen, dem großen Nachholbedürfnis und der angstvollen Sexualfeindlichkeit ihrer Mutter. Ursula liebt ihre Eltern, möchte gern Vaters klügste Tochter und Mutters schönster Sohn sein. Aber was bedeutet es, zur Frau zu werden, in einer Welt, in der Sexualität nur Anlass zu Stammtischwitzen ist?
 


HUNGERJAHRE ist ein Film über eine Jugend im Deutschland der 50er Jahre, über eine Tochter und eine Mutter und ihre schmerzliche Beziehung von Abhängigkeit, Liebe und Hass. Geprägt durch ihre eigenen Erfahrungen erzählt Jutta Brückner einfühlsam von einem Mädchen, das erwachsen werden soll, aber nicht weiß, wie. Der Film wurde mehrfach ausgezeichnet und erhielt u.a. den Preis der Internationalen Filmkritik (FIPRESCI) in Berlin sowie zahlreiche Publikumspreise.

Jutta Brückner ist Autorin, Regisseurin und Produzentin. Von 1984 bis 2006 unterrichtete sie als Professorin für narrativen Film an der UdK Berlin, seit 2009 ist sie Direktorin der Sektion Film- und Medienkunst an der Akademie der Künste in Berlin. In ihren vielfach national und international ausgezeichneten Filmen vermischt Brückner oftmals Dokumentarisches und Fiktives. Für ihr Gesamtwerk wurde erhielt sie den „Tribute for outstanding achievement in the art of film“.

In Kooperation mit dem DAAD, der Universität Lumière Lyon 2 und der ENS Lyon.

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