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Reisen
Sieben Orte in Brandenburg, für die sich ein Tagestrip aus Berlin lohnt

Potsdam
© Ekaterina Smirnowa

Von Ekaterina Smirnowa

Die Berliner machen oft Witze über Brandenburg: „Ey, da fährst du gerade mal über die Stadtgrenze hinaus und schon beginnt die provinzielle Pampa“,so ähnlich wie das Moskauer „Samkadje“ (also alles außerhalb des Autobahnrings MKAD). Doch das ist schade, denn in Brandenburg kann man wunderbar das Wochenende verbringen. Jeder findet hier etwas nach seinem Geschmack: Naturlandschaften,historische Denkmäler, verlassene Höfe, prächtige Paläste und Parks. Und das alles nur etwa eine Stunde Fahrt von der Hauptstadt entfernt.  

1. Potsdam– die offizielle Vertretung Brandenburgs in der UNESCO

Eine der bekanntesten Städte im Umland Berlins. 
Die Altstadt hat stark unter den Bombardierungen von 1945 gelitten, wurde aber Schritt für Schritt wiederaufgebaut.So wurde2016 der einst völlig zerstörte Palast Barberini wiedereröffnet, in dem sich ein neues Privatmuseum mit einer wunderbaren Gemäldesammlung aus dem 20. Jahrhundert befindet. 
Die Straßen des alten Potsdams mit ihren niedrigen Bauten und den bunten Fassaden verzaubern einfach jeden. Ein Juwel der Stadt ist das holländische Viertel,das auf die Weisung von König Friedrich Wilhelm I. errichtet wurde. Hier muss man unbedingt den hauseigenen Käsekuchenprobieren. 
In der russischen Kolonie Alexandrowka kann man richtige russische Bauernhütten sehen – aber nur auf den ersten Blick. Denn eigentlich sind die 13 Häuser aus ganz gewöhnlichem deutschem Fachwerk, das mit Holz verkleidet wurde. Heute befindet sich in einem der Häuschen ein Restaurant mit russischer Küche.Wenn ihr also Sehnsucht nach Borschtsch und Wareniki habt, seid ihr hier richtig.  
Alle wissen, dass die touristische Pilgerstätte Schloss Sanssouci in Potsdam steht– aber der berühmte Sommerpalast und die Kaskaden inmitten der Schönheit des Parks sind noch nicht alles.Denn es gibt dort noch drei weitere prachtvolle Königsresidenzen(Schloss Charlottenhof, die Orangerie und das Neue Palais) sowie vielzählige Pavillons.Am eindrücklichsten ist natürlich das Chinesische Teehaus, das auf allen Seiten von vergoldeten Skulpturen umgeben ist.
Im Park „Neuer Garten“ befindet sich einer der modernsten Höfe Potsdams, der Cecilienhof, der Anfang des20. Jahrhunderts gebaut wurde und wo 1945 die Potsdamer Konferenz abgehalten wurde. Eine weniger touristische Ecke des Neuen Gartens ist das Marmorpalais, in dem die authentische Ausstattung vom Ende des 18. bis zum Anfang des 19.Jahrhunderts erhalten wurde.  
Wie man hinkommt: Mit der RegionalbahnRE1 – ein großer Vorteil ist die Klimaanlage – oder mit der S7 bis zur Station Potsdam Hauptbahnhof. Von dort aus 1-2 km zu Fuß bis Sanssouci. Potsdam liegt in der Zone С, daher kauft man sich am besten ein Tagesticket für die Zonen АВС, mit dem man dann den kompletten Potsdamer Stadtverkehr benutzen kann. 

Babelsberg © Ekaterina Smirnowa 2. Babelsberg– das Brandenburger Hollywoodund ein Juwel der Neogotik

Babelsberg ist ein Stadtteil von Potsdam, der sich als Vorstadt der Königsresidenz herausgebildet hatte. 
Hier liegt auf malerischen Hügeln am Rande des Tiefen Seesder romantische Park Babelsberg mit seinen ruhigen,vor fremden Augen versteckten Sträßchen und der Skyline Potsdams sowie Westberlins. Besonders schön sind die Pavillons: der Flatowturm und ein Fragment des alten Berliner Rathauses. Das Juwel des Parks ist ein großes Schloss im Stil der Romantik und Neogotik, das für den Kronprinzen und zukünftigen Kaiser Wilhelm I. und seine Frau Auguste gebaut worden war. Diese interessierte sich für Architektur und fertigte für einige der architektonischen Elemente eigenhändig Skizzen an.  
Außerdem ist Babelsberg dafür bekannt, dass es das Hauptquartier des UFA-Filmstudios ist– eines der ältesten in Europa, das 1912 eröffnet wurde. Hier wurden „Metropolis“, „Grand Hotel Budapest“, „Cloud Atlas“ und die spektakuläre Tom Tykwer-Serie „Babylon Berlin“ gedreht. Auf einer Fläche von 46 Hektar befinden sich heute Pavillons und Studios, eine Universität und ein Filmpark mit Attraktionen.
Wie man hinkommt: Mit der S7 bis zur Station S Babelsberg. Bis zum Park sind es ca.15-20 zu Fuß durch die Altstadt. Zum Park Babelsberg selbst kommt man mit dem Potsdamer Wassertaxi (Haltestelle Glienicker Brücke) oder mit dem Bus 616 (Haltestelle Rathaus Babelsberg).

Sacrow © Ekaterina Smirnowa 3. Heilandskirche Sacrow– die schönste Kirche Brandenburgs

Am anderen Ufer der Havel, gegenüber von Potsdam und Babelsberg, steht die Sacrower Kirche, die mit einem einzeln stehenden, hohen Glockenturm (Campanile) nach dem Vorbild italienischer Kirchen aus der Epocheder Renaissance gebaut wurde.  
1897 wurde von ihrem First der deutschlandweit erste Versuch unternommen, ein kabelloses Radiosignal zu senden. 1961 fiel die Kirche in das Niemandsland an der Berliner Mauer, und ihr Glockenturm diente alsBeobachtungsposten für die DDR-Grenzschützer.
Die Kirche selbst scheint am äußersten Rand des Wassers zu schweben. Sie steht an einem der malerischsten und gleichzeitig unzugänglichsten Orte in der Umgebung von Potsdam und Berlin. Hierher zu kommen ist nicht ganz einfach, denn auf der einen Seite ist sie von zwei Seen umgeben und auf der anderen von einem Fluss. Die von Berlin aus nächste Brücke befindet sich15 Kilometer entfernt, und deshalb ist es in Sacrow selbst an den wärmsten Sommertagen quasi leer,und man kann in einer Stunde Entfernung von Berlin eine seltene Einsamkeit genießen.
Um die Kirche herum erstreckt sich ein englischer Landschaftspark, und in einer seiner Ecken breitet eine tausendjährige Eiche ihre Äste aus – ein Naturdenkmal. Nach unterschiedlichen Berechnungen kann der Baum auch schon 1500 Jahre alt sein.
In einem Wald in der Nähe liegt geschützt vor fremden Augeneine slawische Wallanlage aus der Bronzezeit. Sie ist schon mehr als 3000 Jahre alt – und damit eine der ältesten Anlagen dieser Art in Europa. 
Wie man hinkommt: mit dem Bus 697 von der HaltestelleAlt-Kladow bisSchloss Saсrow (BVG-Ticket Zone C) oder mit dem Potsdamer Wassertaxi von Park Babelsberg oder Glienicker Brücke aus. 

Lübbenau © Ekaterina Smirnowa 4. Lübbenau und Spreewald– Venedig im Brandenburger Wald

Es gibt in Deutschland eine offiziell anerkannte nationale Minderheit: die Sorben oderLausitzer Serben. 
Hierzu zählen nur etwa60.000 Menschen, die im Südosten Brandenburgs und in Sachsen leben und sich ihre niedersorbische Sprache erhalten haben,die irgendwie an eine Mischung aus Polnisch, Serbisch und Tschechisch erinnert. Lübbenau ist ein kleines Städtchen der kulturellen Autonomie der Sorben am Rande des Naturschutzgebiets Spreewald.  
Im Spreewald teilt sich der Fluss Spree in eine Vielzahl von Kanälen auf und es entsteht ein weitverzweigtes Moorgebiet. Heute ist der Spreewald ein Naturschutzgebiet,in dem Hunderte geschützte Arten von Insekten, Amphibien und Vögeln leben, und er ist eine beliebte Urlaubsregion. Die Gesamtlänge der Kanäle beträgt an die 970Kilometer, weswegen Ruderfans ausreichend Möglichkeiten haben, sich auszupowern. Aber auch Neulinge können mit einem kleinen Kanu gut zurechtkommen,umso mehr, da die Bootsverleihe immer auch Ruder für Anfänger*innen im Angebot haben. 
Einige Kilometer von Lübbenau entfernt befindet sich auf einer Insel das Freilandmuseum Lehde. Hier wohnen in traditionellen sorbischen Häusern ganz normale Leute,der Name Museumsinsel kommt von der geschützten Kulturlandschaft. Über die Insel läuft nur eine Hauptstraße, alles andere sind Kanäle. Viele Häuser stehen auf kleineren Inseln, und daher wird selbst die Post hier auf dem Wasser mit speziellen Booten mit abgeflachtem Boden zugestellt. 
Übrigens kommen die berühmten eingelegten „Spreewaldgurken”, ein richtiger DDR-Hit, genau von hier. Auch jetzt kann man sie noch in Berliner Supermärkten erstehen.
Wie man hinkommt: Von Berlin aus mit der Regionalbahn RE2 in Richtung Cottbus oder mit der RE24 in Richtung Senftenberg bis zur Station Lübbenau. Das Ticket kostet um die 15 Euro, wenn man als Gruppe (bis 5 Reisende) unterwegs ist, kauft man sich besser dasBerlin-Brandenburg-Ticket für29 Euro. Bootsverleihe gibt es in der Altstadt und im Park, die Gebühren belaufen sich auf 12 bis 20 Euro und man kann die Boote auch übers Wochenende ausleihen. 

Werder © Ekaterina Smirnowa 5. Werder – die Obst-und-Beeren-Hauptstadt Brandenburgs

Werder ist eine kleine Stadt im Westen von Potsdam, die malerisch zwischen zwei großen Seen und der Havel liegt.  Die historischen Viertel liegen auf der Insel, die anhand einer Brücke mit dem Ufer verbunden ist. Seit Urzeiten waren hier Fischer ansässig,und die Einwohner*innen von Werder bemühen sich übrigens bis heute um den Fluss – darum gibt es an der Uferstraße ein Café, in dem man frisch gefangenen Fisch essen kann. 
Schon vor zwei Jahrhunderten wurden in Werder Gärten angelegt, die bis heute in ganz Deutschland berühmt sind. Im Sommer werden in den Berliner Supermärkten Erdbeeren, Süß- und Sauerkirschen und Tomaten aus Werder verkauft, im Herbst Äpfel. Und schon seit 1879findet jeweils im Mai in der Stadt das Baumblütenfest statt – denn genau zu dieser Zeit blühen die Apfel- und Kirschbäume und es gibt den ersten Fruchtwein. Jedes Jahr kommen ca. 750.000 Gäste aus ganz Deutschland zu diesem zweiwöchigen Fest, und dann sind die Altstadt und alle Gärten in den Vororten voller lustiger Grüppchen.Die Hauptattraktion ist natürlich die Weinverkostung. Der beste Ort dafür sind nicht die Zelte auf den Straßen, sondern die Farmbetriebe, wo die Tische mitten in den blühenden Gärten aufgebaut werden. Man kann dann nicht nur die traditionellen Kirsch- und Apfelprodukte probieren, sondern auch ungewöhnlichere Geschmacksrichtungen – in Werder macht man auch Wein ausLöwenzahn, Holunder und Zitronen. Viele unterschätzen allerdings die fatale Wirkung der so unschuldig daherkommenden süßen Getränke, weshalb es wichtig ist, früh genug mit dem Trinken aufzuhören. Die örtlichen Anwohner*innen erzählen, dass der Boden in den Zügen nach Berlin früher zu Zeiten des Baumblütenfests mit Stroh ausgelegt wurde – ratet mal, warum.  
Wie man hinkommt: Von Berlin aus mit der Regionalbahn RE1 in Richtung Brandenburg bis zur Station Werder.Von dort aus entweder zu Fuß (etwa eine halbe Stunde)oder mit dem Bus 630 bis zur Haltestelle Werder, Markt. Der Bus fährt nur selten, deswegen empfiehlt es sich, die Fahrt im Voraus zu planen. Es gelten BVG-Tickets im Bereich C.

Schloss Caputh © Ekaterina Smirnowa 6.Caputh– Idylle des Frühbarocks

Der Name dieses kleinen, fünf Kilometer von Potsdam entfernten Dorfs könnte jeden, der Deutsch spricht, irreführen. Kaputt?! Doch das ist falsch, denn der Name Caputhist gar nicht deutschen, sondern slawischen Ursprungsund schreibt sich deswegen auch anders(Caputh kommt vom altslawischen Wort „Huf“).
Hier stehen am Ufer der Havel das Sommerhaus von Albert Einsteinund das Schloss Caputh – das älteste Gebäude im Stil des Frühbarocks, das in Brandenburg erhalten geblieben ist. Innen sind Deckenbemalungenund Stuck zu sehen, originale Steinböden und im Jagdzimmer sogar Überresteeines Brunnens. In der Ausstellung sind ein Original von Rubens und ein Lieblingsbild von Andy Warhol zu sehen: „Dreikönigstreffen“,das die Verhandlungen zwischen dem dänischen König Friedrich IV., dem Kurfürsten von Sachsen und dem König Polens, August des Starken, zeigt. Dieser Akt der Freundschaft und Neutralität zwischen drei Regierungen wurde durch ein Portrait verfestigt,auf dem die drei Könige sich stehend an den Händen halten. Eine der Kopien geriet zu seiner Zeit in die Sammlung Andy Warhols, der das Bild „Die tanzenden Könige“ nannte.
Durch den Schlosspark kommt man auf alte Sträßchen, die zum Fähranleger führen. Es ist nämlich so, dass der Fluss das Dorf in zwei Teile teilt, und da am anderen Ufer nur wenige Häuser stehen,wurde entschieden, keine Brücke zu bauen,sodass die Entfernung von 10 Metern auf dem Wasser überwunden werden muss. An der Haltestelle beginnt die Promenade, die zum Stadt- und Badestrand führt. Am Ufer gibt es viele kleine Restaurants und Imbisse, in denen man günstig ein traditionelles Würstchen oder gebratenen Fisch aus dem naheliegenden Fluss probieren kann.
Wie man hinkommt: Erst fährt man zum Potsdamer Hauptbahnhof, von dort aus mit dem Bus607 RichtungWerderoderFerchbis zur HaltestelleCaputh, Schloss. Es gelten BVG-Tickets im Bereich C. 
 

Kleinmachnow © Ekaterina Smirnowa 7. Kleinmachnow– Nazi-Bunker und Gorbatschow-Zimmer

Dieses Örtchen liegt genau an der Grenze zum Berliner Bezirk Zehlendorf, 15 Minuten Fahrt von der Station Wannsee entfernt. Wegen seiner Nähe zum erklärten Schickimicki-Bezirk der deutschen Hauptstadt kann sich Kleinmachnow der höchsten Immobilienpreise Brandenburgs rühmen. 
Hier steht am Ufer des Seesdas Herrenhaus Neue Hakeburg– das interessanteste leerstehende Gebäude im Umkreis Berlins. Vom Mittelalter bis zum Beginn des20. Jahrhunderts gehörte das gesamte Land im Süden Berlins dem reichenAdelsgeschlecht Hake, doch bis in unsere Tage blieb nur ein Stadthaus im neoromantischen Stil erhalten. 1936 ging sein Besitzer Dietloff von Hake pleite und verkaufte Haus und Land an die Reichspost. 1938 zog Reichspostminister Wilhelm Ohnesorge mit seiner Frau in das riesige Haus ein. Der neue Besitzer erwies sich als talentierter Ingenieur und wandelte den Park in ein experimentelles Zentrum um, wo unter anderem Versuche mit neuer Flugtechnik durchgeführt wurden. Die Frau Ohnesorges hatte panische Angst vor Bombenangriffen, und um sie zu beruhigen, veranlasste dieser in der Nähe des Hauses die Ausschachtung eines Bunkers mit für diese Zeiten modernen lebensrettenden Systemen: einem künstlichen Luftaustausch und Wasserfiltern. Zum Bunker führt vom Keller des Hauses aus ein langer unterirdischer Gang.  
Nach Kriegsende war im Herrenhaus eine geheime Hochschule der Sozialistischen Einheitspartei der DDR untergebracht, und später ein Gästehaus, in dem Nikita Chruschtschow, Fidel Castro und Michail Gorbatschow genächtigt haben. Die Zimmer Gorbatschows sind bis heute erhalten. Einmal im Monat organisieren Ehrenamtliche eine Führung, und in der übrigen Zeit ist das Gebäude versiegelt– teils auf den Wunsch eines geheimen Investors, und teils aus Schutz vor Vandalismus.  
Am anderen Ufer des Machnower Sees liegt das historische Zentrum von Kleinmachnowmit einer Holzkirche, einer alten Mühle und einem großen Park. Man kann auch am Ufer des Sees und am Teltow-Kanal entlang zu dessen historischen Schleusen spazieren. 
Wie man hinkommt: Von der S-Bahn-Station Wannsee mit dem Bus620 bis zur HaltestelleKleinmachnow, Schleusenweg. 
 

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