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Kenia und Deutschland
Invisible Inventories

Vorbereitende Fotomontage des Projekts Simba Mbili: Mögliche Geschichten der Menschenfresser von Tsavo | © Sam Hopkins und Marian Nur Goni
Vorbereitende Fotomontage des Projekts Simba Mbili: Mögliche Geschichten der Menschenfresser von Tsavo | © Sam Hopkins und Marian Nur Goni

Leere Vitrinen: Wie können kenianische Kulturgüter, die sich im Besitz von Kulturinstitutionen etwa in Europa und den USA befinden, auch in Kenia zugänglich gemacht werden? Dieser Frage widmet sich die Ausstellungsserie „Invisible Inventories“, die am 17. März im Nationalmuseum Nairobi eröffnet wird – in Abwesenheit der historischen kenianischen Objekte. Anschließend präsentieren zwei deutsche Museen, das Rautenstrauch-Joest-Museum in Köln ab 28. Mai und das Weltkulturen Museum in Frankfurt am Main ab 6. Oktober, Kulturgüter aus den Kenia-Sammlungen. Verbindendes Element der Ausstellungen sind die gemeinsame Forschungsarbeit der vergangenen zwei Jahre und aktuelle Positionen der Künstler*innenkollektive The Nest und SHIFT.
 
Nairobi, Köln, Frankfurt am Main
Ab 17. März 2021

Seit 2019 werden im Rahmen des „International Inventories Programme“ in einer digitalen Datenbank kenianische Kulturgüter erfasst, die sich in Beständen oder Archiven von Museen des „Globalen Nordens“ befinden. Für das Projekt haben sich das kenianische Nationalmuseum in Nairobi, das Rautenstrauch-Joest-Museum in Köln und das Weltkulturen Museum in Frankfurt am Main mit den Künstler*innenkollektiven The Nest und SHIFT und dem Goethe-Institut zusammengetan. Die Datenbank umfasst inzwischen über 32.000 Objekte und soll im Frühjahr 2021 auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
 
Aus diesem Vorhaben gehen nun die „Invisible Inventories“ hervor: drei eigenständige Ausstellungen, die jeweils auf spezifische Weise die wissenschaftlichen und künstlerischen Forschungsergebnisse zusammentragen und von der Kulturstiftung des Bundes gefördert werden. Museumsfachleute, Wissenschaftler*innen und Künstler*innen widmeten sich dabei insbesondere auch den psychologischen und politischen Auswirkungen, die durch den Verlust beziehungsweise die Abwesenheit der historischen Objekte in den Gemeinschaften entstanden sind, in denen sie geschaffen wurden. 

Leere Vitrinen und menschenfressende Löwen

Den Auftakt macht ab dem 17. März das Nairobi National Museum, in dem vor allem die Abwesenheit der historischen Objekte augenfällig dokumentiert wird. Leere Vitrinen symbolisieren zehn ausgewählte Objekte, die in den Sammlungen des Rautenstrauch-Joest-Museums und des Weltkulturen Museums zu finden sind und in einer Kooperation zwischen den deutschen und den kenianischen Museumsfachleuten näher untersucht wurden. Das kenianische Kollektiv The Nest, repräsentiert von Jim Chuchu und Njoki Ngumi, visualisiert darüber hinaus mit endlos scheinenden Schlangen aus Versandlabels die schiere Masse an Objekten und ihren unterschiedlichen Wert – von Ankaufs- über Versicherungs- bis hin zu emotionalem Wert – sowie die Macht einzelner westlicher Händler*innen und Institutionen.
 
Im Rahmen von „Invisible Inventories“ kommen unterschiedliche Repräsentant*innen lokaler Gemeinschaften in Videoarbeiten zu Wort, während die Installation „A Topography of Loss“ des internationalen Kollektivs SHIFT den Verlust der Objekte in jenen Gemeinschaften thematisiert. Sam Hopkins und Marian Nur Goni des Kollektivs SHIFT präsentieren außerdem eine Soundinstallation zu den vielfältigen Geschichten der sogenannten „Man-Eaters of Tsavo“. Den beiden legendären menschenfressenden Löwen war es um die Jahrhundertwende gelungen, die britische imperiale Maschinerie beim Eisenbahnbau in Ostafrika zu blockieren. Derzeit werden sie – ausgestopft – in Chicago ausgestellt. Simon Rittmeier, ebenfalls Teil des Kollektivs SHIFT, widmet sich mit seiner Arbeit „Lightning Strikes the Obelisk“ einem internationalen Fall erfolgreicher Restitution, indem er die Rückführung des Obelisken von Axum von Italien nach Äthiopien untersucht.
 
Ebenfalls Teil des „International Inventories Programme“ sind die öffentlichen „Object Movement Dialogues“. Begleitend zur ersten Ausstellung in Nairobi findet eine weitere Ausgabe dieser Diskussionsreihe statt. Vertreter*innen aus unterschiedlichen lokalen Gemeinschaften werden dafür zur Ausstellung nach Nairobi eingeladen und tauschen sich mit Juma Ondeng‘ vom Nationalmuseum zur Bedeutung der Abwesenheit ihrer Objekte aus.
 
In den anschließenden Ausstellungen ab 28. Mai in Köln und ab 6. Oktober in Frankfurt am Main werden schließlich die kenianischen Kulturgüter aus den Sammlungen des Rautenstrauch-Joest-Museums respektive des Weltkulturen Museums präsentiert. Viele jener Objekte befinden sich seit Jahrzehnten in den Archiven der beiden deutschen Museen und wurden größtenteils noch nie öffentlich ausgestellt. Für eine Auswahl der Kulturgüter haben die Museumsfachleute Njeri Gachihi, Frauke Gathof, Clara Himmelheber, Lydia Nafula, Leonie Neumann, Philemon Nyamanga und Juma Ondeng‘ gemeinschaftlich erstmals umfassende Objektbiografien erarbeitet.
 
Das „International Inventories Programme“ ist ein Projekt des Goethe-Instituts, des Nairobi National Museum, des Rautenstrauch-Joest-Museums in Köln, des Weltkulturen Museums in Frankfurt am Main und der Künstler*innenkollektive The Nest (Kenia) und SHIFT (Deutschland/Frankreich). Das Ausstellungsprojekt „Invisible Inventories“ wird von der Kulturstiftung des Bundes gefördert.

Kontakt

Anisha Soff
Goethe-Institut Nairobi
anisha.soff@goethe.de

Viola Noll
Stv. Pressesprecherin
Goethe-Institut
Hauptstadtbüro
Tel.: +49 30 25906 471
noll@goethe.de

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