Architekturresidenz Kathrin Wildner in Marseille

Mi, 06.02.2019 –
So, 17.02.2019

Friche la Belle de Mai, Petirama

Fortsetzung der Architekturresidenz von Kathrin Wildner

Seit 2017 organisieren das Goethe-Institut Marseille, La Fondation Camargo und der Fonds Régionaux d'Art Contemporain Provence-Alpes-Côte d'Azur jährlich eine Architektur-Residenz. Das Programm richtet sich an in Deutschland lebende Künstler, Urbanisten und Architekten, die sich in ihrer Arbeit mit für Marseille relevanten urbanen Themen auseinandersetzen. Beginnend mit der Residenz von Erik Göngrich im Sommer 2017, wurde im Sommer 2018 die Hamburger Stadtethnologin Kathrin Wildner nach Marseille eingeladen. Der zweite Aufenthalt von Kathrin Wildner im Februar 2019 findet im Rahmen der Projekte „Freiraum“ des Goethe-Instituts und „Démarches des marches“ der Fonds Régional d'Art Contemporain Provence-Alpes-Côte d'Azur statt. 

La Joliette, ehemals das Wirtschaftszentrum von Marseille, nach einem Niedergang der Hafenindustrie, nun durch großflächige urbane Umstrukturierungen markiert; liegt zwischen dem unerreichbaren Meer und Schnellstraßen, flirrenden Neubauten und den Baustellen weiterer Großprojekte. Unter dem Motto „Le second souffle de la Joliette“ soll hier das größte „quartier d'affaire du sud, le cœur économique de la métropole“ entstehen. Ein neuer Lebenshauch, frischer Wind und heftiges Rauschen. Welche Schichten von Stadtvorstelllungen und Planungen, Alltagsleben und Widerständen lassen sich in diesem dichten urbanen Nebeneinander finden? Welche Spuren von Vergangenem und Zukünftigem?
 
Ausgehend vom FRAC als Gebäude und Institution erkundete Kathrin Wildner während ihrer ersten Residenz im Sommer 2018 die gegenwärtigen Prozesse der urbanen Umstrukturierung. Als ethnographische Stadtforscherin konzentrierte sie sich auf alltägliche Erscheinungen. Vor Ort, auf der Straße, versuchte sie hinter den Oberflächen etwas über den gesellschaftlichen Raum, seine Materialität, Interaktionen und Diskurse zu erfahren; temporäre Zonen, Übergänge und Widersprüche und spaces of unlikely encounters aufzuspüren.
 
Anknüpfend an Momente der Promenadologie und des Umherschweifens, erschließt sie sich einen Ort gehend. Gehen als Alltagspraxis, Werkzeug der Forschung und Instrument der Wissensproduktion, als eine kritische Waffe. Das Gehen soll hier allerdings nicht von den Blicken gelenkt werden, sondern durch das Hören, um über die vertrauten Ansichten hinaus andere Eigenschaften (und Potentiale) des Ortes zu aufzuspüren und zu versammeln. „Le souffle de la Joliette“ - Lässt sich Veränderung hören? Was ist der Sound urbaner Transformationsprozesse? Was ist das Rauschen der Stadt?
 
Ziel des zweiten Aufenthalts von Kathrin Wildner im Februar 2019 in Marseille ist die Verarbeitung ihrer Ergebnisse und Tonaufzeichnungen, die vergangenen Sommer in La Joliette von ihr aufgenommen wurden. In Zusammenarbeit mit Katharina Kellermann entsteht aus den Tonaufnahmen ein Hörstück. Diese wird vom 14. bis 17. Februar im Petirama der Friche la Belle de Mai zu hören sein. Am 15. Februar um 18h30 wird Kathrin Wildner das Hörstück der Öffentlichkeit vorstellen.

Biografie 
Kathrin Wildner (Dr. phil.) forscht als Stadtethnologin in New York, Mexiko-Stadt, Istanbul, Bogotá und anderen urbanen Konglomerationen. Ihre Forschungsschwerpunkte sind ethnographische Methoden und künstlerische Praktiken der Raumanalyse, Theorien des öffentlichen Raumes und transnationaler Urbanismus. Sie ist an zahlreichen internationalen Projekten, Publikationen und Ausstellungen beteiligt.
Sie ist Gründungsmitglied der Gruppe „metroZones“ und war 2014 bis 2016 Gastprofessorin im
Masterstudiengang Raumstrategien der Kunsthochschule Berlin Weißensee. Zurzeit ist sie Professorin im Fachbereich Kultur der Metropole an der HafenCity Universität Hamburg. www.kwildner.net


Im Rahmen des Projektes Freiraum des Goethe-Instituts Marseille und „Démarches des marches“ der Fonds Régionaux d'Art Contemporain Provence-Alpes-Côte d'Azur und La Fondation Camargo.

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