Gespräch digital salon: Kulturelle Identität Übersetzen

A pair of empty green, comfortable chairs sit next to each other. Derivative CC BY-SA 4.0 ilovefurniture https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Pair_of_Tufted_Lounge_Chairs.jpg

13.06.20
15.00 Uhr EDT

Online

Sprache ist das Herzstück des kulturellen Austauschs – ÜbersetzerInnen spielen eine zentrale Rolle darin, kulturelle und sprachliche Hürden zu überwinden. Bei ihrer Übertragung in die Zielsprache haben LiteraturübersetzerInnen den Originaltext in minutiöser sprachlicher Feinarbeit zu reproduzieren, während sie gleichzeitig ein Fingerspitzengefühl für die im Text zugrunde liegende Welteinstellung aufweisen müssen. Neutral ist diese nämlich keinesfalls: Vielmehr gilt es hier, bereits bestehende und sogar unbewusste Auffassungen bezüglich kultureller Identität, Geschlecht, sozialer Schichtung und Andersartigkeit zu erkennen. So wie die Quintessenz eines Romans darin besteht, die tief verwurzelten Gegensätze der Gesellschaft zu schildern und eine empathische Verbindung mit Figuren aufzubauen, die sich durch die Gesellschaft mühen und dabei einen Wandel erleben, gilt es für ÜbersetzerInnen, nicht nur sprachliche sondern auch kulturelle Spannungen in der Zielsprache lebendig und für ihre LeserInnen greifbar zu machen.

Alta L. Price und Tess Lewis – zwei erfahrene Übersetzerinnen – werden gemeinsam mit Duncan Lien, Gewinner des diesjährigen Gutekunst Prize of the Friends of Goethe New York über die Bedeutung der Übersetzung im Rahmen des kulturellen Austauschs und Identität diskutieren. Duncan Lien wird einen Auszug aus seiner preisgekrönten Übersetzung von Ich bin Özlem von Dilek Güngör lesen – ein Roman über die Erfahrungen einer jungen Frau mit türkischem Migrationshintergrund in Deutschland.

digital salon ist eine neue online Veranstaltungsreihe des Goethe-Institut New York. Der digitale Salon bietet Raum für einen Austausch zwischen dynamischen Denkern unterschiedlicher Kulturen und künstlerischen und intellektuellen Disziplinen, basierend auf Gedankenanstößen aus dem hier und jetzt. Seine Themen nehmen Anstoß aus dem sozialen, politischen und kulturellen Leben des heutigen Deutschlands.

Die Veranstaltung findet auf Zoom statt - um Anmeldung wird gebeten. Es wird ebenfalls einen Livestream auf unserer Facebookseite geben.

Tess Lewis ist Autorin und Übersetzerin aus dem Französischen und Deutschen. Zu ihren Übersetzungen zählen die Werke von Peter Handke, Walter Benjamin, Klaus Merz, Hans Magnus Enzensberger, Christine Angot, Pascal Bruckner und Jean-Luc Benoziglio. Ihre Arbeiten wurden mit Förderungen des PEN USA, PEN UK und des NEA ausgezeichnet. Für ihre Übersetzung von Philippe Jaccottet hat sie das Max Geilinger Übersetzungstipendium errungen, ihre Übersetzung des Romans Engel des Vergessens der Österreicherin Maja Maderlap wurde mit dem ACFNY Translation Prize und dem 2017 PEN Translation Prize ausgezeichnet. Jüngst wurde sie mit dem Simon Guggenheim Stipendium geehrt. Sie ist Mitvorsitzende des PEN Translation Committee und beratende Redakteurin des The Hudson Review. Ihre Essays und Kritiken sind in zahlreichen Zeitungen und Zeitschriften erschienen, darunter Bookforum, Partisan Review, The Hudson Review, World Literature Today, The Wall Street Journal und The American Scholar.

Alta L. Price übt eine Beratungstätigkeit mit Schwerpunkt Literatur für Sachtexte in den Bereichen Kunst, Architektur, Design und Kultur aus. Die mit dem Gutekunst Prize ausgezeichnete Übersetzerin arbeitet aus dem Italienischen und Deutschen ins Englische und gehört aktuell zur engeren Wahl für den The Peirene Stevns Translation Prize. Zu ihren aktuellsten Buchübersetzungen zählen Corrado Augias’ Die Geheimnisse Italiens (Rizzoli Ex Libris, 2014), Jürgen Holsteins Buchumschläge in der Weimarer Republik (Taschen, 2015), Martin Mosebachs Die 21 (Plough, 2019), sowie Dana Grigorceas Das primäre Gefühl der Schuldlosigkeit (Seagull, 2019). Ihre Werke sind u.a. in BBC Radio 4, 3 Quarks Daily, Maharam Stories, Trafika Europe, und Words Without Borders erschienen. Sie ist Mitglied in ALTA, PEN, the Third Coast Translators Collective und Cedilla & Co.

Duncan Lien ist Doktorand im dritten Jahr in Komparatistik und spezialisiert sich auf transnationale deutsche Literatur mit Fokus auf deutsch-türkische Beziehungen in der Literatur. Sein Dissertationsprojekt beschäftigt sich mit der Überschneidung zwischen Arbeitsmigration und politischer Migration zu Zeiten des Kalten Krieges in der Gründung der türkisch-deutschen Literatur. Im Rahmen dieses Projekts wird das Engagement der AutorInnen in transnationalen Debatten über den Realismus und die multilingualen Strategien der AutorInnen erkundet. Außerdem wird analysiert, inwiefern diese Themen den Begriff einer politischen und kulturellen Kollektivität im deutsch-türkischen Spektrum beeinflussen. Darüber hinaus hat Duncan in einem Artikel mit dem Titel “Rehearsing Better Worlds: Poetry as A Way of Happening in the Works of Tomlinson and MacDiarmid” über literarische Begegnungen zwischen Türkei und Albanien im Magazin Philosophy and Literature veröffentlicht. Weitere Forschungs- und Lehrthemen umfassen Translation, visuelle Erzählungen und die Beziehung zwischen Geschichte und Literatur.
 

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