Filmvorführung Jöns Jönsson: Axiom

Mann im Seitenprofil © Martin Menke / BonVoyage

Mi, 26.04.2023

19:00 Uhr

Goethe-Kino (Kinovorführung)

Wir treffen Julius zum ersten Mal bei seinem Job als Wachmann in einem Kunstmuseum. Während er die Besucher*innen beobachtet, die zwischen den Kunstwerken umherwandern, können wir ihn beobachten, einen jungen Mann mit lockigem Haar und einem netten Aussehen. Nett wirkt er auch, wenn er in der Pause mit seinem neuen Kollegen Erik plaudert und ihn mit anderen Freunden zu einem Bootsausflug einlädt. Es ist ein Ausflug, der schon einige Male verschoben wurde. Doch dieses Mal kommt die kleine Gruppe tatsächlich in der Nähe ihres Ziels auf dem Land an. Bis zum Boot ist es nur ein kleiner Fußmarsch. Aber wieder wird die Party daran gehindert, das Boot, das dieses Mal schon in Sicht ist, zu erreichen. Liegt es vielleicht an Julius selbst, dass dieses Boot, das seiner Familie gehört (seiner aristokratischen Familie wohlgemerkt!), so unerreichbar scheint?

Es ist schwierig, mehr über Jöns Jönssons zweiten Spielfilm zu sagen, der 2022 in der Encounters-Sektion der Berlinale uraufgeführt wurde, ohne ihm die Spannung zu nehmen und die sorgfältig geplante Serie subtil platzierter Hinweise zu verderben, die unsere wechselnde Wahrnehmung von Julius steuern. Wer ist er oder ist er nicht - der Sohn von Aristokraten, ein Architekt, ein liebevoller Freund, ein Meister der Manipulation oder eine verlorene Seele? Der Film führt uns durch eine Reihe präzise ausgearbeiteter Szenen, die Julius in verschiedenen sozialen Konstellationen zeigen. Nie können wir uns sicher sein, wie viel an Julius „gefaked“ oder echt ist. Zu Beginn des Films sagt Julius der Ausflugsgruppe: „Was wir machen und wie wir sind, wird doch entschieden von dem, was wir von uns glauben, also auf den aktuell herrschenden Werten.“ Dies scheint das Axiom zu sein, nach dem er lebt, von jetzt auf gleich ein anderer sein, ständig auslotend, ob absichtlich oder zwanghaft, wie wandelbar ein Mensch in einer Gesellschaft sein darf, in der alle unterschiedliche Rollen annehmen.

Deutschland 2022, Farbe, 112 Min. Mit englischen Untertiteln.
Regie und Drehbuch: Jöns jönsson. Mit Moritz von Treuenfels, Ricarda Seifried, Thomas Schubert, Petra Welteroth, Max Themak, Ines Marie Westernströer, Zejhun Demirov, Felix Tittel, Deniz Orta, Hendrik Kraft

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Jöns Jönsson

Jöns Jönsson wurde 1981 in Stockholm geboren und lebt seit 2004 in Berlin. Er studierte Regie an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf. Währenddessen entstanden mehrere Kurzfilme, unter anderem Havet, der 2009 bei Berlinale Shorts Premiere feierte. Sein Abschlussfilm, Lamento (2014), wurde in Schweden gedreht und war Jöns Jönssons erster Langfilm. Der Film wurde in der Perspektive Deutsches Kino uraufgeführt und mit dem First Steps Award ausgezeichnet.
Sein zweiter Langfilm Axiom (2022) gelangte in die Encounters-Sektion der Berlinale 2022, die „ästhetisch und strukturell wagemutigen Arbeiten von unabhängigen, innovativen Filmschaffenden eine Plattform“ bieten soll. (Quelle: filmportal.de, editiert)
 

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