German Stories im Beit Ariela zur Deutschen Buchmesse Frankfurt Anna Maria Jokl „Essenzen“

Anna Maria Jokl © D.R. Guthrie

Mo, 18.10.2021

20:00 Uhr

Stadtbibliothek Beit Ariela

Gespräch mit dem Übersetzer Hanan Elstein anlässlich der hebräischen Veröffentlichung

Bilder und Begegnungen, Geschichten und Eindrücke von bedeutsamen Stationen – all jene sind in „Essenzen“ beschrieben, in denen Anna Maria Jokl über ihr Leben und ihre Erfahrungen aus dem 20. Jahrhundert erzählt: Von Einwanderung und Vertreibung, von Neuanfängen in Prag, Berlin, London und Jerusalem, und auch vom Holocaust als irreversiblem Wendepunkt ihres Lebens.

20 Jahre nach ihrem Tod erscheint erstmals eines ihrer Bücher auf Hebräisch. Anlässlich der hebräischen Veröffentlichung von „Essenzen“ wird Kerstin Malka-Winter vom Goethe-Institut mit dem Übersetzer Hanan Elstein über Anna Maria Jokls Leben und Schreiben sprechen. Die Schauspielerin Michal Karni wird im Verlauf des Abend ausgewählte Passagen auf Hebräisch lesen.
 
Buchcover Essenzen auf Hebräisch
© Persimmon Books

Anna Maria Jokl wurde 1911 in Wien in eine assimilierte jüdische Familie geboren, die 1927 nach Berlin umzog. Bereit zu dieser Zeit widmete sich Jokl dem Journalismus und dem Drehbuchschreiben. 1933 fand in Berlin die Premiere ihres Experimentalfilms „Tratsch“ statt, der jedoch schon nicht mehr unter ihrem Namen veröffentlicht werden durfte.
1933 emigrierte Jokl Berlin nach Prag, wo sie zwei erfolgreiche Kinderbücher schrieb und bis März 1939 lebte. Nach ihrer Flucht vor den Nazis aus Prag über Tschechien nach England, verbrachte sie die Kriegsjahre in London, wo sie sich für soziale Projekte engagierte und Kindertheaterstücke schrieb.
1945 begann sie ein Psychologiestudium und zog 1949 nach Zürich, um ihr Studium bei Karl Gustav Jung fortzusetzen, wo sie unter antisemitischer Behandlung litt und ihre Ausbildung schließlich nicht abschloss.
Nach dem Erscheinen ihres Jugendbuches "Die Farbe der Perle" zog Jokl 1950 nach Ost-Berlin, um an der Verfilmung des Buches zu arbeiten, wurde aber noch vor Beendigung der Arbeiten ohne Erklärung aufgefordert, die DDR wieder zu verlassen. Die Arbeiten am Film wurden Jahre später wieder aufgenommen und erst 2008 feierte er Premiere, gefolgt von einer Bühnenproduktion in 2013.
Von 1951 bis 1965 lebte Jokl in West-Berlin, wo sie sich auf Psychotherapie und Journalismus konzentrierte.
1965 wanderte sie schließlich nach Israel aus, wo sie weiterhin als Psychotherapeutin arbeitete und sich dem literarischen Schreiben widmete. Sie starb im Oktober 2001 im Alter von 90 Jahren in Jerusalem.
 
Hanan Elstein ist Literaturlektor und Übersetzer. Er war Lektor für Babel, Ahuzat Beit und Books in the Attic. Er hat eine Vielzahl an Prosa- und Sachliteratur lektoriert, darunter hebräische Neuerscheinungen und Übersetzungen aus dem Englischen, Deutschen und anderen Sprachen. Aus dem Deutschen hat Elstein klassische, moderne und zeitgenössische Werke verschiedener Genres übersetzt und lektoriert, darunter von Kleist, Kant, Heine, Benjamin, Brecht, Irmgard Keun, Klaus Mann, Leni Riefenstahl, Sebald, Jelinek, Gregor von Rezzori, Werner Bräunig, Christian Kracht, Hans-Ulrich Treichel und Daniel Kehlmann. Er ist Übersetzer und Partner bei Theaterproduktionen.
Er lebte und arbeitete auch in Deutschland und den Vereinigten Staaten.
Seit einem Jahr ist er Chefredakteur für das „Institute for the Translation of Hebrew Literature“ tätig.
 
 

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