Ciné-mardi Kroko

Blondes Mädchen mit genervtem Blick © Ventura Film

Di, 04.12.2018

18:30 Uhr

Goethe-Institut Toulouse

Kroko

Regie: Sylke Enders, Farbe, 92 Min., 2003

Ein "cooles" Mädchen im Wedding macht plötzlich eine unangenehme Erfahrung: sie muss in einem Behindertenheim mithelfen. So unnahbar sie sich zuerst gibt, ganz allmählich lernt sie die Menschen mit Behinderung besser verstehen, und vielleicht auch aus ihrem eigenen Leben mehr zu machen.

Kroko nennt sich das sorgfältig zurechtgemachte Mädchen im Wedding, das weder auf die Schule geht noch arbeitet, sondern lieber mit Freunden in Kneipen herumhängt, auch mal in Läden klaut und ihrer Mutter sichtlich auf die Nerven geht. Sie ist ganz "cool", aber plötzlich wird es ernst. Bei einer wilden Autofahrt ohne Führerschein und mit einem "geliehenen" Auto kommt es zu einem Unfall und sie wird zum Sozialdienst in einem Behindertenheim verurteilt. Das ist für sie zuerst eine Zumutung. Immerhin, sie fährt mit den Behinderten an einem Wochenende aufs Land, aber dabei verursacht sie einen Anfall eines Patienten. Als sie nach Berlin zurückkehrt, ohne sich abzumelden, verzichtet das Behindertenheim auf ihre Anwesenheit. Mit ihrem Freund verkracht sie sich auch und die Mutter wirft sie zuhause hinaus. Da geht Kroko für eine Nacht zurück ins Heim und kehrt dann zu ihrer Mutter zurück. Jetzt interessiert sie sich etwas mehr für die Behinderten. Sie geht mit ihnen auf eine Kirmes, solidarisiert sich mit ihnen, als der Freund auftaucht und ist sogar bei einem Theaterabend für das Heim dabei. Und jetzt findet sie auch mehr Kontakt zu einem der früheren Freunde, der das Nichtstun leid ist.

Das Porträt von Kroko gewinnt im Laufe des Films nicht nur Relief im Kontakt mit den Menschen mit Behinderung, sondern auch im gezeigten Verhältnis zu ihren Freunden. Man wundert sich fast, wie lange der Freund von Kroko es mit ihr aushält.

Die Regisseurin Sylke Enders verurteilt nicht und stellt kein Lamento über den Zustand der Gesellschaft an. Es werden keine Erklärungen gegeben, sondern die Menschen werden in ihrer sozialen und individuellen Bedingtheit gezeigt. Der Film ist ehrlich genug, das Ende offen zu halten.
 

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