Die 1954 ins Leben gerufenen Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen gelten seit mehr als 60 Jahren als eine der wichtigsten Plattformen für Kurz- und Experimentalfilme. Als Ursprungsort des Oberhausen Manifests, das einen Umbruch in der deutschen Filmszene herbeiführte und die Geburtsstunde des Neuen Deutschen Filmes markiert, erlangte das Festival 1962 Berühmtheit und auch heute noch ziehen die Kurzfilmtage jeden Mai aufs Neue zahlreiche Filmemacher, Kuratoren, Kritiker und Cineasten in das Ruhrgebiet. Zusätzlich zu der jährlich stattfindenden Veranstaltung betreibt das Festival eines der größten, ältesten und anerkanntesten Kurzfilmarchive der Welt. Heute umfasst die Sammlung fast 2.000 Titel, unter ihnen eine Vielzahl einzigartiger Abzüge und Werke bedeutender Filmemacher wie
Kenneth Anger,
Santiago Álvarez,
Maya Deren,
Werner Herzog,
Alexander Kluge,
Jan Lenica,
George Lucas,
Matthias Müller,
Roman Polanski,
Alain Resnais und
Jan Švankmajer. Im Anschluss eines jeden Festivals werden eine Auswahl der Highlights der vergangenen Ausgabe sowie Klassiker aus der Sammlung im Rahmen der Veranstaltung „Oberhausen on Tour“ in Kinos der ganzen Welt gezeigt.
Dieses Jahr wird das Programm der Tour in New York gemeinsam durch das Goethe-Institut und die Anthology Film Archives ausgerichtet. Am 16. Juni präsentiert das Filmarchiv Klassiker des lateinamerikanischen Films aus dem Archivbestand der Festivals. Das Goethe-Institut zeigt dagegen am 18. Juni einige der Highlights der Kurzfilmtage 2014.
DIE LATEINAMERIKANISCHE ERFAHRUNG
Für lange Zeit war der „Weg zum Nachbarn“ das prägende Motto des Festivals. Es galt nicht nur für Osteuropa; gerade in den 1970er und 1980er Jahren etablierten sich weitere „Nachbarn“ wie etwa der lateinamerikanische Kontinent mit den politischen Filmen des „Dritten Kinos“. Diese zum Teil experimentellen Dokumentarfilme thematisieren die soziale und politische Situation in den lateinamerikanischen Ländern und richten ihr Augenmerk vor allem auf die Willkürherrschaft von Diktaturen, die fortschreitende Armut der Bevölkerung und die andauernde Einflussnahme US-amerikanischer Politik und Wirtschaft auf den Kontinent. Am Ende werfen wir einen spielerischen Blick auf die heutige Situation und entdecken dabei durchaus Kontinuitäten. Insgesamt unternimmt das Programm eine kleine Zeitreise durch die Kurzfilmgeschichte Lateinamerikas und spiegelt dabei gleichzeitig auch Festival und Archiv der Kurzfilmtage. Fast alle Arbeiten wurden in Oberhausen mit Hauptpreisen ausgezeichnet.
La fórmula secreta
THE SECRET FORMULA
Mexico 1966
43 Minuten, 35mm, Schwarzweiß
Spanisch mit englischen Untertiteln
von
Rúben Gámez
Ein kleines Porträt von Mexiko – 1966. Die Probleme und Träume der mexikanischen Bevölkerung.
Operação Brasil
OPERATION BRAZIL
Brasilien 1985
11 Minuten, 35mm, Schwarzweiß
Portugiesisch mit englischen Untertiteln
von
Luiz Alberto Pereira
Als im April 1985 der erste demokratisch gewählte Präsident Tancredo Neves kurz nach der Wahl schwer erkrankt, bangen Bevölkerung und Medien wochenlang um den ersten Repräsentanten ihrer nationalen Identität.
Queremos as Ondas do Ar!
WE WANT THE AIRWAVES!
Brasilien 1986
11 Minuten, 35mm, Farbe
Portugiesisch mit englischen Untertiteln
von
Francisco César Filho & Tata Amaral
Ein Film-Pamphlet gegen einseitige Information und für die Demokratisierung der Telekommunikation. Bedenkenlos werden unterschiedliche Materialstrukturen ineinander montiert.
Mas vale tarde que nunca
BETTER LATE THAN NEVER
Kuba 1986
8 Minuten, 35mm, Farbe
kein Dialog
von
Enrique Colina
Eine Satire auf die Pünktlichkeit. Ein Tropfen Übertreibung lässt eine fast realistisch anmutende Beschreibung ins Groteske umkippen. Der Film vibriert zwischen Lethargie und Raserei.
O Nome Dele (o clóvis)
HIS NAME (THE CLOWN)
Brasilien 2004
15 Minuten, 35mm, Farbe
Portugiesisch mit englischen Untertiteln
von
Felipe Bragança & Marina Meliande
Sie trafen sich im Sommer, im Regen. Ein Film über Karneval und Stille. Freude und Zorn. Eine leidenschaftliche Hommage an Rio de Janeiros Oberfläche: voller Schmerz, voller Träume und voll von Traurigkeit. Eine Karnevalsgeschichte von Liebe und Gewalt.
Zurück