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Robert Lippok
Ausstellung "Techno Worlds"

Robert Lippok, Objects and Bodies, 2020, Klangmodule, Videosynthesizer, Becken, handgeblasene Resonanzkörper, Lautsprecher  © Robert Lippok

Objects and Bodies

​Objects and Bodies (2020) ist die minimalistische Geste einer maximalen Projektion. Durch einen Niederfrequenzoszillator wird ein Puls erzeugt, ein elektrodynamischer Steuersender lässt die Oberfläche einer Zimbel vibrieren, handgeblasene, gläserne Resonanzkörper transformieren den Klang. Das Signal wird durch ein modulares System geschickt und von Clock Dividern abgespielt, während ein Verbund aus Video-Synthesizern die visuellen Elemente generiert und auf Monitore überträgt. Helle, synthetische Farben überziehen die Bildschirme. Für Robert Lippok formiert sich auf diese Art und Weise die Seele des Techno: mit ganz essenziellen Mitteln und bewusst den Einsatz eines Computers vermeidend.

Räumlich evoziert das Werk seine Umgebungsstruktur, der kontinuierliche Rhythmus der minimalistischen Loops provoziert eine zweifellos körperliche Erfahrung, die den Raum um uns herum auflösen lässt. Für den Künstler ist Objects and Bodies ein heiteres und unmittelbares Statement zu seinen tiefgreifenden und intensiven Erfahrungen mit Techno. Das Stück erlaubt uns, die Komplexität des Techno zu erfahren. Die räumliche Erfahrung des Sounds betont nicht nur die experimentelle, anonyme oder künstlerische Seite von Techno, sondern auch seine Erhabenheit.
Robert Lippok, Objects and Bodies, 2020, Klangmodule, Videosynthesizer, Becken, handgeblasene Resonanzkörper, Lautsprecher  © Robert Lippok Wiederholung und Einfachheit sind der Kern des Techno, ebenso wie die Seele von Objects and Bodies. So erklärte Tilman Baumgärtel in seinem Buch Schleifen. Zur Geschichte und Ästhetik des Loops (2015), dass Loops, indem sie den Moment wiederholbar machen, dem zeitlichen Ablauf eine nicht-lineare Alternative entgegenstellen. Während Vergnügen mühsam wird, entsteht gleichzeitig eine Transzendenz aus der Langeweile. Repetitive Klänge, Nebel und Bewegung sind seit jeher die Bestandteile transzendentaler Erfahrungswelten. Wieso sollten Clubs keine spirituellen Orte sein? Clubbing hat eine Vielzahl an Schichten. Sie sind Orte der Zusammenkunft, an denen man andere Körper fühlen und in Kontakt treten kann. Die Tanzfläche ist ein Ort, an dem viele Dinge passieren können. Man kommt sich selbst näher, ist abgeschnitten von allem, was uns an der Gesellschaft stört. Die Tanzfläche kann ein Ort sein, an dem sich der Keim des Wandels entwickelt, ein Ort der Revolution. So, wie es bereits in der Berliner Underground Clubszene der 90er-Jahre geschehen ist.

Objects and Bodies erinnert uns an die absolute Relativität von Zeit. Wir erkennen das Experimentieren mit Loops – sowohl visuell als auch akustisch – als einen künstlerischen Prozess und einen weiteren Schritt, wie sich die gegenwärtige Kultur der Wiederholung beständig durchsetzt. Der aus dem Techno heraus entwickelte, glückselige, einfache, ekstatische und repetitive Rhythmus macht die Arbeit zu einer Uhr, die uns in die Vergangenheit und zu den Anfängen trägt. Sie eröffnet eine Möglichkeit, um anhand von Zeit und Raum tatsächlich die Entwicklungen und Kräfte zu reflektieren, durch die eine Techno Kultur seit den 1990er-Jahren bis heute geprägt wurde. Sie hat auch das Potenzial, uns zu Transformation zu ermutigen. Objects and Bodies ist die einfache Geste einer maximalen Transzendenz.

Biografisches

Robert Lippok ist Musiker und bildender Künstler. Er ist Mitglied im kuratorischen Board bei Spatial Sound Institute, Budapest und Gastdozent an der NYU Berlin.
1983 gründete Robert Lippok zusammen mit seinem Bruder Ronald Lippok die Berliner Band Ornament und Verbrechen. In den 90er-Jahren arbeiteten die beiden gemeinsam mit dem Düsseldorfer Musiker Stefan Schneider unter dem Namen to rococo rot zusammen und veröffentlichten u.a. bei Fat Cat, City Slang, Warp, Sub Rosa.

Seit 2001 veröffentlicht Robert Lippok Soloprojekte auf raster, raster-media. Als bildender Künstler beschäftigt er sich mit Bewegung, Raumklang und Architektur.
Zu seinen jüngsten Arbeiten gehören ηχώ , Festival of Futures Nows, Neue Nationalgalerie Berlin (2014), Seven Movements For An Autopoietic Maschine, nGbK Berlin (2019), Non-Face, zusammen mit Lucas Gutierrez, The New Infinity, Berliner Festspiele (2019), Soundtrack für die Videoinstallation von Julian Charrière Towards No Earthly Pole Towards No Earthly Pole, MASI Lugano (2019) Performance, Songs of the Transindigenous Assembly, mit Joulia Strauss, Down to Earth, Gropius Bau, Berlin (2020). 
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