Schnelleinstieg:

Direkt zum Inhalt springen (Alt 1) Direkt zur Hauptnavigation springen (Alt 2)

Wladiwostok
Das Erbe von Georg Junghändel

Ehemaliges Handelshaus Kunst & Albers (Svetlanskaia Str. 104)
Ehemaliges Handelshaus Kunst & Albers (Svetlanskaia Str. 104) | Foto: Liudmila Kornilova © Goethe-Institut

Unter den einzigartigen Baudenkmälern von Wladiwostok sind einige Gebäude, die Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden sind, besonders zu erwähnen. Dazu gehören die evangelische St.-Paulus-Kirche, das Handelshaus Kunst & Albers und andere. Diese Gebäude wurden von einem Architekten entworfen: Hugo Georg Junghändel.

Von Ljudmila Kornilova

Die Architektur des historischen Wladiwostok überrascht durch ihre Vielfalt an Stilen. Unter den einzigartigen Baudenkmälern sind einige Gebäude, die Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden sind, besonders zu erwähnen. Dazu gehören die evangelische St.-Paulus-Kirche (Puschkinskaja Str. 14), das Gebäude des Handelshauses Kunst & Albers – heute das GUM von Wladiwostok – (Svetlanskaia Str. 35) sowie das ehemalige Gebäude des Handelshauses Kunst & Albers in der Offizierssiedlung (Svetlanskaia Str. 104), die Stadtvilla von Brynner (Aleutskaia Str. 15а) und das ehemalige Mietshaus von Unschakow (Svetlanskaia Str. 59). Sowohl in ihrer Funktion als auch in ihrem architektonischen Stil unterscheiden sich all diese Bauwerke voneinander. Was sie aber gemein haben, ist der Name des Architekten: Hugo Georg Junghändel.

Hugo Georg Junghändel wurde am 12. Februar 1874 in Zwickau geboren. Nach Abschluss seines Studiums an der Technischen Hochschule in Charlottenburg (heute Technische Universität Berlin) wirkte er beim Bau des Berliner Doms mit (1894-1905). Im Jahr 1905 zog Junghändel nach Wladiwostok. Dort lebte er mit seiner Familie in seinem eigenen Haus in der Kitaiskaia Straße 11. Im Jahr 1929 verließ Junghändel mitsamt seiner Familie Wladiwostok und Russland. Er ging zunächst ins chinesische Harbin, konnte aber in China nicht Fuß fassen und kehrte so mit seiner Familie nach Leipzig zurück, wo er bis an sein Lebensende blieb. Georg Junghändel verstarb 1949. Stadtvilla von Brynner Foto: Liudmila Kornilova © Goethe-Institut Die Stadtvilla der Familie Brynner wurde 1910 nach einem Entwurf von Georg Junghändel gebaut. Das zweistöckige Haus wurde aus Backstein errichtet und verputzt. Junghändel verlieh ihm die romantischen Züge eines Landschlosses mit Erkern, Balkonen auf Konsolen, einem in die Nordfassade eingebauten Turm für das Treppenhaus sowie einem hohen ovalen Giebel an der Ostfassade, kombiniert mit einem massiven Rustika-Sockel mit leichtem flachem Gesims. Hier findet man ein für den romantischen Jugendstil typisches Stuckwerk, schmiedeeiserne Gitter mit gebogenen Linien, geschnitzte Fenster- und Türenelemente aus gebeiztem Eichenholz und Friese aus bunten glasierten Fliesen. Evangelische St.-Paulus-Kirche Gebäudefassade Foto: Liudmila Kornilova © Goethe-Institut
Die evangelische St.-Paulus-Kirche (Puschkinskaja Str. 14) wurde zwischen 1907 und 1909 gebaut. Junghändel schuf die Kirche nach dem Vorbild der klassischen spätgotischen Gotteshäuser Nordeuropas. Die rote Backsteinfassade ist mit Spitzbögen, Säulen, geschnitzten Details und vielfarbigen spitzbogigen Buntglasfenstern verziert. Die Innenausstattung hingegen ist sehr zurückhaltend und schlicht gestaltet: ohne Ikonen, Gemälde und anderen Schmuck. Handelshaus Kunst & Albers Foto: Liudmila Kornilova © Goethe-Institut Das letzte Gebäude der Handelshauses Kunst & Albers in der Svetlanskaia Straße 33-35 wurde von Junghändel im Jahr 1907 gebaut. Die Hausfassade wurde mit Basreliefs, die Helden des altdeutschen Epos darstellen, und mit zwei Engelsfiguren verziert. Einer von ihnen hält einen Anker als Symbol des Seehandels in den Händen, und der andere den Hermesstab von Mercurius, dem antiken Gott des Handels, umwunden von zwei Schlangen, die Schläue und Weisheit symbolisieren. Ehemaliges Handelshaus Kunst & Albers Foto: Liudmila Kornilova © Goethe-Institut Im Jahr 1906 entstand in der Offizierssiedlung das Gebäude für eine Filiale der Handelsgesellschaft Kunst & Albers (Svetlanskaia Str. 104). Es ist ein erdgeschossiger, im Grundriss L-förmiger Bau mit verputzten Backsteinmauern. Das Gebäude liegt an der Ecke der Straßen Svetlanskaia und Kapitän Schefner. An der Seite zur Schefner-Straße hin hat es ein Sockelgeschoss. Der Haupteingang liegt an der Ecke: Er wird durch einen halbrunden Giebel mit doppelgeschossigem Kuppelzeltdach akzentuiert. Die architektonischen Fassadendetails sind für den romantischen Jugendstil typisch: Die Mauern sind mit schlankem waagerechtem Rustika verkleidet, durch leichte kannelierte Pilaster gegliedert und werden von einem breiten Fries abgeschlossen, der den Eckgiebel mit der hohen ovalen Attika über dessen Flügeln verbindet. Das Mietshaus von Unschakow Foto: Liudmila Kornilova © Goethe-Institut Der Bau des Mietshauses von Unschakow (Svetlanskaia Str. 59) wurde von Georg Junghändel im Jahr 1909 fertiggestellt. Das Gebäude beherbergte die Handelsgesellschaft „Gebrüder Peteretz“, Lebensmittelgeschäfte und Dampfwurstfabrik. Neben dem Peteretz-Laden befand sich dort die Buchhandlung der Brüder Sinkiewicz, Wohnungen sowie Büros von Handels- und Industrieunternehmen. Während des Bürgerkriegs befand sich hier die Vertretung der Französischen Republik.

Junghändel-Gebäude
Die Stadtvilla von Brynner 
Wladiwostok, Aleutskaia Str. 15а

Handelshaus Kunst & Albers (GUM)
Wladiwostok, Svetlanskaia Str. 35

Ehemaliges Handelshaus Kunst & Albers in der Offiziersiedlung
Wladiwostok, Svetlanskaia Str. 104

Evangelische St.-Paulus-Kirche
Wladiwostok, Puschkinskaja Str. 14

Mietshaus von Unschakow
Wladiwostok, Svetlanskaia Str. 59

Top