Film Heinrich Böll – Zwei Filme zum 100. Geburtstag

Das Brot der Frühen Jahre © Das Brot der Frühen Jahre

Sa, 02.12.2017

Goethe-Institut London

Machorka-Muff & Das Brot der Frühen Jahre

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Heinrich Böll war einer der wichtigsten deutschen Autoren des zwanzigsten Jahrhunderts. Er wurde 1917 in Köln geboren, veröffentlichte seine ersten Geschichten nach dem zweiten Weltkrieg und wurde 1972 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Zur Zeit seines Todes im Jahr 1985 war er durch seine Romane, Hörspiele, Drehbücher für das Fernsehen und Theaterstücke, Aufsätze und öffentlichen Auftritte als engagierter Autor und leidenschaftlicher Kritiker der westdeutschen Politik und Gesellschaft bekannt. Als bekennender Pazifist setzte er sich dafür ein, die Erinnerung an die deutsche Vergangenheit aufrecht zu erhalten, äußerte Sympathie für Verfolgte und Benachteiligte und verteidigte die Rechte Andersdenkender. Anlässlich seines bevorstehenden 100. Geburtstag am 21. Dezember 2017 präsentieren wir die Filme Das Brot der Frühen Jahre von Herbert Vesely und Machorka-Muff von Danièle Huillet und Jean-Marie Straub. Beide Filme basieren auf Werken Bölls aus den fünfziger Jahre, wurden 1962 veröffentlicht und wurden beide mitunter als Vorläufer des Neuen Deutschen Films, bzw. als dessen Anfangspunkte bezeichnet. Ihre Annäherungen an Bölls Arbeiten und an das Kino könnten dennoch nicht unterschiedlicher sein.
 
Das Programm wurde in Zusammenarbeit mit Martin Brady, King’s College London organisiert, der eine Einführung in die Filme geben wird.
 
Nicht versöhnt,
Straub-Huillets Adaption von Heinrich Bölls Roman Billiard um halb zehn wird als Teil der Serie Neue Welt: Radical Visions in New German Cinema am Sonntag, den 10. Dezember 2017, um 19.30 Uhr im Close-Up Film Centre gezeigt. Mehr Informationen
 
Das Goethe-Institut plant gemeinsam mit anderen Londoner Organisationen eine Veranstaltungsreihe, die sich den Werken von Danièle Huillet und Jean-Marie Straub widmet und in der zweiten Jahreshälfte 2018 stattfinden wird. Für aktuelle Informationen melden Sie sich für unseren Kultur-Newsletter an.

 
Das Brot der frühen Jahre


Herbert Veselys Film, der auf dem gleichnamigen Roman von Heinrich Böll aus dem Jahr 1955 basiert, handelt von Walter Fendrich, der wie Anita G. in Alexander Kluges Abschied von Gestern (1967), von Ost- nach Westdeutschland gezogen ist. Anders als Kluges Heldin gelang es ihm jedoch, sich in eine sicher Mittelklasseexistenz in Berlin aufzubauen. Er arbeitet als Waschmaschinenmechaniker und seine Freundin ist die Tochter seines Chefs. Als er sich jedoch in eine junge Frau aus seiner Heimatstadt verliebt, beginnt er seine stabile Lebenssituation und die damit verbundenen Werte zu hinterfragen. Der Film, der oft als Vorläufer des Neuen Deutschen Films bezeichnet wurde, brachte vier Unterzeichner des Oberhausener Manifests (1962) zusammen: Vesely selbst, den Produzenten Hansjürgen Pohland, den Hauptdarsteller Christian Doermer und den Kameramann Wolf Wirth. Dessen dynamische und verspielte Kameraführung, in Kombination mit den schnellen Montage-Sequenzen des Films, unterstreicht das Gefühl des Aufbruchs und bringt eine Leichtigkeit in die Geschichte, die wie ein frische Brise den Staub aufwirbelte, der sich auf das westdeutsche Kino während die 1950er Jahre gelegt hatte.
 
BRD, 1962. s/w, 16mm, 89 Minuten. Mit englischen Untertiteln. RegieHerbert Vesely. Mit Vera Tschechowa, Christian Doermer, Karen Blanguernon, Eike Siegel, Tilo von Berlepsch, Gerry Bretscher, Joachim Nottke.
 

Machorka-Muff

"Ein metaphorisch abstrakter Traum, keine Geschichte", so beschreibt Jean-Marie Straub seinen und Danièle Huillets ersten Film, der auch ihr erster in Westdeutschland entstandene Film ist. Frei nach Bölls satirischer Erzählung Hauptstädtisches Journal (1957) inszenieren sie die traumhaften Reflexionen des ehemaligen Nazi-Oberst und gerade beförderten Generals Erich von Machorka-Muff, der in die westdeutsche Hauptstadt kommt, um seine Geliebte zu sehen und den Grundstein für die 'Akademie für militärische Erinnerungen‘ zu legen. Eine scharfe Kritik an der Remilitarisierung Westdeutschlands und dem Fortbestehen der NS-Ideologie und an der anhaltende Präsenz von Vertretern und Anhängern des Nazi-Regimes in der Nachkriegszeit.

BRD 1962. s/w, DCP, 18 Minuten. Mit englischen Untertiteln..
Regie Jean-Marie Straub und Danièle Huillet. Mit Erich Kuby, Renate Lang, Rolf Thiede, Günther Strupp, Johannes Eckhardt.


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