Wahre Fiktion
Dokumentarfilmfestivals in Deutschland

Kino unter Sternen
Kino unter Sternen | Фото: Afterimage Productions - Eigenproduktion; CC-by-sa 3.0/de

Das Interesse an der unüberschaubaren Anzahl der Formen und Subgenres des Dokumentarfilms ist groß. Dies veranlasst viele Spielfilmfestivals, auch ein umfangreiches Dokumentarfilmprogramm zu zeigen. Andererseits öffnen sich die speziellen Dokumentarfilmfestivals nicht nur für Mischformen des Dokumentarfilms oder fiktive Dokumentationen, sondern nehmen weitere dokumentarische Medien, wie dokumentarische Installationen oder Hörspiele gleichberechtigt in ihr Programm auf.

DOK Leipzig

(Findet jährlich im Oktober−November statt.)

Das Internationale Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm − DOK Leipzig − ist das größte deutsche und eines der führenden internationalen Festivals für künstlerische Dokumentar- und Animationsfilme. Entstanden ist das Festival als „Gesamtdeutsche Leipziger Woche für Kultur- und Dokumentarfilm“ während des Kalten Krieges in der DDR. Somit war es seit 1955 und bis zum Fall der Mauer ein einzigartiger Ort der Begegnung und des Austauschs von Filmemachern aus Ost und West. Filme, die sich für den Frieden und die Würde des Menschen einsetzen, machen den Kern des Filmprogramms aus und werden jährlich von knapp 40.00 Besucher angeschaut.

2013 ging der MDR-Film-Preis für „einen herausragenden osteuropäischen Dokumentarfilm“ an Vitaly Mansky für seinen Film „Die Trasse“ (Truba). Dies ist ein Roadmovie, das entlang der langen Gasleitung, von den Gasfeldern Russlands bis hin zu den Endverbrauchern in Westeuropa, spielt und den Alltag und die Schicksale der vom Gas abhängigen Menschen präzise und kunstvoll in Szene setzt.

Das Goethe-Institut vergibt im Rahmen des DOK Leipzig einen Dokumentarfilmpreis im Wert von 2.000 EUR.

www.dok-leipzig.de  − DOK Leipzig
dafilms.de − DOC Alliance
Dokumentarfilmpreis des Goethe-Instituts
„Die Trasse“ von Vitaly Mansky
 

dokKa

(Findet jährlich im Mai−Juni in Karlsruhe statt.)

DokKa verfolgt ein erweitertes dokumentarisches Konzept. Im Programm findet man nicht nur Dokumentarfilme, sondern auch dokumentarische Installationen, Hördokumentationen und Radiofeatures.

2014 bekam Lorenz Rollhäuser für seinen einstündigen Radiobeitrag „Kreuzberg von oben − Ein Versuch über Geld und Moral" den Preis „Ausgezeichnete Hördokumentation“. In dem Radio-Feature geht es um moralische Überlegungen des Autors, nachdem dieser sich vom geerbten Geld eine Wohnung im trendigen Berlin-Kreuzberg gekauft hat. Gentrifizierung und der Kampf um bezahlbaren Wohnraum werden ein Teil seines täglichen Lebens. Während des gesamten Festivals gibt es keine Parallelveranstaltungen. So kann jeder Besucher sich das gesamte Festivalprogramm zu Gemüte führen. Thematischer Höhepunkt desFestivals in Karlsruhe sind Beiträge zum Thema „Recht und Gerechtigkeit“ und „Trinationale Metropolenregion Oberrhein (D/CH/F)“.

www.dokka.de − dokka


Duisburger Filmwoche

(Findet jährlich in November statt.)

Die Duisburger Filmwoche konzentriert sich auf das deutschsprachige Dokumentarfilm. Die Filmemacher bzw. Produzenten müssen in der Bundesrepublik Deutschland, in Österreich oder in der Schweiz leben bzw. Angehörige dieser Staaten sein.

Eine Besonderheit der Duisburger Filmwoche ist auch die Jugendsektion doxs! für Kinder und Jugendliche aller Altersgruppen und Schultypen. Die Schüler nehmen an Kritiker-Workshops teil, produzieren Filme, beschäftigen sich mit Fotografie und dokumentarischen Hörspielen. Lehrer bekommen Begleitmaterial über Filmrezeption und erlebnispädagogischen Ansätze zur Verfügung.

Der Publikumspreis erhielt 2013 der Film über ein unscheinbares, aber weltberühmtes „Café Ta´amon“ in Jerusalem in der King-George-Street. Von 1950 bis 1966 befand sich direkt gegenüber dem Café das alte israelische Parlament. Der Film erzählt über den heutigen Alltag des Cafés und erinnert an die geschichtsträchtigen Momente von damals.

www.duisburger-filmwoche.de – Duisburger Filmwoche
www.do-xs.de – Dokumentarfilme für Kinder und Jugendliche
www.protokult.de – Protokolle aller Publikumsgespräche seit 1980
Neuer Filmpreis für Kinder- und Jugenddokumentarfilm
„Café Ta´amon“ von Michael Teutsch
 

dokumentART

(Findet jährlich im Oktober in Neubrandenburg und in Stettin statt.)

Beim dokumentART – European Filmfestival for Documentaries konkurrieren die Filme vorwiegend junger, noch wenig etablierter Filmemacher um die fünf Preise. Schwerpunkt des Festivals sind Filme, die sich mit Veränderungsprozessen auseinandersetzen und im Spannungsfeld zwischen Tradition und Avantgarde die Grenzen des Dokumentarfilms ausloten. Mit der Reihe "Ostblock" schafft das Festival ein zusätzliches Forum für den osteuropäischen Film. Jährlich präsentiert sich im Rahmen des Festivals eine europäische Filmhochschule.

Filme aus und für die Region, sowie Filme über ihre Bewohner werden in einem regionalen Programm zusammengefasst. 2012 filmten junge deutsche Filmemacher das polnische Leben in Deutschland. Daraus entstand im nächsten Jahr die Reihe „Portret}Polonia“ - vier ganz unterschiedliche Kurzfilme über einen bildenden Künstler, eine Friseurin, einen Fernfahrer, über Frauen aus vier Generationen einer polnisch-deutschen Familie und über den „Migranten des Jahres 2013“. Diese Reihe gehörte auch zu den Preisträgern des Jahres 2013.

www.dokumentart.org – Europäisches Dokumentarfilmfestival dokumentART
Porträt Polonia
 

Filmfest Eberswalde

(Findet jährlich im Oktober statt.)

Das Filmfest Eberswalde hat sich den provinziellen Gebieten verschrieben. Filmemacher gehen in die Randorte für die sich keine Interessiert und stellen hier sehenswerte Kurzspielfilme, Animationen und Dokumentarfilme vor. Die Veranstalter sehen den Film als ein ideales Medium um solche Räume zu erkunden.

2013 bekam der Film über Kuhkämpfe den Preis „Internationaler Wettbewerb Dokumentarfilm – Die Provinziale“. Hier geht es um ein alljährlich stattfindendes traditionelles Ereignis in der Süd-Schweiz. Der Regisseur porträtiert das moderne Leben seiner Protagonisten vor dem Hintergrund des archaischen und wilden Ereignisses.

„Provinz ist ein globales Thema.“, sagen sie und betonen dabei, dass regionalen Filme von um die Ecke durchaus die Lage in den mexikanischen Bergregionen oder in den holländischen Renaturierungsgebieten zu verstehen helfen. Das Festival möchte die Leistungen der Provinz für die ganze Gesellschaft hervorheben und vor allem junge Menschen motivieren nicht wegzuziehen.

www.filmfest-eberswalde.de – Filmfest Eberswalde
„Kampf der Königinnen“ von Nicoloas Steiner
 

Internationales Dokumentarfilmfestival München

(Findet jährlich im Mai statt.)

In zahlreichen Kategorien, wie beispielsweise DOK.international, DOK.panorama, DOK.horizonte oder DOK.musik stellt Dokumentarfilmfestival München den künstlerischen Dokumentarfilm vor. Das Branchen- und Nachwuchsplattform DOK.forum bringt etablierte Filmemacher und Nachwuchs zusammen. Um mehr vor allem junges Publikum anzulocken, laufen die Filme an elf verschiedenen Orten in München (ARRI Kino, BR Funkhaus, Filmmuseum) und seit 2014 zusätzlich auch im Open Air Programm.

2013 gewann ein Film „Sur le Rivage du Monde“ über illegale Einwanderung den Hauptpreis „VIKTOR DOK.international“. Ein Film über Versuch von vier jungen Menschen aus Schwarzafrika nach Europa zu gelangen. Ihre gefährliche Reise verarbeiten sie auf einer Zwischenstation in in einem Theaterstück.

www.dokfest-muenchen.de – Internationales Dokumentarfilmfestival München
„Sur le Rivage du Monde“ von Sylvain L'Esperance
 

Internationales Frauenfilmfestival Dortmund / Köln

(Findet jährlich im April in wechselndem Rhythmus in den Städten Köln und Dortmund statt.)

Wie in vielen anderen Bereichen sind Frauen auch im Film immer noch unterrepräsentiert. Diese Tatsache wird bei größeren Filmproduktionen deutlicher, also bei höheren Budget bzw. höheren finanziellen Risiko. Aus diesem Grund will das Internationale Frauenfilmfestival Dortmund / Köln den Arbeiten von Frauen in den Bereichen Spielfilmregie und Bildgestaltung in Zentrum der Aufmerksamkeit rücken. Des weiteren initiiert das Festival aktuelle ästhetische und filmtheoretische Debatten im Bezug auf "das feministische Filmgedächtnis" – die Filmgeschichte aus Sicht der Frauen – ab.

Die spanische Regisseurin Neus Ballús hat 2014 mit ihrem Film „La plaga“ den mit 10.000 Euro dotierten Debüt-Spielfilmwettbewerb für sich entscheiden. Die Hauptdarsteller spielen sich in diesem Film selbst. Die dokumentarische Fiktion ist ein Portrait des Lebens am Rande von Barcelona. Neus Ballús gelingt die Unsicherheit und den Widerstandsgeist zu erfassen, die das aktuelle krisengeschüttelte Spanien kennzeichnen.

www.frauenfilmfestival.eu – Internationales Frauenfilmfestival Dortmund / Köln
„La plaga“ von Neus Ballús
 

Weitere Dokumentarfilmfestivals in Deutschland

Kasseler Dokfest / Kassel / Langfilme, Kurzfilme / November
www.kasselerdokfest.de

goEast – Festival des mittel- und osteurop. Films / Wiesbaden / Langfilme, Kurzfilme / April
www.filmfestival-goeast.de

Neiße Filmfestival / Zittau / Langfilme, Kurzfilme / Mai
www.neissefilmfestival.de

Nordische Filmtage Lübeck / Lübeck / Langfilme, Kurzfilme / Oktober−November
www.filmtage.luebeck.de

Internationales Festival der Filmhochschulen / München / Kurzfilme / November
www.filmschoolfest-munich.de

Queerfilm / Bremen / Langfilme, Kurzfilme/ Oktober
http://www.queerfilm.de