Residenzstipendium Residenzstipendium Cassis - Fondation Camargo

Campus Viviana der Fondation Camargo in Cassis © Fondation Camargo

Do, 06.04.2017 –
Di, 02.05.2017

Fondation Camargo

Vierwöchiges Residenzstipendium im französischen Cassis

Infolge ihrer Erfahrungen mit dem ersten Residenzstipendium im Jahr 2014 haben das Goethe-Institut und die Stiftung Camargo beschlossen, ihre Zusammenarbeit fortzusetzen und weiterhin den internationalen Austausch zwischen Künstlern und Forschern im Herzen der europäischen Mittelmeerregion zu fördern. Das Thema Migration, in seinem Verhältnis zu Raum, Identitäten (des eigenen Selbst und des anderen), Kultur, Politik oder Wirtschaft stellt eine der größten Herausforderungen dar, die sich unseren Gesellschaften heutzutage stellt Diese Herausforderungen ließen sich mit einer interdisziplinären Herangehensweise an der Schnittstelle zwischen künstlerischen, kulturellen und akademischen Praktiken angehen, und zwar mit einem Augenmerk auf Entterritorialisierung, Reterritorialisierung, Hybridität, Identitätserfahrung und das Aufeinandertreffen der Kulturen. Das Residenzstipendium soll eine Reflexion über Zusammenhänge zwischen Migration und ästhetischem Schaffen sowie über die Rolle der Kunst, seiner Ethik und der von ihr beförderten politischen Botschaft ermutigen, fördern und begünstigen.

Residenten: Darja Stocker und Mohamedali Ltaief

Mobilität von Reden, Mobilität von Bildern

Was ist also dieses Gegenbild, diese Gegenangst?

„Die Tatsache, dass letztendlich wenige Sachen gesagt werden können, erklärt, weshalb Aussagen nicht unendlich transparent, wie die Luft, die wir atmen, sind – sondern eher Sachen, die sich übertragen und aufbewahren, die einen Wert haben, die man sich aneignen möchte, die man wiederholt, wiederherstellt und verändert. Sachen, die man mit bestimmten Wegen vermischt und denen man einen Status in einer Institution verleiht; (…)“
Seltenheit, Äußerlichkeit, Kumulierung
Michel Foucault, Archäologie des Wissen

Der Künstler und Performer Mohamedali Ltaief und die Autorin und Regisseurin Darja Stocker wurden in den letzten Jahren mit den gleichen Fragen und Themen konfrontiert. 2013 haben sie begonnen, den Dokumentarfilm Philosophers Republic (in Postproduktion) zu drehen, gefolgt von weiteren visuellen und szenischen Projekten in Kairo, Tunis, Rom und Berlin, sowie von Performances: Zornig geboren für das Theater in Freiburg, Atigone, nowhere in peace für das Theater in Basel und Caliban Cannibal im Rahmen des Projektes Animale politico 2011/2068 mit und unter Direktion der Theatergruppe Italien Motus.

Ausgangspunkt Cassis
Krieg als geopolitische Domination, aber auch geolinguistisch und ästhetisch. Die Prosareisen und die Reisen der Ikonen sowie auch die Bilder und Diskurse kreuzen die Erzählungen der Kunst hergestellt aus der Struktur der modernen Welt.

Eine erste Anspielung des arabischen Philosophen Abû Hayyân al-Tawhîdî (zehntes Jahrhundert) über die Frage des „Ausländers“ und Michel Foucault (Postmoderne) über die Idee des Außen-Innen werden unsere Verbündeten sein bei der Analyse der verschiedenen Bereiche der „beweglichen Geografie“, welche die Diskurse der Staaten und ihrer Entstehungs- und Verbreitungsorte verändert und neu zeichnet. Wie werden die verschiedenen Diskurse herausgefordert, wie wird ihnen getrotzt oder wie werden sie an den verschiedenen Orten der globalisierten Bewegung angenommen? Wie entstehen Stereotypen in den Diskursen der Rechtsextremisten in Deutschland, vor allem, wenn sie sich mit „salafistischen“ Diskursen über die „Angst“ und die Idee des „Anderen“, des „Ausländers“, des „Entfernten“, des „Unbekannten“ abwechseln oder sogar anschließen?

Welche Art von Annäherung hat es ermöglicht, einen solchen globalen, „faschistischen“ oder „gegenmenschlichen“ Diskurs entstehen zu lassen, welches Bild bekommen wir von Krieg oder Sicherheit? Die Wörter überschreiten die Grenzen und das Zusammenfügen von Seltenheiten, welche sich überall einprägt, werden zur Totalität, eine Übermittlung von täglicher Angst.

Mit ihrer artistischen Recherche wollen sie die verschiedenen Formen der Diskurse, die als Wert oder Motor einer politischen oder ästhetischen Tendenz oder auch als soziale Meinung gelten, einfangen. Es ist wie die bildende Kunst, das Theater oder die Literatur, die versuchen, Stereotypen von aktuellen Diskursen zu trotzen oder sie in Frage zu stellen – Sie finden sich manchmal in einer Falle wieder, diese wieder zu geben und sie zu verbreiten… in einer Geschwindigkeit von „Wörtercollagen“ und Bilder unerwarteter Kriege … Die Kunst riskiert die Verharmlosung des Versuches der Kulturalisierung der Angst und der Illusion der Sicherheit.

 

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