Konzert John Adams dirigiert John Adams beim Musikfest Berlin

John Adams dirigiert John Adams © Kai Bienert

Fr, 07.04.2017

19:00 Uhr

7. April 2017, 19.00 Uhr
Goethe-Institut, Budapesta-Str. 1, Sofia


John Adams zählt zu den prominentesten Komponisten der Minimal Music – obwohl er deren Ästhetik immer wieder aufbricht und mit einer entschieden klangvollen, mitunter fast spätromantischen Tonsprache mischt. John Adams, in dieser Saison Composer in Residence der Berliner Philharmoniker, gibt mit diesem Konzert sein Debüt als Dirigent des Orchesters. Auf dem Programm stehen seine berühmte Harmonielehre und das Violinkonzert Scheherazade.2. Solistin ist Leila Josefowicz.
 
Berliner Philharmoniker
Dirigent: John Adams
Leila Josefowicz, Violine
  • John Adams - Harmonielehre für Orchester
  • John Adams - Sheherazade.2, dramatische Symphonie für Violine und Orchester
Deutsche Erstaufführung 
 
Aufzeichnung des Konzertes vom 17.09.2016
Einführung: Ralica Ficheva, BNR

 
John Adams
Wenn ein Orchester sich für eine Spielzeit einen Komponisten in Residence einlädt, sucht es damit im Ernstfall auch eine echte Herausforderung und lässt sich auf Projekte ein, die sonst sicher chancenlos wären. John Adams, der 1947 in Massachusetts geboren wurde und seit 1971 in Kalifornien lebt, ist momentan in der Berliner Philharmonie zu Gast und hinterlässt überall seine Spuren, von den Schüler-Projekten bis zum großen Konzert.
Adams ist das Schwergewicht unter den amerikanischen Komponisten, und gleichzeitig eine Ausnahmeerscheinung, weil seine durch und durch amerikanische Musik doch auch die europäische Entwicklung des letzten Jahrhunderts in sich aufnimmt, zwischen Struktur und Ausdruck komplexe Vermittlungen sucht und niemals nur banale Hörgewohnheiten bedient. Dabei zielt Adams durchaus auf ein breites Publikum und entsprechend breitwandig ist auch ein Gutteil seiner insgesamt nicht sehr zahlreichen Kompositionen.
– Quelle: http://www.berliner-zeitung.de/25626796 ©2017
 
 
Programm

»Auf einer rein technischen Ebene«, sagt John Adams, »scheinen meine Werke nicht so kompliziert zu sein wie die vieler anderer Gegenwartskomponisten. Meine musikalischen Ideen haben niemals die komplexen Formen benötigt, die wir heute normalerweise von seriösen Tonsetzern erwarten. Die Schwierigkeiten meiner Musik liegen in der Konzentration und der Energetik. In dieser Hinsicht ist sie sehr schwer aufzuführen, denn man merkt sofort, wenn ein Instrumentalist nicht die richtigen Töne spielt. Das ist nicht bei vielen zeitgenössischen Stücken so, wo oft nur der Komponist merkt, dass etwas nicht stimmt ...«

John Adams, philharmonischer Composer in Residence dieser Spielzeit, zählt zu den Hauptvertretern des amerikanischen Minimalismus – jener Stilrichtung, bei der über längere Zeiträume einfache Grundmuster (Patterns) mit nur leichten, oft kaum wahrnehmbaren Veränderungen wiederholt werden.

Allerdings hat sich Adams frühzeitig von der starren Mechanik der ersten Minimal-Kompositionen distanziert: »Meine Musik ist, glaube ich, expressiver. Jazzy, langsam, schnell, laut, sanft – all diese Unterschiede darin sind mir wichtig.« Bei seinem Dirigier-Debüt am Pult der Berliner Philharmoniker hat der Komponist seine Harmonielehre aufs Programm gesetzt, ein Werk, das von einem Traum inspiriert wurde, in dem ein großes Containerschiff in der Bucht von San Francisco wie eine Rakete in den Himmel aufstieg; dieses Bild hat seine unmittelbare musikalische Entsprechung am Anfang des Werks, wo sich repetierte e-Moll-Akkorde wie Kanonensalven entladen.

Nach der Pause steht das Violinkonzert Scheherazade.2 auf dem Programm, das John Adams der Geigerin Leila Josefowicz »in den Bogen« komponierte. Inspiriert wurde das Stück durch eine Ausstellung am Pariser Institut du Monde Arabe, in deren Zentrum die Erzählungen aus Tausendundeine Nacht und ganz besonders die Scheherazade-Figur standen: »Die selbstverständliche Brutalität gegenüber Frauen«, so Adams, »die vielen dieser Geschichten zugrunde liegt, ließ mich über die Bilder nachdenken, die wir heute jeden Tag in den Nachrichten sehen [...]. So kam ich auf die Idee, eine dramatische Symphonie zu komponieren, in der die Hauptrolle von einer Solo-Violine übernommen wird.« Obgleich die Musik keine konkrete Geschichte erzählt, breitet Adams in seiner klingenden Vision »provozierende Bilder« aus, die sich gegen Gewalt und Unterdrückung richten: Szenen, in denen Scheherazade von religiösen Eiferern verfolgt und vor Gericht gestellt wird, bis sie im Finale endlich ihre Freiheit findet.

Bitte Folgendes berücksichtigen, Voranmeldung auf info@sofia.goethe.org erwünscht
 

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