Film “Serious Games”: Werner Herzogs Lektionen in Finsternis (1992)

Lektionen in Finsternis © Werner Herzog © Werner Herzog

Sa, 07.09.2019

National Gallery of Art

Verschiedene Filmgenres und Bewegungen haben im Laufe der Jahre Anspruch auf die Wahrheit im Kino erhoben — die actualités der Brüder Lumière, das von Dziga Vertov vertretene Kino-Pravda, die „Ethnofiction“ der anthropologischen Filmen von Jean Rouch und die „ekstatische Wahrheit“ der Dokumentarfilme Werner Herzogs sind nur einige Beispiele. Der Dokumentarfilm ist noch immer ein wichtiges Filmgenre, und doch haben in der Zwischenzeit viele Filmemacher die Bandbreite ihrer Praxis erweitert und Arbeiten geschaffen, die Kunst und Anthropologie, Dokumentation und Fiktion, Bildung und Unterhaltung sowie die Galerie und das Kino miteinander verbinden.

Serious Games: Dokumentarische Kunst zwischen Fakt und Fiktion erkundet einen Querschnitt dokumentarischer Praxis deutscher Filmemacher und Künstler mit einem Fokus auf Krieg und Konflikt. Durch das Verwischen der Grenzen zwischen Fakt und Fiktion zeigen diese Arbeiten auch die Fluidität der Ausstellungspraxis zwischen der Black Box des Kinos und des White Cube der Galerie. Präsentiert in Zusammenarbeit mit der National Gallery of Art, mit besonderem Dank an Zach Feldman für die Organisation des Programms.

Lektionen in Finsternis
Deutschland, 1992, 54 min., Regie: Werner Herzog

Lektionen in Finsternis präsentiert die brennenden Ölfelder Kuwaits als fremdartige Landschaft, in der die Narben des Golfkriegs deutlich zu sehen sind. Auf den ersten Blick ein Dokumentarfilm über die Feuerwehrleute, die die brennenden Ölquellen löschen sollen, macht Werner Herzogs Film aus diesen Realitäten ein nihilistisches Narrativ, indem er die Unbarmherzigkeit und sogar die Sinnlosigkeit dieser Arbeit zeigt. Der für Herzogs Filme so charakteristische gedämpfte Off-Kommentar dient dazu, den Zuschauer von der mediengesättigten Umgebung des Krieges zu distanzieren, während er die etablierten Konventionen des Dokumentarfilms zugunsten poetischer und philosophischer Meditationen in Frage stellt.

Werner Herzog wurde am 5. September 1942 in München geboren. Er wuchs in einem abgelegenen  Bergdorf in Bayern auf und studierte Geschichte und Germanistik in München und Pittsburgh. Seinen ersten Film machte er im Jahr 1961 im Alter von 19 Jahren. Seither hat er mehr als 60 Spiel- und Dokumentarfilme als Produzent, Autor und Regisseur geschaffen, darunter Aguirre der Zorn Gottes (1972), Nosferatu, Phantom der Nacht (1978), Fitzcarraldo (1982), Lektionen in Finsternis (1992), Little Dieter Needs to Fly (1997), Mein liebster Feind (1999), Invincible (2000), Grizzly Man (2005), Encounters at the End of the World (2007) und Die Höhle der Vergessenen Träume (2010). Herzog veröffentlichte mehr als ein Dutzend Bücher mit Prosa und führte bei ebenso vielen Opern Regie. Werner Herzog lebt in München und Los Angeles.

Für mehr Informationen über die Filmvorführung klicken Sie bitten auf den "National Gallery of Art - Film Programs" Link (rechts).

Zurück