Online-Filmvorführung Andreas Dresen: Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush

Ein Mann und eine Frau gehen auf die Betrachter*innen zu. Im Hintergrund das Capitol in Washington D.C. Photo: Andreas Hoefer, ©Pandora Film

Sa, 30.03.2024 –
Sa, 06.04.2024

19:00 Uhr – 19:00 Uhr

Goethe-Institut London

Goethe-Kino (Online - Nur in Großbritannien verfügbar)

Rabiye Kurnaz kennt keine Hindernisse, wenn es um die Freilassung ihres Sohnes geht, selbst wenn sie dafür bis zum Obersten Gerichtshof der USA gehen muss. Andreas Dresen erzählt die reale Geschichte des langjähren Guantánamo-Häftlings Murat Kurnaz aus der Perspektive der Mutter mit viel Humor und einer großartigen Hauptdarstellerin.

Wenn je jemand wirklich am falschen Ort zur falschen Zeit war, dann Murat Kurnaz. Kurz nach dem 11. September 2001 reiste der in Deutschland geborene neunzehnjährige Türke nach Pakistan. Nachdem er sich in der Zeit davor stärker dem Islam zugewandt hatte, wollte er dort ein vom Koran geprägtes Leben erfahren.  Er besuchte mehrere Koranschulen und wurde Mitte November 2001 von der pakistanischen Polizei verhaftet, dann von US-amerikanisches Soldaten in das afghanische Kandahar gebracht und war ab Januar 2002 in Guantánamo Bay auf Kuba inhaftiert, von wo aus seiner Familie im März 2002 einen ersten Brief von ihm erhielt. Vier Jahre und acht Monate verbrachte er in Gefangenschaft, wurde gefoltert und Zeuge von Misshandlungen anderer, ohne je angeklagt oder verurteilt worden zu sein. Am 24. August 2006 wurde er entlassen und kehrte nach Deutschland zurück.

Der lange Weg bis zu seiner Freilassung, der durch viele juristischen Instanzen und bis in die Türkei und die USA und dort zum Supreme Court führte, ist, wovon Andreas Dresens Film handelt. Das könnte trocken sein, aber der Regisseur erzählt die Geschichte aus der Perspektive von Rabiye Kurnaz, Murats resoluter Mutter, einer Hausfrau und Mutter aus Bremen, die nur eins will – ihren Sohn retten. Gespielt wird sie mit viel Herz und Witz von der deutsch-türkischen Autorin, Komikerin und Moderatorin Meltem Kaptan, die für die Rolle bei der Berlinale 2022 den Silbernen Bären für die beste weibliche Hauptdarstellerin erhielt. An Rabiyes Seite kämpft der eher zurückhaltende Menschenrechtsanwalt Bernhard Docke – ein ungleiches komisches Paar. Bei allem Humor bleibt jedoch die Ungerechtigkeit dessen, was Murat widerfahren ist, immer präsent. Unter anderem verweigerten deutsche Behörden, sich für ihn einzusetzen, weil er kein deutscher Staatsbürger war. Im Januar 2024 bestand Guantánamo 22 Jahre und hatte noch 30 Gefangene.

Deutschland / Frankreich 2022, Farbe, 119 Min. Mit englischen Untertiteln.
Regie: Andreas Dresen. Mit Meltem Kaptan, Alexander Scheer, Charly Hübner, Nazmi Kirik, Sevda Polat, Abdullah Emre Öztürk, Şafak Şengül, Jeanette Spassova, Abak Safaei-Rad, Alexander Hörbe.


Bittte beachten Sie, dass diese Online-Vorführung nur in Großbritannien verfügbar ist.
 

 

Andreas Dresen wurde 1963 in Gera geboren. Erste praktische Erfahrungen beim Film machte er als Regieassistent bei der DEFA. Er studierte Regie an der Potsdamer Filmhochschule HFF Konrad Wolf und ist seit 1992 als Autor und Regisseur für Film, Theater und Oper tätig. Sein Film Halbe Treppe wurde ein weltweiter Erfolg und gewann 2002 unter anderem den Silbernen Bären der Berlinale. Für Halt auf freier Strecke wurde Dresen 2011 in Cannes mit dem Preis der Reihe „Un Certain Regard“ ausgezeichnet. 2018 kam Gundermann in die Kinos, der sechs deutsche Filmpreise gewann, darunter Bester Film. Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush feierte 2022 Weltpremiere auf der Berlinale und gewann zwei Silberne Bären sowie drei deutsche Filmpreise im selben Jahr. Bei der Berlinale 2024 präsentierte Dresen sein neuesten Film In Liebe, Eure Hilde und war damit zum fünften Mal im Wettbewerb der Berlinale vertreten. (Quelle: Berlinale)

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