NEIGHBORHOOD INTERPRETIVE CENTER

Graphic for Neighborhood Interpretive Center © Goethe-Institut

Sa, 26.02.2022 –
Sa, 31.12.2022

Goethe-Institut LA Project Space

Das Neighborhood Interpretive Center ist eine hyperlokale Nachbarschaftsinitiative in dem diversen Stadtviertel MacArthur Park/Westlake in Los Angeles. Ein Open Call für Kulturschaffende und Kreative wurde veröffentlicht, um innovative Kulturprogramme einzuladen, die sich mit MacArthur Park und umliegende Viertel auseinandersetzen und für diese engagieren. Besonders berücksichtigt wurden Kulturschaffende und Kreative, die in MacArthur Park oder Umgebung leben oder arbeiten sowie Vorschläge, die ein Verständnis für die einzigartige Geschichte und die Besonderheiten von MacArthur Park und Umgebung demonstrierten, die Arbeiten von Künstler*innen beinhalteten, die als unterrepräsentiert gelten und dem Engagement für Vielfalt beitragen. Ein Auswahlkomitee wählte aus einer großen Anzahl von Einreichungen 5 Projekte aus, die 2022 im Projektraum des Goethe-Instituts durchgeführt und präsentiert werden.
 


Festival de Barriletes
Das jährliche Festival de Barriletes LA fand in den vergangenen vier Jahren im MacArthur Park am 1. November, dem Allerheiligen Tag statt, indem riesige Drachen gebaut und aufgestellt wurden. Durch diese Drachen, die von Maya Communities und ihrer Kunst und Traditionen inspiriert sind, möchte das Festival an die Kämpfe von Menschen erinnern, die ihre Leben durch verschiedene Formen staatlicher Gewalt verloren haben. Der Autor, Künstler und Pädagoge Byron Jose wird am Goethe-Institut eine Reihe von englischsprachigen Immersionstrainings und Drachenbau Workshops für Kinder und Jugendliche aus Maya und anderen immigrierten Communities in MacArthur Park anleiten. Die Teilnehmer*innen erwerben Sprachkenntnisse, lernen über indigene Gemeinschaften in Guatemala und wie sie durch riesige bunte Drachen Botschaften an ihre Verstorbenen senden und ihnen so gedenken. Der Projektraum des Goethe-Instituts dient als Veranstaltungsort für die Drachenbau Workshops und eine Ausstellung der Drachen mit Lectures, Film und Performance. Die Drachen steigen am 1. November, dem Allerheiligen Tag, im MacArthur Park.

Vibing with Cultural Leafs
Mit der Annahme, dass ein kulturelles Bewusstsein uns dabei hilft, Unterschiede besser zu verstehen und Grenzen zu überwinden, bietet die Kulturschaffende Pauletta Pierce einen acht- bis zehnwöchigen Workshop für Mitglieder der Westlake Community zwischen 13 und 24 Jahren an, die keine oder wenig Erfahrung im Bereich Kunst haben. Darin soll untersucht werden, inwieweit Voreingenommenheiten (Bias) und Informationen unser Kulturverständnis prägen. Pierce wird am Goethe-Institut mit dem Culture Tree Lehrmodell von Zaretta Hammond arbeiten, um mit den Teilnehmenden eine Mixed Media  Präsentation „Vibing with Cultural Leafs“ zu erarbeiten. Schwerpunkt ist dabei die vielfältige und diverse Kulturgeschichte des Stadtteils Westlake/MacArthur Park. In  Zusammenarbeit mit lokalen Künstler*innen wie dem Pop Locker Street Dancer O.G. Jeckle,  Kunstdozentin Joan Zamora und die Erfinderin von Youth IT Video Angelique R. Hurtado in den Workshops verschiedene Disziplinen anbieten, darunter Tanz, Videoproduktion und Street Art. Zum Abschluss des Projekts werden die Teilnehmer*innen ihren „Culture Tree“ öffentlich im Goethe-Institut präsentieren.
 


Voices in the Water
Diese aus Storytelling, Bewegung und Erinnerung bestehende Klanginstallation wird durch ein Storytelling Format der afrikanischen Diaspora Geschichten, Lieder und die Bedeutung des Wassers der verschiedenen Diaspora-, Einwanderer-, Schwarzen-, Latinx- und indigenen Communities in MacArthur Park/Westlake reflektieren. Das Projektteam wird dabei seine Erfahrungen aus der langen Zusammenarbeit mit den vielfältigen Communities sowie im Bereich Contemporary Dance mit einbringen. Erinnerungen und mündliche Überlieferungen werden dabei zusammengetragen, um das lebendige Bewusstsein des Erinnerns, das der Körper in sich trägt, zu aktivieren und eine gemeinsame Körpererfahrung entstehen zu lassen. Dabei teilen die Community-Mitglieder ihre von ihren Vorfahren überlieferten und kulturellen Geschichten rund um das Thema Wasser. Schwarze und indigenen Elders und Cultural Bearers sind Teil des Storytelling Projekts, um die kulturellen Traditionen und Ahnen der Communities zu verankern. Die Geschichten ergeben eine immersive Soundscape aus ineinander verwobenen Stimmen, Klängen und Rhythmen, die im Call-and-Response-Format im Projektraum zu hören sein werden.
 


Disrupting the Mainstream
Seit 35 Jahren produziert die Grupo de Teatro SINERGIA vorranging Theaterstücke in spanischer und englischer Sprache. Sowohl Regie als auch Darstellung werden von latein- bzw. mittelamerikanischem und mexikanischem Theatermacher*innen aus L.A. auf- und durchgeführt. 1994 wurde aus der Gruppe unter der künstlerischen Leitung von Rubén Amavizca-Murúa das heutige FRIDA KAHLO Theater, das im Stadtteil Westlake in Los Angeles ansässig ist. Das Ensemble bringt vor allem historische, politische und soziale Themen auf die Bühne, die in unmittelbarem Bezug zur vorrangig migrantischen Community stehen. Mit diesen Originalproduktionen ist die Theatergruppe auch national und in Mexiko auf Tour gewesen. Einige dieser Stücke wurden in Belgien, Lettland und Spanien aufgeführt. The FRIDA KAHLO Theater - Disrupting The Mainstream („den Mainstream aufmischen“) wird im Projektraum des Goethe-Instituts als audio-visuelle Retrospektive und Ausstellung auf Spanisch und Englisch gezeigt. Anhand der bedeutendsten Produktionen des FRIDA KAHLO Theaters wird die Geschichte der Theatergruppe und deren Einfluss auf die Community veranschaulicht. Neben Theaterstücken werden auch Arbeiten von jüngeren Künstler*innen und Mitgliedern der Community in Form von Fotografien, Animationen und Jugendtheater gezeigt. In einer Podiumsdiskussion mit Künstler*innen des FRIDA KAHLO Theaters, Historiker*innen, Journalist*innen und Fachleuten aus L.A. wird das Werk des Theaters in einen kulturellen und historischen Kontext eingebettet.

Encuentros-Encounters
Homies Unidos führen im Dienst der Communities Pico-Union, Westlake und Koreatown trauma-informierte und kulturelle Projekte in Kunst, Bildung und Führungsentwicklung durch, die mit sozialen Gerechtigkeitsprogrammen verbunden sind. Mit „Encuentros-Encounters“ bieten sie einen generationen- und kulturübergreifenden Dialog zu drängenden gesellschaftlichen Themen wie Einwanderung, Masseninhaftierung und Klimawandel an. Das Herzstück des Projekts ist eine Kunstausstellung, die die Arbeit lokaler zentralamerikanischer und karibischer Künstler*innen über mehrere Generationen hinweg präsentieren und von Teilnehmer*innen der Jugendprogramme von Homies Unidos kuratiert wird. Zu den öffentlichen Veranstaltungen gehören Gespräche mit Künstler*innen, Filmvorführungen, Musikperformances und Workshops, mit einem Schwerpunkt auf intrakommunale Solidarität und Kunstproduktion.

Darüber hinaus wurde mit Creating Creators eine Schulpartnerschaft vereinbart, bei der Jugendliche benachbarter High Schools den Raum und die Projekte des Neighborhood Interpretive Center besuchen und mit diesen ins Gespräch kommen werden. 

Der neue Projektraum des Goethe-Instituts Los Angeles befindet sich im MacArthur Park Viertel in Downtown LA, in dem viele People of Color (Latinx, Asian and African American) leben. Das Goethe-Institut führte in Zusammenarbeit mit lokalen Partnern und Kulturschaffenden Fokusgruppen durch, um besser zu verstehen, was sich die vielfältige Community für den neuen Raum vorstellt. Als Teil eines Community Advisory Boards konnte sich das Goethe-Institut mit verschiedenen Organisationen aus dem Viertel und Umgebung vernetzen und ihnen zuhören. Durch diesen Prozess wurde entschieden, den Projektraum als Ort für die Menschen und Kulturen in der unmittelbaren Nachbarschaft zu nutzen und Projekten eine Plattform zu bieten, die für die Gegend MacArthur Park/Westlake und umliegende Viertel besondere Relevanz haben. Der Fokus auf Kooperationen mit Menschen vor Ort steht auch im Zentrum der Arbeit des Goethe-Instituts weltweit.

Eine Diskussion- und Vortragsreihe, in Partnerschaft mit dem Thomas Mann House, begleitet das Projekt. Mohamed Amjahid, Journalist und Autor von "Der weiße Fleck und Alice Hasters, Journalistin und Autorin des Bestsellers "Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten" sprechen am 26.2. zum Thema "Disruptive Representation and the limits of Diversity". Sie argumentieren, dass Vielfalt sehr oft als einfache und naheliegende Lösung für strukturelle Diskriminierung betrachtet wird. Obwohl Repräsentation ein unvermeidlicher Schritt in Richtung einer gerechteren Gesellschaft ist, wird sie wohl nicht ausreichen, ein auf Ungleichheit basierendes System in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft abzubauen. Unternehmen und Institutionen geben sich oft mit einem oberflächlichen Umgang mit Diversität zufrieden – ohne substanzielle Veränderungen voranzutreiben. Das mag einzelnen Akteur*innen nützen, hilft aber letztlich den Status quo zu sichern. Die Ausgrenzung und Ausbeutung vieler zum Vorteil weniger wird so manchmal lediglich "bunter". Repräsentation hilft also nur, wenn sie Unterdrückungsstrukturen (zer-)stört. Wie können von Rassismus, Sexismus oder Queerfeindlichkeit Betroffene das Phänomen Tokenism verhindern? Wie können wir dafür sorgen, dass der Druck diese Systeme zu verändern, nicht allein auf verletzbaren Minderheiten lastet? 
 


Am 6.12. spricht Thomas Mann House Fellow Swenja Zaremba mit den Projektpartnern des Neighborhood Interpretive Center zum Thema "How to: Community Engagement?". Welche Strategien der Community Arbeit werden von Kulturschaffenden und Kulturinstitutionen entwickelt, um mit lokalen Communities und Nachbarschaften zusammenzuarbeiten? Thomas Mann House Fellow Swenja Zaremba's Projekt in Los Angeles widmet sich kollaborativen Räumen auf lokaler Ebene und Inklusivität in der öffentlichen Zusammenarbeit. Während ihrer Zeit in L.A. wird sie untersuchen, wie lokale partizipative Ansätze das Vertrauen in Interaktionen zwischen Zivilgesellschaft und Institutionen stärken können, um zu erfahren, welches transformative Potenzial diese Ansätze für öffentliche Organisationen sowie für zivilgesellschaftliche Netzwerke haben. Die Projektpartner des „Neighborhood Interpretive Center“ Byron, Pauletta Pierce, Robin Garcia, das Frida Kahlo Theatre, Homies Unidos und die Thomas-Mann-Stipendiatin Swenja Zaremba werden dazu gemeinsam anhand des Themas Community Engagement diskutieren.


 

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