Ausstellung Anna-Sophie Berger: Growing Horns

Anna-Sophie Berger<br>Growing Horns, 2015<br>Video still<br>Courtesy JTT, New York © Anna-Sophie Berger, Courtesy JTT, New York

So, 19.04.2015 –
So, 24.05.2015

Ludlow 38

Eröffnung: 19.04.2015, 18.00 Uhr
Performance: 14.05.2015, 20.00 Uhr


„An einem Ort, an dem man nicht zu Hause ist, kann ein Rezept das Gefühl von Vertrautheit wieder herstellen. Es ist eine Form der Übersetzung, ein ideeller Transport.“ – Anna-Sophie Berger
 
Am 19. April 2015 eröffnet MINI/Goethe-Institut Curatorial Residencies Ludlow 38 die erste institutionelle Einzelausstellung der Künstlerin Anna-Sophie Berger in den Vereinigten Staaten. Berger zählt zu einer Generation junger Künstler/innen, die in ihren medienübergreifenden Werken die Prozesse des Digitalen und deren Einfluss auf unsere Gesellschaft kritisch reflektieren. In der Ausstellung Growing Horns treten ihre Fotografien und installativen Arbeiten in einen engen Dialog miteinander und kreieren einen Raum, der offen ist für Empathie und Sinnlichkeit. Eine neue Performance, die Berger zusammen mit der Künstlerin Dena Yago konzipiert, feiert im Rahmen der Ausstellung am 14. Mai um 20 Uhr Premiere.
 
Für die Ausstellung Growing Horns widmet sich Berger manuellen Prozessen der Materialproduktion und deren Bedeutung für die weitgehend industrialisierte Gegenwart. Ihre einzelnen Arbeiten befassen sich mit der Widerständigkeit von Dingen, welche sich dem Regulativ einer kommerziellen Verwertung und der Logik des wahrnehmenden Subjektes entziehen. In diesem Sinn ist den Arbeiten auch formal eine materielle Veränderlichkeit eingeschrieben, die Prozesse der Transformation und des Übergangs sichtbar werden lässt.
 
Aus nächster Nähe dokumentiert die dreiteilige Fotografieserie Growing Horns (2015) zwei Kaschmirziegen, die Bergers Eltern auf dem Land als Haustiere halten. Die Fotografien entstanden, als den Tieren behutsam die weiche Unterwolle zur Gewinnung des edlen Cashmeres ausgekämmt wurde. Die Stoffarbeit losing winter / missing snow (2015) zeigt zwei weiße an den Ärmeln verknotete Mäntel. Ihre Form ist identisch, nur ihre Stofflichkeit lässt sie zu zwei verschiedenen Objekten werden. Die fetthaltige Salbe A promised cure (2015), die auf einer pharmazeutischen Rezeptur basiert, erweitert den Fokus der Ausstellung und hinterfragt die Versprechen medizinischer Heilsverfahren und ihre Wirkweisen. Diese versammelten Werke sind als mimetische Abbilder der Natur zu verstehen, die gleichzeitig auch sichtbar machen, wie die Wahrnehmung von Natur und Natürlichem heute durch digitale Technologien gefiltert und Nachahmung durch kollektive Prozesse des Vergessens und der Wiederaneignung variiert wird.
 
In Bergers Performances spielen Momente des Sinnlichen und physisch Erfahrbaren eine zentrale Rolle. Meist basieren sie auf simplen Gesten, die auf Aspekte wie Menschlichkeit, Zusammenleben und den Schutz ethischer Werte verweisen. Für Growing Horns hat Berger die in Los Angeles lebende Künstlerin Dena Yago (*1988) eingeladen, gemeinsam mit ihr eine neue Arbeit zu realisieren. In a Future April (2015) wird den Begriff der Autorenschaft hinterfragen und einzelne Elemente in der Ausstellung aktivieren. In diesem Sinn wird das statische Ausstellungsformat aufgebrochen und der Raum Prozessen der Veränderungen geöffnet.
 
Anna-Sophie Berger (*1989) studierte Modedesign und Transdisziplinäre Kunst an der Universität für angewandte Kunst Wien. Ihr Zugang zur Bildenden Kunst zeichnet sich durch eine besonders analytische Tiefe und bemerkenswerte Genrefreiheit aus. Subtil hinterfragen ihre Stoffarbeiten, Fotografien, Installationen und Performances die Sinnlichkeit des Materials und legen die im kommerziellen Bereich unsichtbaren Produktionsprozesse offen. Seit 2012 werden Bergers Werke in internationalen Galerien und Institutionen präsentiert. Allein im letzten Jahr stellte sie unter anderem im 21er Haus, Wien; JTT, New York; Utopian Slumps, Melbourne; Mathew Gallery, Berlin; Futura, Prag; Rod Barton, London und Off Vendome, Düsseldorf aus. Ihre Performances und Ausstellungen wurden in den Kunstmagazinen Artforum, frieze d/e, KubaParis und Mousse Magazine rezensiert. Berger lebt und arbeitet in Wien.

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