Buchgespräch Steffen Mau

Foto von Steffen Mau © Marten Körner SV

Do, 15.06.2023

19:00 Uhr – 20:30 Uhr

Goethe-Institut Paris

Sortiermaschinen. Die Neuerfindung der Grenze im 21. Jahrhundert

Der kosmopolitische Traum von einer grenzenlosen Welt hat in den letzten Jahren tiefe Risse bekommen. Aber war er überhaupt jemals realistisch? Steffen Mau zeigt, dass Grenzen im Zeitalter der Globalisierung von Anbeginn nicht offener gestaltet, sondern zu machtvollen Sortiermaschinen umgebaut wurden. Während ein kleiner Kreis Privilegierter heute nahezu überallhin reisen darf, bleibt die große Mehrheit der Weltbevölkerung weiterhin systematisch außen vor.

Während die Mobilität von Menschen über Grenzen hinweg in den letzten Jahrzehnten stetig zunahm und Grenzen immer offener schienen, fand gleichzeitig eine in Wissenschaft und Öffentlichkeit unterschätzte Gegenentwicklung statt. Vielerorts ist es zu einer neuen Fortifizierung gekommen, zum Bau neuer abschreckender Mauern und militarisierter Grenzübergänge. Grenzen wurden zudem immer selektiver und – unterstützt durch die Digitalisierung – zu Smart Borders aufgerüstet. Und die Grenzkontrolle hat sich räumlich massiv ausgedehnt, ja ist zu einer globalen Unternehmung geworden, die sich vom Territorium ablöst.

Der Soziologe Steffen Mau analysiert, auf welche Weise und mit welchen Mitteln die neuen Sortiermaschinen Mobilität und Immobilität zugleich schaffen: Für erwünschte Reisende sollen sich Grenzen wie Kaufhaustüren öffnen, für andere sollen sie fester denn je verschlossen bleiben. Nirgends tritt das Janusgesicht der Globalisierung deutlicher zutage als an den Grenzen des 21. Jahrhunderts.   

Steffen Mau präsentiert sein Buch, das 2022 für den deutschen Sachbuchpreis nominiert wurde, im Gespräch mit Christian Wille (Universität Luxemburg) und Sylvie Grimm-Hamen (Université de Lorraine). Das Gespräch wird moderiert von Falk Bretschneider (EHESS). 
 
In Zusammenarbeit mit dem Verlag Maison des sciences de l’homme, der EHESS (École des hautes études en sciences sociales) und dem Centre Georg Simmel


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