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Reisen
Acht Dinge, die in Köln nur Einheimische machen

Kölner Panorama
© Simon - Fotolia.com

Von Ksenia Safronowa

Die Kölner sagen gerne: „Zuhause ist da, wo der Dom steht“, doch das bedeutet keinesfalls, dass das bekannte Architekturdenkmal der Hauptgrund wäre, sich in diese Stadt aufzumachen. Sie wird von den Einheimischen nämlich nicht aufgrund ihres Gotik-Kolosses, sondern wegen weitaus bodenständiger Orte und Gewohnheiten so geliebt.

Shopping im Belgischen Viertel

Ein Spaziergang über die Hohe Straße, die wichtigste Shopping-Meile Kölns, ermüdet schon nach wenigen Minuten: Horden von Touristen, aufdringliche Straßenmusikanten, riesige Schlangen vor den Umkleiden. Und genau deswegen bemühen sich die Anwohner auch, dieses Touristenparadies zu umschiffen. Wo soll man also shoppen gehen? Wer die Kreationen Kölner Designer erstehen will, macht sich am besten ins Belgische Viertel (U-Bahn-Haltestelle: Friesenplatz) auf. Hier kann man minimalistische T-Shirts mit der Aufschrift „Good morning, Cologne“ finden, Vintage-Sachen aus den 90ern, Neonschilder und gigantische Poster mit Liebesbezeugungen an die Stadt. Wer Glück hat, kommt zur Le Tour Belgique – einem Tag, an dem die Läden, Cafés und Ateliers des Viertels bis zehn Uhr abends geöffnet sind. Die Tour mit Rabatten, Ladenkonzerten und netten Geschenken wird nur zwei Mal im Jahr angeboten – im Frühling und im Herbst. Nach dem Shoppen lohnt es sich, in die örtlichen Cafés hineinzuschauen. Zum Beispiel im Café Heilandt (Bismarckstr. 41) kann man selbst gerösteten Kaffee erstehen.

Abendessen und neue Bekanntschaften am Rudolfplatz

Meet and Eat © Meet and Eat Meet & Eat ist die beste Möglichkeit, sich während eines Abendessens mit Einheimischen auszutauschen. Das kompakte Festival des Essens findet an Donnerstagen ab 16:00 Uhr auf dem Rudolfplatz statt. Der einzige Grund, weswegen es ausfallen könnte, ist schlechtes Wetter. Daher verfolgt man am besten die Updates in der gleichnamigen Facebook-Gruppe. Die Leute gehen eher wegen neuer Bekanntschaften als wegen des Essens dorthin, daher: Setzt euch mutig an einen der Tische und fangt mit Unbekannten ein Gespräch an.

Schlange stehen für ein Eis

Schlangestehen für Eis © Goethe Institut Moskau \ Ksenia Safronowa Man könnte meinen, dass es in einer so großen Stadt wie Köln, in der sogar Lukas Podolski – ein Ex-Fußballer der deutschen Nationalmannschaft – sein eigenes Eiscafé Ice Cream United (Brüsseler Str. 71) betreibt, kein Problem mit dem Schlangestehen geben sollte. Aber das Schmitz (Aachener Str. 28) wird euch wegen der längsten Wartezeit auf ein Eis in Erinnerung bleiben. Was ist nur dran an diesem Ort? Die gute Lage, laute Musik und ungewöhnliche Geschmacksrichtungen: Kirsch-Marzipan, Mohn, Popcorn-Stückchen … Na, seid ihr schon bereit, eine halbe Stunde eures Lebens für eine Kugel Eis zu investieren?

Kiosk-Hopping anstatt Bar-Hopping

Im Sommer und bei gutem Wetter ist es in Köln irgendwie unschicklich, in einer Bar zu sitzen. Besser, man gönnt sich ein Getränk to go und frequentiert dafür die umliegenden Kioske. Das erste, woran man dabei denkt, sind wohl die üblichen Bretterbuden, aber nein: Es gibt mehr als Tausend Kioske in dieser Stadt, und sie sehen alle völlig unterschiedlich aus. Vor ihnen werden Kammerspiele aufgeführt, und es werden Craft Beer, Kaffee mit Sojamilch oder sogar portugiesische Backwaren verkauft. All das hängt vom individuellen Kiosk ab. Der Chlodwigplatz und der Brüsseler Platz sind ideale Startpunkte für eine Bekanntschaft mit dieser seltsamen nächtlichen Beschäftigung. Und ja, in Köln gibt es wirklich den Ausdruck Kiosk-Hopping – das Umherziehen von Kiosk zu Kiosk.

Nachtflohmarkt

Bazar De Nuit © Bazar De Nuit Wenn einem nicht so der Sinn nach Bars und Kiosken steht, kann man sich auch zum Nacht-Flohmarkt aufmachen, der im Sommer praktisch jedes Wochenende stattfindet. Die interessantesten Märkte in Ehrenfeld sind: Bazar de Nuit auf dem Gelände des Clubs Odonien (Hornstr. 85) und Nachtkonsum an wechselnden Lokalitäten. Und was kauft man auf einem solchen Markt? Second Hand-Klamotten, die Sachen örtlicher Designer zu niedrigeren Preisen als im Belgischen Viertel sowie originelle Getränke und kleine Snacks. „Nacht“ heißt dabei übrigens nicht, dass der Basar bis zum nächsten Morgen geht – er wird schon um elf Uhr abends geschlossen.
 
Wer besonders gern um sieben Uhr morgens aufsteht, dem wird der Markt Stadtwald der Region Lindenthal gefallen, der an Samstagen bis zum Mittagessen geöffnet hat. Hier kann man sich mit regionalen Produkten, frischem Gemüse und Obst sowie anderen Bio-Freuden eindecken.

Das gesunde Frühstück nach der Party Bowl im Edelgrün Bowl im Edelgrün | © Goethe Institut Moskau \ Ksenia Safronowa

An Sonntagen sind Cafés mit den Attributen Healthy, Grün und Raw überfüllt. Der Morgen nach dem samstäglichen Weggehen ist genau die richtige Zeit, um einen Smoothie zu trinken oder eine Bowl in einem Restaurant des Hipster-Migranten-Viertels Ehrenfeld zu probieren. Zum Beispiel bei Edelgrün, cafecafe, Café Schwesterherz oder Laden 1/3. Diese zu finden, ist sehr einfach, denn sie liegen alle in der Venloer Straße. Dort gibt es auch eine der besten Bäckereien in Köln: Zeit für Brot.
 
Nach einem solchen Frühstück lässt es sich gut in eine Galerie weiterziehen – aber nicht in das allen bekannte Museum Ludwig oder in das Farina Duftmuseum, sondern ins Wallraf-Richartz-Museum (Obenmarspforten 40) mit mittelalterlicher Malerei und den Arbeiten bekannter Meister – Dürer, van Gogh, Renoir und Rembrandt. Während der Sonntagsführungen werden die Besucher nicht durch das komplette Haus gejagt, sondern man beschränkt sich nur auf einige wenige Bilder. In die großflächige und kühle Galerie kann man sich bei großer Hitze flüchten und viele interessante Fakten zur Malerei erfahren.

Fahrräder und Karneval

Fahrräder Köln © Goethe Institut Moskau \ Ksenia Safronowa Und schlussendlich gibt es in Köln noch zwei Beschäftigungen, die fest in den Händen Einheimischer liegen: das Fahrradfahren und das Karnevalfeiern. Das erstere kann für Touristen, die sich entscheiden, für ein paar Tage ein Rad auszuleihen, wirklich gefährlich werden. Die Straßen verlaufen nicht überall logisch, und in Köln ist der allgemeine Fahrstil frech und impulsiv. Wenn man trotzdem unbedingt radeln will, sollte man das am Rheinufer tun.
 
Das zweite, also den Karneval, sollte man gar nicht erst versuchen, zu verstehen: Offensichtlich haben nur diejenigen, die auf Kölner Erde geboren wurden, die Gabe hierzu. Die althergebrachte Tradition einer „fünften Jahreszeit“ und der Straßenfeste bis zum Beginn der großen Fastenzeit gibt es zwar nicht nur in Köln, sondern auch in anderen Städten am Rhein. Stellt euch einfach vor, dass sich die Stadt zweimal im Jahr – am Tag der Eröffnung der Karnevalssaison am 11. November und am Rosenmontag – in eine riesige Party betrunkener Massen verwandelt, die durch die zentralen Straßen toben. Zu diesen Zeiten sollte man also lieber nicht nach Köln fahren.

Dieser Artikel ist in Kooperation mit der russischen Redaktion der Deutschen Welle entstanden. Im Rahmen der gemeinsamen Reise-Rubrik werden wir regelmäßig darüber berichten, was man in Deutschland besuchen soll und wie man sich dabei nicht als typischer Tourist empfindet.

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