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Interview
Wie die Lange Nacht der Museen, nur viel besser: „48 Stunden Nowosibirsk“

48HNeukölln
© Mikhail Koninin

Eine Premiere für Nowosibirsk steht an: Im September zeigt die Hauptstadt Sibiriens im Rahmen des Festivals „48 Stunden Nowosibirsk“ ein Wochenende lang durchgehend zeitgenössische Kunst. Künstlerinnen und Künstler aus ganz Sibirien können daran teilnehmen, sondern auch Kunsträume, Ateliers und Kunstwerkstätten der Stadt. Das Nowosibirsker Festival orientiert sich mit seiner Konzeption am Berliner Kunstprojekt „48 Stunden Neukölln“ (48hNK), das sich von einer kleinen lokalen Veranstaltung zum größten unabhängigen Kunstfestival der deutschen Hauptstadt entwickelt hat. Die Kuratoren des Berliner Festivals Dr. Martin Steffens und Thorsten Schlenger erzählen, wie Kunst die soziale Umgebung ändern kann und wie Nowosibirsk innerhalb von nur 48 Stunden davon profitieren wird.
 

Kunst, wo man sie nicht erwartet

In diesem Jahr findet das Festival für zeitgenössische Kunst „48 Stunden Neukölln“ in Berlin schon zum 21. Mal statt. Wie ist es im Jahr 1999 zu der Idee des Festivals gekommen und was war das ursprüngliche Anliegen?
 
Martin Steffens: Auslöser des Festivals war eine Berichterstattung über unseren Stadtteil, in der es um die negative Situation in unserem Bezirk ging. Danach haben sich die Künstlerinnen und Künstler, deren Wohnungen und Ateliers in Neukölln waren, zusammengeschlossen, um zu diskutieren, wie man die Rolle der Kultur in unserem Bezirk stärken kann. Sie haben entschieden, eine gemeinsame Veranstaltung über das ganze Wochenende zu erfinden, damit die Anwohner sowohl die neuen Kunsträume als auch die Künstlerinnen und Künstler aus Neukölln kennenlernen können.
 
Das Festival ist über die Jahre sehr gewachsen. Anfänglich hatten wir nur 25 Festivalräume und etwa 100 Veranstaltungen, heutzutage gibt es schon mehr als 350 unterschiedliche Räume und etwa 800 Events. Der Bezirk ist von einem benachteiligten Stadtteil allmählich zu einem Ort geworden, der für Kunstschaffende sehr attraktiv ist. Professionelle Künstlerinnen und Künstler zogen nach Neukölln um, um eigene Ateliers und Kunsträume zu eröffnen. An den Festivaltagen reisen nach Neukölln zusätzlich noch rund 1.000 Kunstschaffende aus der ganzen Welt. Man kann sagen, dass 48hNK das größte unabhängige Festival Berlins ist.
 
Thorsten Schlenger: Das Besondere an unserem Festival ist, dass es nicht von der Stadt initiiert wurde, sondern die Initiative stammt von der Anwohnerschaft selbst. Das Anliegen dieses Festivals war, die zeitgenössische unabhängige künstlerische Umgebung zu unterstützen und Kunst an Orten zu zeigen, wo sie normalerweise gar nicht zu sehen ist. Die Zuschauenden sollen keine Galerien oder Museen besuchen müssen, um „das Schöne zu berühren“, weil die Kunst ihre Wirkung überall entfalten kann, sei es an einem öffentlichen Raum oder in einer privaten Wohnung.  
 
Uns ist es sehr wichtig, die Möglichkeiten der Kunst zu demonstrieren, die aktuellen gesellschaftlichen Prozessen dienen. In unserem Bezirk leben Menschen aus 150 Nationen und ganz unterschiedlichen sozialen Schichten. Bei solcher Vielfalt der Ansichten und Bedürfnisse sollte man lernen, miteinander zu interagieren. Alle Widersprüche werden unter diesen Umständen ganz empfindlich wahrgenommen, deswegen glauben wir, dass die Kunst gerade da wohnen soll, wo es akute soziale Probleme gibt. Künstlerinnen und Künstler positionieren sich immer stärker zu solchen gesellschaftlichen Themen wie Migration, Umweltschutz, Prekariat und Gender.
 
Zum Beispiel haben der Kölner Künstler Frank Bölter und das Theater der Migranten im Jahr 2015 das Projekt „Rettungs-Flucht-Aktion-015“ gezeigt. Hier haben Menschen gemeinsam mit Geflüchteten ein Faltboot aus riesigen Tetrapack-Bahnen hergestellt. Es wurde dann gemeinsam in einer Prozession durch die Stadt getragen und im Kanal zu Wasser gelassen. Der Künstler und ein Geflüchteter stiegen an Bord und gingen ganz langsam unter. Das war ein sehr bewegendes Bild, das das ganze Ausmaß der Flüchtlingskrise gezeigt hat. Da war das Festival im Juni 2015 geradezu prophetisch, denn im August kam die größte Menge an Geflüchteten nach Berlin.
48HNeukölln. Dr. Martin Steffens und Thorsten Schlenger © Mikhail Koninin
Martin Steffens: Ansonsten ist es interessant, dass bei uns am Festival überdurchschnittlich viele Künstlerinnen teilnehmen. Daher bearbeiten auch zahlreiche Festivalbeiträge das Thema Feminismus. Zum Bereich der Genderfragen haben wir dieses Jahr zum Beispiel die große, internationale Ausstellung „CosmoFeminism – neue feministische Ästhetiken“ im Programm.
 
Das heißt, das Festival stellt eine Form der sozialen Gestaltung dar?
 
Martin Steffens: Nein, das ist keine Hauptaufgabe des Festivals. Uns ist es wichtiger, möglichst allen Menschen hochwertige Kunst zugänglich zu machen, und zwar jenen Bevölkerungsgruppen, die nicht in die Oper gehen. Nicht nur weil sie kein Geld dafür haben, sondern auch weil sie das Gefühl haben, dass sie dadurch nicht angesprochen werden. In diesem Sinne erweitert unser Festival den Horizont ihres Bewusstseins.
 
Thorsten Schlenger: Wir sind ziemlich weit weg von dem Diskurs unserer Stadt, in der Kunst als eine Art der Instrumentalisierung verstanden wird. Ja, nach unserem Verständnis kann die Kunst nicht losgelöst von sozialen Fragen existieren und sollten sich die Künstlerinnen und Künstler nicht außerhalb von den sozialen Themen bewegen. Gleichzeitig wählen wir für unser Festival nicht nur Projekte, die sich mit gesellschaftlich wichtigen Themen befassen, sondern zeigen auch Werke, die die zeitgenössische Kunst als solche betrachten. Vor allem sind wir ein Kunstfestival. Die Veränderungen treffen in unserem Stadtbezirk aus sich selbst heraus ein, sie liegen außerhalb der Verantwortung der Menschen, die Festivals, Ausstellungen oder andere Events organisieren. Die Kunst übernimmt nicht die Aufgaben, die eigentlich von der Politik, der Sozialarbeit oder den Schulen erfüllt werden sollten.  

Jeder Besuchende erlebt sein eigenes Festival

Im Rahmen des Festivals „48hNK“ finden hunderte Events statt. Da wäre es hilfreich zu verstehen, wie das Festivalformat aussieht?
 
Martin Steffens: Wir setzen ganz unterschiedliche Orte ein – Kunsträume (es gibt etwa 70 von diesen in Neukölln), Galerien, Ateliers, Geschäfte, Kirchen, Bars. Der kleinste Ort ist eine Privatwohnung mit zwölf Quadratmetern, der größte ein Museum mit 5.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche. Solche Vielfalt von Räumlichkeiten ist uns sehr wichtig, weil sie für ein breites Publikum einen Zugang zu Kunst schafft.
 
Thorsten Schlenger: Obwohl das Festival nur 48 Stunden dauert, beginnt unser Team mit der Vorbereitung des nächsten Festivals schon während des aktuellen. Wir diskutieren mit den Kunstschaffenden das Thema des zukünftigen Festivals. Etwa 200 bis 250 Veranstaltungen gehen dann dieses Thema direkt an und sind ein Teil des thematischen Programms, und alle anderen – die sogenannten „freien“ Formate – werden im Festivalprogramm separat gekennzeichnet und nehmen mit ihren eigenen Themen teil.
 
Es gibt noch einen zweiten Teil des Festivals, der heißt „Junge Kunst NK“ – das sind ungefähr 60 Projekte für Kinder und Jugendliche. Hier bilden wir die Künstler/-innen und Zuschauer/-innen der neuen Generation aus. Ich finde unsere Ausstellungen in der Jugendkunstschule Young Arts eindrucksvoll. Viele Kinder und ganze Schulklassen arbeiten sechs Monate in Workshops für die Ausstellung. Die Themen sind häufig inspiriert von denen der „erwachsenen 48hNK“, jedoch leichter zu erfassen. Auf jeden Fall sind dann im ganzen Gebäude Kunstwerke von jungen Menschen ausgestellt, die mit bildenden Künstlerinnen und Künstlern oder ihren Lehrkräften spannende Projekte gemacht haben.
 
Um ein Teil des Festivalprogramms zu werden, ist eine Bewerbung notwendig. Wie viele Projekte werden abgelehnt?  

 
Thorsten Schlenger: Etwa zehn bis 15 Prozent der Bewerbungen können leider aus unterschiedlichen Gründen nicht akzeptiert werden. Unser Festival macht etwas, was anderen während eines Open Calls nicht tun: Wenn wir sehen, dass eine Bewerbung über Potential verfügt, aber in der Formulierung ziemlich schwach ist, dann wenden sich die Kuratoren des Festivals an diese Künstlerin oder diesen Künstler, erklären die Idee und schlagen vor, das Projekt und die Beschreibung zu verbessern. Auch hierin sehen wir unsere Aufgabe: den Kunstschaffenden zu helfen, ihre Ideen besser zu formulieren. Die Kunstschaffenden sind keine geborenen Konzepttextschreiber, sie machen ihre Kunst. Aber es ist doch sehr wichtig, eine Bewerbung gut zu formulieren und die eigene Idee korrekt präsentieren zu können.
  48HNeukölln Präsentation © Mikhail Koninin
Warum dauert das Festival nur 48 Stunden? Weder die Zuschauenden noch die Veranstalter selbst schaffen es, alle Events zu sehen. Habt Ihr nicht daran gedacht, es ein bisschen zu verlängern?
 
Martin Steffens: Solche großen Festivals wie die Biennale in Venedig oder die documenta in Kassel dauern für das Publikum auch nicht sehr lange. Die Menschen fahren dort nur für kurze Zeit hin, schauen sich das an, was sie interessant finden und kehren nach Hause zurück. In unserem Fall bringt diese kurze Dauer eine Art von Dynamik. Jetzt zählt das Festival mehr als 70.000 Zuschauende jährlich. Dieses Sonderangebot macht das Festival spannend.   
 
Das heißt, jede/-r Besuchende erlebt im Endeffekt ihr oder sein eigenes Festival?
 
Thorsten Schlenger: Das ist sowieso so. Und das ist das Gute, weil jede/-r für sich das auswählen kann, was sie oder ihn interessiert. Es gibt grundsätzlich zwei Zugänge zum Festival. Da sind diejenigen, die sich mit dem Programmheft ganz intensiv vorbereiten und ihre Route planen. Und es gibt diejenigen, die sich ganz einfach ins Festival hineinwerfen und sich treiben lassen und schauen, wo sie am Ende dieser 48 Stunden rauskommen. Viele Menschen finden solche Wahlfreiheit und Möglichkeit der Abenteuer sehr wertvoll.

Die Menschen, die das Festival noch nie besucht haben, könnten es ähnlich wie die Aktion „Die Lange Nacht der Museen“ empfinden, die 1997 ebenfalls in Berlin erfunden wurde. In Russland wird die Museumsnacht seit 2002 veranstaltet. Zum ersten Mal hat sie übrigens in Sibirien stattgefunden und zwar im Krasnojarsker Museumszentrum „Ploschad Mira“. Was ist aus Eurer Sicht der Unterschied zwischen 48hNK und der Langen Nacht der Museen?
 
Thorsten Schlenger: Manchmal werden diese zwei Projekte verglichen. In diesem Fall antworten wir einfach, dass 48hNK wie die Lange Nacht der Museen ist, nur viel besser. In erster Linie deshalb, weil wir nicht an eine bestimmte kulturelle Institution gebunden sind. Die Szene unseres Festivals ist der ganze Bezirk, und das bietet den Zuschauenden die Möglichkeit, in das Leben der Stadt einzutauchen. Unsere Aufgabe ist es, Kunst für Menschen an solchen Orten zu zeigen, wo sie normalerweise gar nicht zu sehen ist: zum Beispiel in einer ehemaligen Brauerei, auf dem Dachboden eines Privathauses, auf einem Boot, das einen Fluss entlangschwimmt und sogar in einer Telefonzelle einer Nachbarstraße.
 
Martin Steffens: Früher, vor 20 Jahren, haben sich Menschen gefreut, wenn in Neukölln mal etwas los war und es gab kaum Beschwerden wegen Veranstaltungen, die lange dauerten oder auch laut waren. Aber es wurde immer darauf geachtet, dass die Nachbarschaft schlafen konnte. Inzwischen sind viele junge Menschen in unseren Bezirk gezogen und die Zahl von Musikveranstaltungen und Partys ist stark gestiegen. Deshalb achten wir jetzt besonders darauf, dass es nachts ruhiger wird und alle Menschen die 48hNK als Bereicherung erleben.Thorsten Schlenger: Es gab eine sehr schöne Situation im Jahr 2017. Da bespielten wir ein großes Parkhaus und auf dem Parkhaus war unsere Festival-Bar eingerichtet. Es war ein schöner Sommerabend mit Musik und bestimmt mehr als 1.000 Menschen, die sich auf dem Parkdeck versammelt hatten. Es wurde dann doch für einige in der Nachbarschaft zu laut und sie meldeten sich bei unserem Ordnungsamt, woraufhin wir die Versammlung auflösen mussten. Wir haben dann eine Ansage an unser Publikum gemacht und es gebeten, das Parkdeck schnell zu räumen und rücksichtsvoll gegenüber der Nachbarschaft zu sein. Was man nun erwartet hätte, wäre Widerstand oder gar Beschwerden. Aber nichts davon passierte, unser Publikum bedankte sich bei dem Team für den schönen Abend und es dauerte gerade mal 30 Minuten, bis das Parkdeck sich völlig geleert hatte. Das war ein sehr bewegender Moment und zeigt, wie verständnisvoll und respektvoll auch ein Publikum bei so einer großen Veranstaltung sein kann.

Expansion nach Sibirien — eine neue Wirklichkeit

Hat das Festival schon einmal außerhalb von Berlin stattgefunden?
 
Martin Steffens: In der Form einer durchgehenden Veranstaltung innerhalb von 48 Stunden – und das ist genau das Format, was wir dieses Jahr im September in Nowosibirsk umsetzen wollen – wurde das Festival noch nirgendwo wiederholt. Aber es gibt andere internationale Kooperationen. Zum Beispiel zeigen wir einen kleinen Teil des Berliner Programms im Rahmen des lokalen Festivals Trekantområdets Festuge in Dänemark.
 
Warum finden Sie es interessant, das Festival in Nowosibirsk durchzuführen?

 
Martin Steffens: Zum einen ist es sehr weit von Europa entfernt und auf den ersten Blick scheint es, dass alles hier ganz anders funktioniert als bei uns. Und zum anderen möchten wir Menschen kennenlernen und verstehen, wie die lokale Kunstszene aufgebaut ist.
 
Thorsten Schlenger: Zum ersten Mal haben wir Nowosibirsk auf Einladung des Goethe-Instituts im Herbst vergangenen Jahres besucht. Anfänglich haben wir keine Intention gehabt, etwas zu organisieren. Wir sind einfach gekommen, uns die Stadt anzuschauen und die lokale Kunstszene kennenzulernen. Wir waren sehr davon beeindruckt, wie eng hier die Kunstschaffenden kooperieren und wie stark diese Verhältnisse sind. Aus diesen Gesprächen und Kontakten hat sich langsam die Idee für ein zukünftiges Festival entwickelt.
 
Außerdem ist Nowosibirsk für uns aus dem Grund interessant, dass wir einen Kulturaustausch initiieren können, indem wir die Künstlerinnen und Künstler aus Sibirien nach Berlin einladen und auch unsere Kunstschaffenden hierherreisen lassen können. So wird das Festival zu einem internationalen Ereignis. Das ist sehr wichtig und natürlich sehr inspirierend für uns.
 
Wird das Festivalformat in Nowosibirsk geändert? 
 
Thorsten Schlenger: Wir gehen davon aus, dass die lokale Kunstszene das eigene Format selbst definieren soll, wir sehen uns eher als Partner, die aufgrund unserer vieljährigen Erfahrung etwas beraten können. Das Thema das Nowosibirsker Festivals ist schon bekannt, es heißt „Neue Wirklichkeit“ («Новое Настоящее»), und die Künstlerinnen und Künstler sowie die Kunstorte sind eingeladen, sich bis zum 2. Juni im Rahmen eines Open Calls um die Teilnahme an dem Festival zu bewerben. Drei Hauptorte bilden gemeinsam einen thematischen Kern des Festivals, und daneben öffnen kleinere Ausstellungsorte und unabhängige Kunstwerkstätten im Stadtzentrum ihre Türen. Eine der zentralen Expositionen wird im Städtischen Zentrum für bildende Kunst präsentiert.
  48HNeukölln Präsentation. Sprecher © Mikhail Koninin
Es ist interessant, ob es überhaupt eine Nachfrage seitens der lokalen Kunstszene für so eine Art der Veranstaltung gibt?

 
Thorsten Schlenger: Eigentlich schon. Rund 70 Menschen haben unseren Vortrag über ein Festival für zeitgenössische Kunst besucht, der im September vergangenen Jahres im Städtischen Zentrum für bildende Kunst stattfand. Sie haben uns zugehört und anschließend darüber spekuliert, ob das Berliner Muster ein Prototyp für ein Festival in Nowosibirsk werden könnte. In dieser Zeit haben wir auch Künstlerinnen und Künstler getroffen, haben ihre Werkstätten besucht. Nach einigen Monaten ist ein weiteres Treffen zustande gekommen, bei dem die Idee eines Festivals diskutiert wurde. Wir sehen schon, dass die Nowosibirsker Künstlerinnen und Künstler an so einem Festival in Nowosibirsk wirklich teilnehmen möchten, sie wollen neues Publikum erreichen. Wie wir auch bemerkt haben, sind die lokalen Ausstellungen informell und werden nur für Freunde und enge Bekannte organisiert. Die Frage, wie man neues Publikum heranziehen könnte, ist hier sehr relevant. Wir sind gespannt, wie das Ganze in Nowosibirsk ankommt. Alle Künstlerinnen und Künstler, die wir bisher getroffen haben, sind davon überzeugt, dass das Festival in Nowosibirsk sehr erfolgreich sein wird.
 
Ist 48hNSK – 48 Stunden Nowosibirsk – ein Festival ausschließlich für zeitgenössische Kunst oder auch für die traditionellen Kunstschaffenden, die in Nowosibirsk vermutlich in der Mehrheit sind und sich bei diesem Festival ebenfalls verwirklichen könnten?
 
Martin Steffens: Das Festival wird die zeitgenössische Kunst in allen möglichen Formen präsentieren. Die traditionellen Kunstschaffenden haben bereits ihre eigene Institutionen und Räumlichkeiten für Ausstellungen. Das Festival „48 Stunden Nowosibirsk“ richtet sich deshalb an diejenigen Künstlerinnen und Künstler, die bisher über keine Räume für die Präsentation ihrer Arbeiten verfügen. Eines der Ziele unseres Festivals wird aber eine Suche nach der Definition des Begriffs „zeitgenössische Kunst“ sein. Ich würde deshalb die traditionellen Kunstschaffenden nicht komplett ausschließen. Vielleicht definieren sie sich selbst als zeitgenössische Künstler/-innen und leisten dadurch einen Beitrag zu so einer umfangreichen Veranstaltung und tragen noch dazu zum Verständnis bei, was überhaupt zeitgenössische Kunst ist und welche Rolle sie in unserer Gesellschaft spielt.

Der Artikel erschien ursprünglich auf Taiga.info
 

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