Thomas Melle: 3000 Euro

Thomas Melle: 3000 Euro © Rowohlt Verlag Anton, der ehemalige Jura-Student ist ein Penner. Hoffnungslos verschuldet und verwahrlost. Lebt in einem Obdachlosenheim und sammelt Pfandflaschen, die er in einem Supermarkt einlöst. Dort sitzt Denise an der Kasse, alleinstehend mit einer kleinen Tochter, nebenberuflich Porno-Darstellerin. Beide sind natürlich vernetzt, sie chatten, mailen, skypen was das Zeug hält. Ihre Bekanntschaft ist am Anfang noch oberflächlich, allmählich entwickelt sich aber eine Art Liebe zwischen ihnen, die bald zu einem abrupten Ende kommt. Anton taucht unter und gibt kein Lebenszeichen mehr von sich. Denise glaubt, dass er sich wohl das Leben genommen habe. Monate später macht Denise einen Trip nach New York, und entdeckt unter den Passanten einen gutgekleideten Mann: Anton. Sie blicken einander an, und gehen dann wortlos weiter.

Man ahnt nicht, wie viel dieser karge Inhalt hergeben kann. Ein getreues Bild der sogenannten Ypsilon-Generation. Schonungslos und doch feinfühlig. Ein Kapitel für sich ist das Vokabular des Autors, es ist das der digitalen Gesellschaft. Melle ist ein sehr kritischer Geist, mir ist ein Satz von ihm stark in Erinnnerung geblieben: „Schien es nicht, dass Hunger gar nicht mehr vorkommt in diesem Wohlfahrtsstaat?”

Mein Fazit: ein grossartiges Buch.