Filmreihe Drei aus den 30er Jahren | Schwarz-Weiß-Filme

Drei aus den 30er Jahren 1 © Nikol Decheva

Mi, 07.12.2022 –
So, 11.12.2022

Dom na kinoto

Schwarz-Weiß-Kino im Haus des Kinos

Die 1930er Jahre waren eine besondere Zeit; eine Zeit des politischen, sozialen und ideologischen Umbruchs. Im Zentrum der Kunst dieses Jahrzehnts ist das Trauma des Ersten Weltkriegs und seiner Folgen weiterhin vorherrschend. Berlin wurde zur neuen Kulturhauptstadt Europas und die deutsche Filmindustrie zog Menschen verschiedener Staatsbürgerschaften an. Verschiedene „Fremde“ wurden in ihren Reihen gesammelt. Das Kino ist noch keine etablierte, vollwertige Kunst, aber es hat sich bereits einen Namen gemacht. Eine Reihe von Künstler:innen beginnt erst mit ihren Experimenten, andere entwickeln schon ihre künstlerischen Erkundungen weiter.

Anhand von drei Filmen - jeder aus einem anderen Genre, mit einem anderen Thema und einer anderen Regie - werden wir versuchen, die sozialen Unruhen und den Aufruhr jener Zeit zu verstehen und zu reflektieren. Was inspiriert Filmemacher nach dem turbulenten und expressionistischen Jahrzehnt des Kinos der 1920er Jahre? Welche Themen finden Platz auf dem Bildschirm? Wie hat sich die Filmsprache entwickelt? Was sind die technischen Neuerungen? Was kann dieses neue Medium ausdrücken?

Georg Wilhem Pabst hat bereits mehrere Filme hinter sich. Fritz Lang ist auf dem Höhepunkt seines Ruhmes und wird noch lange mit dem Etikett "der Regisseur, der den teuersten Film der Geschichte gemacht hat" - Metropolis - versehen bleiben. Und der dritte Film, bei dem der Bulgare Zlatan Dudov Regie führte, feiert heuer neunzig Jahre nach seiner Uraufführung im Jahr 1932 in Berlin sein Jubiläum. Der Film wird nicht nur als "erster proletarischer Film" bezeichnet, sondern auch durch den Namen seines Drehbuchautors, Bertold Brecht, bekannt gemacht. Diese Tatsache warf lange Zeit einen Schatten auf den Namen des Regisseurs Dudov.

Die Perspektiven, aus denen die drei ausgewählten Filme betrachtet werden können, sind sehr vielfältig. Letztendlich können sie auch als ein Stück Kulturgeschichte verstanden werden, das wir als Goethe Institut gerne mit Ihnen teilen möchten.

PROGRAMM:

3 aus 30 Westfront © Nikol Decheva

07.12., Mittwoch, 18:30 / Westfront 1918 / 1930, Regie: Georg Wilhelm Pabst
Moderator: Alexander Vachkov, Historiker, Künstler, Uniformspezialist


Westfront 1918 ist ein deutscher Kriegsfilm, der hauptsächlich in den Schützengräben der Westfront während des Ersten Weltkriegs spielt. Der Film wurde nach einem Drehbuch von Ladislav Vajda gedreht, das auf dem Roman „Vier von der Infanterie“ von Ernst Johansen basiert. Der Film zeigt die Auswirkungen des Krieges auf eine Gruppe von Infanteristen, die von den Leinwandveteranen Fritz Kampers und Gustav Diesl angeführt werden. Der Film ähnelt seinem nahen Zeitgenossen „On the Western Front Quietly“ (1930), einer amerikanischen Produktion. Im Gegensatz dazu hat er aber einen düsteren Ton, Pabsts Werk entspricht hier dem Stil der Neuen Sachlichkeit der späten 1920er Jahre. Bemerkenswert ist der Einsatz von Ton, denn dies ist Pabsts erster "sprechender" Film - er konnte während der aufwändigen Kamerafahrten in den Schützengräben Live-Töne aufnehmen. Bei seiner Veröffentlichung war Westfront 1918 ein Erfolg, obwohl er oft in gekürzter Form gezeigt wurde. Mit dem Aufkommen des Nationalsozialismus wurde der Film von den deutschen Behörden wegen seines offensichtlichen Pazifismus und wegen seiner Verurteilung des Krieges, die Propagandaminister Joseph Goebbels als "feigen Defätismus" bezeichnete, schnell als ungeeignet für das Publikum eingestuft.
  3 von 3 M-F Lang © Nikol Decheva

10.12., Samstag, 16:30 / M / 1931, Regie: Fritz Lang
Moderator: Svetoslav Draganov, Direktor, Dozent an der NBU


"M" (auf Deutsch: M - Eine Stadt sucht einen Mörder) ist ein Krimi aus dem Jahr 1931. Es ist der erste synchronisierte Film des österreichischen Regisseurs Fritz Lang. Das Drehbuch basiert auf einem tatsächlichen Fall und wurde von Lang selbst und seine Frau Thea von Harbow geschrieben. Darin geht es um die Verfolgung eines Serienkindermörders und eines Verbrecherkartell, das in derselben Stadt operiert, durch die Polizei. Die Hauptrollen werden von Peter Laurie, Otto Wernicke und Gustaf Grundgens gespielt. Der Film weist zahlreiche filmische Innovationen auf, darunter lange, fließende Kamerafahrten und ein musikalisches Leitmotiv, das immer wieder für die Hauptfigur gespielt wird. Der Film gilt als zeitloser Klassiker und wird von Lang als sein Hauptwerk betrachtet. Er gilt als einer der größten Filme aller Zeiten und hat einen unermesslichen Einfluss auf moderne Krimis und Thriller.
  3 von 30 Kuhle Wampe © Nikol Decheva

11.12., Sonntag, 16:30 / Kuhle Wampe / 1932, Regie: Zlatan Dudov
Moderator: Alexander Donev, Filmkritiker, Regisseur, Drehbuchautor, Dozent bei NATFA


Kuhle Wampe ist ein deutscher Spielfilm aus dem Jahr 1932 über Arbeitslosigkeit, Obdachlosigkeit und die linke Bewegung in der Weimarer Republik. Das Drehbuch wurde von Bertolt Brecht erdacht und geschrieben. Er führte auch Regie bei der Schlussszene: eine politische Debatte über den Weltkaffeemarkt zwischen Fremden in einem Zug. Der Rest des Films wurde von Zlatan Dudov gedreht, die Musik zum Film wurde von Hans Eisler komponiert. Die Kuhle Wampe selbst war ein Zeltlager am Mügelsee in Berlin. Wampe ist Berliner Dialekt für "Magen", der Titel könnte also mit "Leerer Magen" übersetzt werden. Der Film wurde 1932 in Deutschland verboten, weil man ihm vorwarf, den Präsidenten, das Rechtssystem und die Religion in ein negatives Licht darzustellen, doch nach Protesten wurde das Verbot für eine überarbeitete Fassung aufgehoben. Der Film blieb deshalb dennoch viele Jahre lang ungesehen.

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Jedem Film ist eine kurze Einführung vorangestellt und im Anschluss an die Vorführung gibt es eine Diskussion.

Alle Filme sind mit bulgarischen Untertiteln versehen. Weitere Informationen zu den Tickets finden Sie HIER.

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