Filmvorführung & Diskussion VERSCHOBEN: Fassbinder, kritisch überdacht: Whity (1971)

Whity © Beta Film © Beta Film

Di, 31.03.2020

18:30 Uhr

Goethe-Institut Washington @ The Liz

CORONAVIRUS (COVID-19) AKTUELLER STAND - MITTWOCH, 11. MÄRZ 2020

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Das Goethe-Institut Washington setzt sich für die Gesundheit und Sicherheit seiner Besucher*innen und Gäste ein. Um das Risiko, das COVID-19 für unsere Gemeinschaft darstellt, zu verringern, haben wir daher beschlossen, alle Kulturveranstaltungen am Institut bis zum 31. März zu verschieben. Wir werden jeden in unserem Netzwerk mit Updates über unsere Veranstaltungen im April auf dem Laufenden halten.

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Vielen Dank für Ihre Geduld und Ihr Verständnis.

Mit herzlichen Grüßen

Das Programmteam des Goethe-Instituts Washington

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Am 17. März und 31. März werden zwei Filme von Rainer Werner Fassbinder vorgeführt und diskutiert: Die Sehnsucht der Veronika Voss am 17. März und Whity am 31. März. Jede Vorführung wird von einer Einführung vor und einem Gespräch nach dem Film über Fassbinders Darstellungen von Frauen und People of Color auf der Leinwand begleitet.

Im Jahr 2020 jährt sich der 75. Geburtstag des deutschen Filmemachers Rainer Werner Fassbinder (31. Mai 1945 - 10. Juni 1982). Fassbinder war eine prominente Figur der Bewegung des Neuen Deutschen Films in Westdeutschland zwischen den 1960er und 1980er Jahren, und ein produktiver Regisseur, der in Film, Fernsehen und Theater arbeitete.

Am Ende des Zweiten Weltkriegs in Bayern geboren, wuchs Fassbinder inmitten der kulturellen, sozialen und politischen Wirren der Nachkriegszeit in Westdeutschland auf. Die zunehmende Militärpräsenz der Vereinigten Staaten und ein starker Zustrom amerikanischer Kulturimporte - ein absichtliches Bemühen, sowohl die Bevölkerung zu "entnazifizieren" als auch die Ausbreitung des Kommunismus zu verhindern - waren herausragende Einflüsse während Fassbinders frühem Leben und schließlich seiner kreativen Karriere. Spätere kulturelle und soziale Phänomene wie die Schwulenrechtsbewegung und die Migrationswellen von Gastarbeitern aus Südeuropa, Nordafrika und der Türkei prägten ebenfalls Themen in Fassbinders Werk.

Obwohl er ein bemerkenswerter Filmemacher war, war Fassbinders Leben von Substanzabhängigkeit, psychischen Erkrankungen und Gewalt geprägt. Wie einige seiner Zeitgenossen, namentlich Werner Herzog, waren sein Privatleben, seine Beziehungen und Interessen eng mit seinem Berufsleben verbunden. Familie, Freunde und Liebhaber*innen kamen und gingen in Fassbinders Filmen ein und aus und spiegelten so die Beziehungen wider, die sie auch abseits der Leinwand teilten. Fassbinder hatte eine stürmische Beziehung nach der anderen, mit Männern und Frauen gleichermaßen, und ließ die Liebenden manchmal traumatisiert, substanzabhängig, selbstmordgefährdet oder sogar tot zurück.

Wie bei vielen schwierigen und/oder umstrittenen männlichen Filmemachern - Roman Polanski, Woody Allen, Alfred Hitchcock zum Beispiel - stellte Fassbinder oft seine kreativen "Musen" in den Vordergrund seiner Filme. In Fassbinders Fall waren seine Musen auch oft seine Liebhaber*innen. Ingrid Caven, Irm Hermann, Hanna Schygulla, Eva Mattes, Margit Carstensen, Rosel Zech und Barbara Valentin gehörten zu Fassbinders "Frauen" - oft in Rollen von leidenden, tragischen, „gefallenen“ und sonst gequälten Frauenfiguren. Die männlichen Musen von Fassbinder waren unterdessen selbst in Schwierigkeiten, da sie aus der Arbeiterklasse stammten und komplexe Hintergründe hatten. Zwei, die in mehreren Filmen auftreten - der marokkanisch-berberische Schauspieler El Hedi ben Salem, und Günther Kaufmann, der als Sohn eines schwarzamerikanischen Vaters und einer weißen deutschen Mutter geboren wurde - waren nicht-weiße Männer, deren Rollen die deutsche Einstellung zur rassischen "Andersartigkeit" der Nachkriegszeit beleuchteten. Dabei wurde aber auch Fassbinders persönliche Einstellung zu diesem Thema deutlich.

In der Vorführung von Veronika Voss werden wir ein Beispiel von Frauen, wie sie Fassbinder auf der Leinwand porträtiert, kritisch beleuchten. Ebenso werden wir uns in Whity mit Fassbinders Versuchen, den Film als Medium für den rassistischen Diskurs zu nutzen, kritisch auseinandersetzen. Aber wir werden auch überlegen, was diese Darstellungen von Frauen und Farbigen über den Mann hinter den Filmen verraten könnten.

WHITY
Bundesrepublik Deutschland, 1982, 104 Min., Regie: Rainer Werner Fassbinder, Drehbuch: Rainer Werner Fassbinder

In einem stilisierten Amerika des 19. Jahrhunderts angesiedelt, sticht Whity in Fassbinders Werk eher unpassend hervor. Als gemischtrassiger Sklave - der Sohn einer schwarzen Frau und eines weißen Mannes - arbeitet der Whity für die Familie Nicholson: Ben, seine beiden Söhne und seine schöne junge zweite Frau Kate. Obwohl er ständig geschlagen und gedemütigt wird, dient Whity schweigend - bis er sich in die Saloon-Sängerin Hanna verliebt. Sie macht ihn zum ersten Mal auf seine Situation aufmerksam und drängt ihn, seine Peiniger auszulöschen. Als der Patriarch Ben Nicholson stirbt, stellt sich jedoch heraus, dass er noch einen anderen Sohn hatte: Whity.

"Whity ist ein stilisiertes, primitives Melodram, eine Mischung aus südlichen und westlichen Epen... ein filmisches Ritual des Untergangs; die Geschichte der Weißen in einer weißen Maske... der Ausdruck eines völlig losgelösten Pessimismus, einer nun völlig sekundären Erfahrung." (Süddeutsche Zeitung).

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