Tsegi, 30, Mongolei

Tsegi
Foto: Goethe-Institut / Andrea Gehwolf

Ich studiere Deutsch als Fremdsprache, Germanistik und Chinesisch auf Magister an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Mein älterer Bruder wollte immer schon nach Europa und ist nach Deutschland gegangen, um hier seine Doktorarbeit zu machen. Also habe ich mir auch überlegt, in Deutschland zu studieren. Aber zuerst musste ich richtig Deutsch lernen. Ich hatte zwar in der Mongolei schon angefangen, Germanistik zu studieren, aber letztendlich konnte ich keine drei Sätze formulieren, als ich hier angekommen bin. Ein Jahr habe ich bei einer Gastfamilie in der Nähe von Heidelberg als Au-pair verbracht. Mein Bruder ist zu diesem Zeitpunkt allerdings schon wieder in die Mongolei zurückgekehrt, weil es mit dem Visum für seine Freundin nicht geklappt hat.

Gab es am Anfang etwas, das dir in Deutschland seltsam vorkam?

Ich habe die ersten drei Monate viel geweint, weil ich so großes Heimweh hatte und auch ein bisschen, weil ich mich nicht wirklich getraut habe, Deutsch zu sprechen. Heute denke ich mir natürlich: „Warum eigentlich?“. Mit Kindern ist es mir allerdings sehr leicht gefallen, Deutsch zu sprechen. Bei ihnen hatte ich keine Angst vor Fehlern. Ich würde sagen, dass Kinder sehr dabei helfen können, die Sprache zu lernen. Nach meinem Jahr als Au-pair habe ich noch mehrere Deutschkurse besucht und den Studienkolleg gemacht. Nach drei Jahren konnte ich dann endlich mein Studium in München beginnen.

Ist es an der Uni leicht, Freunde zu finden?
Momentan stehe ich am Anfang meiner Abschlussarbeit. Das Thema steht noch nicht ganz genau fest. In einem halben Jahr muss ich sie abgeben. Danach kommen noch schriftliche und mündliche Prüfungen. Nächstes Jahr im Sommer bin ich fertig. Das wird jetzt aber auch endlich Zeit, es hat alles ein bisschen länger gedauert als geplant. Mittlerweile bin ich schon seit neun Jahren in Deutschland und die Sprache fällt mir jetzt natürlich leicht. Trotzdem brauche ich im Vergleich zu deutschen Studenten bestimmt doppelt so lang, um zu lernen oder eine Hausarbeit zu schreiben.

Was ist an der deutschen Uni anders als in deiner Heimat?
Seit Beginn meines Studiums wohne ich in Studentenwohnheimen. In manchen kann man nur zwei oder drei Jahre wohnen, deshalb musste ich schon zwei Mal umziehen. Meinen Aufenthalt in Deutschland finanziere ich durch Nebenjobs. Teilweise hatte ich bis zu drei gleichzeitig, momentan nur einen. Es ist gar nicht so schwer, als Student nebenbei eine Arbeit zu finden. In der Gastronomie gibt es eigentlich immer etwas, nur Bürotätigkeiten bekommt man nicht so leicht. Um hier zu leben, reicht das Geld. Allerdings bin ich in dieser ganzen Zeit nur vier Mal in der Mongolei zu Besuch gewesen, weil die Flüge sehr teuer sind. Nach dem Studium möchte ich gern in Deutschland bleiben, nicht für immer, aber zumindest noch für ein paar Jahre.

Was würdest du gern nach dem Studium machen?