Schnelleinstieg:

Direkt zum Inhalt springen (Alt 1) Direkt zur Hauptnavigation springen (Alt 2)

16. Thomas Manns letzter Besuch in Budapest

Von Hegedüs Anna

Thomas Mann, der weltberühmte Schriftsteller, hält am 13. Januar in Budapest eine Lesung im Ungarischen Theater und liest anschließend auch in Wien und Prag seine jüngste unveröffentlichte Novelle vor, die er in Budapest vorstellt: Lotte in Weimar” – schrieb die Zeitung 8 Órai Újság. Die Nachricht des siebten Besuchs des deutschen Schriftstellerfürsten in Budapest wurde in nahezu jeder Zeitung verkündet. 

Der Autor hatte ein paar Tage vor dem Besuch die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft erlangt. In einem außerordentlichen Interview mit der Zeitung Az Est wurde er unter anderem dazu befragt. 

„Zum Verlust seiner deutschen Staatsbürgerschaft sagt Thomas Mann Folgendes:

 – Ich hatte schon lange erwartet, was schließlich eingetroffen ist: Drei Jahre lang drohten sie mir damit, mir die Staatsbürgerschaft zu entziehen. Ich weiß nicht, warum sie so lange gewartet haben. Vielleicht ist es gar besser, dass es so gekommen ist, denn nun habe ich immerhin einen vorschriftsgemäßen Reisepass und weiß, dass eine Staatsmacht hinter mir steht. Staatsrechtliche Probleme betreffen mich nicht, nur die Kulturtradition.

Die Lesung hätte planmäßig von Attila József eröffnet werden sollen, mit einem Vortrag seiner zu Ehren Thomas Mann verfassten Ode, doch die Staatsordnungsabteilung, welcher der Text den Vorschriften entsprechend vorgelegt wurde, gab keine Genehmigung für den Vortrag des Gedichts, mit der Begründung, dass es politische Anspielungen enthielte und der Abend unpolitisch sein müsste. Die Zeitung Magyar Nap berichtete unter dem Titel Thomas Mann lernt die Budapester „Demokratie” kennen über die Veranstaltung. „Thomas Mann hatte einen leidigen Zwischenfall mit der berüchtigten Budapester Polizei” – heißt es in der Ausgabe vom 15. Januar. „Bekanntermaßen wurde Thomas Mann vor einigen Wochen seine deutsche Staatsbürgerschaft entzogen, und es scheint, die mit der Gestapo in engem freundschaftlichem Einvernehmen arbeitende Budapester Polizei hielt es für notwendig, dem großen Schriftsteller ebenfalls Unannehmlichkeiten zu bereiten. (...) Das geschmacklose und willkürliche Vorgehen der Budapester Polizeidirektion erregte peinliches Aufsehen, und die schandvolle Nachricht wurde auch von der ausländischen Presse aufgegriffen.” 

Attila József äußerte sich Magyarország gegenüber wie folgt über die Geschehnisse:

„– Vom Verbot meines Gedichts habe ich von Ihnen erfahren. Es trifft mich sehr schmerzlich, denn es wäre mir eine große Freude gewesen, mein Gedicht in Gegenwart Thomas Manns vorlesen zu dürfen. Ich glaube, es war die letzte Zeile, die zu dem Missverständnis führte, aufgrund dessen die Polizei mein Gedicht verboten hat.

Quelle:

https://litera.hu/magazin/osszeallitas/thomas-mann-megismerkedik-a-budapesti-demokraciaval-thomas-mann-budapesten-1937.html

Fotos: 

  • Thomas Mann előadása a Magyar Színházban, 1937. Fotó: MNM KK – Petőfi Irodalmi Múzeum gyűjteménye
  • Az Est, 1937. január 14. Forrás: Arcanum Újságok

Top