Podiumsgespräch Die Grenze der Demarkation: Gespräch über das Buch von Artem Tschech

Gespräch über das Buch von Artem Tschech

Artem Tschech war selbst in Kiew noch ziemlich unvertraut mit dem Krieg in seinem Land, als ihn im Mai 2015 seine Einberufung erreichte. Er fand sich an die Frontlinie im Donbass versetzt. Sein Bericht "Nullpunkt" schildert, womit er sich auf einmal konfrontiert sah. Erzählt wird von der Verwandlung eines Zivilisten der Generation Facebook und What´s App in einen Soldaten. Angefangen mit dem Drill im Ausbildungslager in brütender Hitze in der Steppe, zwischen Giftschlangen. Die schlecht versorgte Truppe wird dabei von der Bevölkerung durchgefüttert - bombardiert von "Nutella", Kuchen und Schinken. Aber es folgen die realen Schützengräben, den "Feind" im Visier, jederzeit bedroht vom Tod. Doch nicht Kampfhandlungen stehen im Mittelpunkt vom Tschechs Bericht, sondern das innere Erleben einer Art Parallelwelt. Dort wächst etwas zusammen, was sonst nicht zusammenfindet: Menschen verschiedenster sozialer wie geographischer Herkunft, voller Vorurteile über einander, lernen, sich zu sehen - eine identitätsstiftende Erfahrung von Zusammengehörigkeit. Seit dem Frühjahr 2022 verteidigt Artem Tschech die Ukraine wieder. Von seinem Roman „Nullpunkt“ sprechen der Übersetzer Aleksander Kratochvil und die Kulturträgerin und Leiterin der Literaturkorporation Meridian Czernowitz (Ukraine) und die ukrainische Verlegerin von Artem Tschech Evgenia Lopata. Artem Tschech, geb. 1985 in Tscherkasy, schreibt Prosa und Sachbücher, zuletzt erschien u.a. sein Kriegstagebuch »Nullpunkt« auf Deutsch im Arco Verlag. Im Februar 2022 schloss sich Artem Tschech zum zweiten Mal den Streitkräften der Ukraine an, wo er bis heute dient.

Mitbeteiligte

  • Aleksander Kratochvil (Übersezuer) g. *1965 in München, Literaturwissenschaftler und Literaturübersetzer, Privatdozent, lebt in Berlin und München. In seinen Forschungen widmet er sich vor allem der tschechischen und ukrainischen Prosa des 19. und 20. Jahrhunderts. Übersetzer von Oksana Sabuschko, so hat er ihren Roman Das Museum der vergessenen Geheimnisse (2010) und ihre Essaybände Planet Wermut (2012), Abschied von der Angst (2018) und zuletzt ihren Essay Die längste Buchtour (2022) aus dem Ukrainischen übertragen. Gemeinsam mit Maria Weissenböck hat er Artem Tschechs Nullpunkt (2022) über die Kämpfe ab 2014 im Donbass übersetzt. Sie übertragen auch zusammen Sofia Andruchowytschs monumentalen Roman Amadoka (2020), der seit 2023 auf Deutsch in drei Bänden erscheint. Seine jüngste eigene Veröffentlichung widmet sich dem Thema „Posttraumatisches Erzählen“ (2019). 
  • Evgenia Lopata ist Kulturträgerin, Verlegerin. Leiterin des Festivals und der internationalen Projekten von Meridian Czernowitz, Chefredakteurin des Verlags „Meridian Czernowitz“ (seit 2013 bis heute)

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