Ciné mardi Wild

Frau mit Wolf ©Heimatfilm

Di, 16.10.2018

18:30 Uhr

Goethe-Institut Toulouse

Regisseurin: Nicolette Krebitz, OmU, Farbe, 97 Min., 2016

WILD erzählt von der Liebe zwischen einer Frau und einem Wolf - und erforscht unerschrocken die Grenzen zwischen menschlicher und tierischer Natur

Ania ist Angestellte in der IT-Branche. Sie hat es sich irgendwie in einem Leben eingerichtet, das sich doch nicht so recht wie das ihre anfühlt. Ihr Job ist angesiedelt zwischen Dauerpraktikum, Aushilfskraft und Bedeutungslosigkeit. Auf dem Weg zur Arbeit nimmt sie stets eine Abkürzung durch einen Vorstadtpark. Anias Leben erscheint trostlos, eine Art leblose Vorhölle der ausweglosen Angepasstheit. Dennoch ist Ania alles andere, als die Hauptfigur in einer Sozialstudie, denn zunehmend strahlt sie eine fremde Grazie aus.

Alles fängt an mit einer seltsamen Begegnung: Mitten im Park steht sie einem Wolf gegenüber. Sie sehen sich direkt in die Augen – und es kommt ihr so vor, als wäre ihr bisheriges Leben ein Witz. Der Moment lässt sie nicht mehr los, genau wie der Gedanke den Wolf wieder zu finden und ihn nie mehr gehen zu lassen. Sie wird zur Jägerin, legt Fährten und schafft es schließlich, den Wolf zu fangen. Sie sperrt ihn in ihrer Hochhauswohnung ein - und löst sämtliche Fesseln ihres bisherigen bürgerlichen Lebens. Sie liefert sich dem wilden Tier aus, lebt mit ihm, zieht mit ihm herum und später fort.

Das immer wieder Erstaunliche am Verlauf dieser Geschichte ist das Ausbleiben von allem Ostentativen. Kein großer Ausbruch, kein klarer Schlussstrich, kein letztes Gefecht. Alles geschieht aus einer inneren Notwendigkeit heraus. Anias Weg in diesem Film ist eigentlich nicht denkbar, dennoch geht sie ihn mit größter Selbstverständlichkeit. Und das macht die Verwirrung, die Irritation und die Überwältigung dieses Films aus.

Kritiken

"Wild ist ein stiller Thriller, der (…) die beruhigenden Abgrenzungskategorien zwischen Spiel und Leben auflöst." (Tagesspiegel)
"Gekrönt wird dieses Filmkunstwerk (…) vom Spiel Lilith Stangenbergs. Die Figur der Ania ist beispiellos. Die Rolle lässt sich nicht aus irgendeinem Typus herleiten. Sie muss, sozusagen in jeder Faser, erfunden und erlebt werden. Mit welcher Radikalität, welcher Demut und welchem Menschenverstand Lilith Stangenberg das macht, das verschlägt einem den Atem." (Die Welt)

Biografie

Nicolette Krebitz absolvierte eine Tanzausbildung am Berliner Ballett-Centrum und lernte Schauspiel an der Fritz-Kirchhoff-Schule. Krebitz arbeitet seit Anfang der 1990er überwiegend als Darstellerin sowie Synchron- Hörspiel-, und Hörbuchsprecherin.

2001 produzierte und inszenierte sie mit „Jeans“ ihren ersten eigenen Spielfilm. 2007 folgte ihre zweite Regiearbeit „Das Herz ist ein dunkler Wald“ mit Nina Hoss in der Hauptrolle. Ihr Film WILD feierte im Januar 2016 beim Sundance-Film-Festival Weltpremiere.

 

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