Vortrag Bauhaus: Neues Herangehen an Bildung und Kunstschaffen

100 Jahre Bauhaus - Bulgarien © Studio Punkt

Di, 16.04.2019

18:30 Uhr

Vortragsreihe "100 Jahre Bauhaus"

Bauhaus und die Künste

Bauhaus: Neues Herangehen an Bildung und Kunstschaffen

Referentin: Prof. Dr. Isabel Wünsche



Das Bauhaus spielt eine besondere Rolle in der Kunst, Kultur, Architektur, Design und in den Neuen Medien des 20. Jahrhunderts. Als Kunstschule revolutionierte das Bauhaus das künstlerische Denken, das architektonische Schaffen und die Design-Produktion weltweit. In dem Vortrag wird das Bauhaus als Erzeuger einer alternativen Kunsterziehung und neuer künstlerischer Praktiken erkundet. Das Bauhaus ist nicht nur Schauplatz einer Institution, die ästhetische Theorie und künstlerische Praxis miteinander verschmilzt, sondern auch als Stätte von künstlerischer Interaktion und kulturellem Austausch zwischen Ost und West, Nord und Süd, der, trotz seiner kurzlebigen institutionellen Existenz, einen starken Einfluss auf die Entwicklung der visuellen Künste in Europa genommen hat und darüber hinaus auch in Nordamerika, dem Nahen Osten und Australien.

Ein besonderes Beispiel der weitreichenden Verbreitung der Bauhaus-Prinzipien ist Ludwig Hirschfeld-Mack (1893-1965), ein Bauhaus-Student der ersten Generation, der am Bauhaus in Weimar Druckgrafik studierte und innovative Experimente mit Farb-Licht-Projektionen anstellte, die zu seinem “Farblichtspielen” führten. Nach der Schließung des Weimarer Bauhauses im Jahr 1925 unterrichtete er an Reformschulen, Kunsthochschulen und pädagogischen Akademien in Deutschland und im Vereinigten Königreich. Im Jahr 1940 wurde er als sog. “feindlicher Ausländer” nach Australien abgeschoben. Dort engagierte er sich weiterhin für die Erneuerung der Kunsterziehung fort, führte die Bauhaus-Prinzipien, wie zum Beispiel Materialstudien und Farbentheorie, ein und beriet schließlich das Curriculum der Kunsterziehung der Viktorianischen Regierung.

Der Vortrag wird die Bauhaus-Prinzipien der Kunsterziehung und der künstlerischen Praxis untersuchen und deren Transformation und Adaption zu neuen Realitäten außerhalb von Deutschland, in diesem Fall, den künstlerischen Rahmen, erzieherische Ziele und die kulturellen Entwicklungen nach dem Krieg in Australien. Ein besonderer Fokus liegt auf der Untersuchung von Materialien, die Hirschfeld-Mack als fundamentale Basis der modernen Kunsterziehung angesehen hat.
 

Isabel Wünsche ist seit 2001 Professorin für Kunst und Kunstgeschichte an der Jacobs University Bremen. Ihr Forschungsinteresse liegt in der Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts, insbesondere im Europäischen Modernismus, der historischen Avantgarde-Bewegung und abstrakter Kunst. Vorher hat sie am California Institute of Technology, Pasadena; Scripps College, Claremont; und an der University of California, Los Angeles, unterrichtet und an Meseumsprojekten am Los Angeles County Museum of Art, Norton Simon Museum in Pasadena, The Huntington Library, Art Collections, und am Botanical Gardens in San Marino mitgearbeitet.
Dr. Wünsche studierte Kunstgeschichte und Klassische und Christliche Archäologie in Berlin, Moskow, Heidelberg und Los Angeles und beendete ihre Promotion an der Universität Heidelberg im Jahr 1997. Sie erhielt Stipendien an der Huntington Library, Art Collections and Botanical Gardens, San Marino (2003-2004), dem Jane Voorhees Zimmerli Museum of Art an der Rutgers University (2003-2004, 2007), dem National Humanities Center, North Carolina (2007-2008), Collegium Budapest (2008-2009), New Europe College und dem Institute of Advanced Study in Bucharest (2016) und erhielt Forschungsmittel der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD), dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) und dem Australian Research Council (ARC).
Ihre Publikationen beinhalten Galka E. Scheyer & The Blue Four: Correspondence 1924-1945 (Deutsche und Englische Ausgabe, Berne: Benteli, 2006), Kursschwankungen: Russische Kunst im Wertesystem der europäischen Moderne (mit Ada Raev, Berlin: Lukas, 2007), Harmonie und Synthese. Die russische Moderne zwischen universellem Anspruch und nationaler kultureller Identität (München: Wilhelm Fink, 2008), Biocentrism and Modernism (mit Oliver A. I. Botar, Farnham, UK: Ashgate, 2011), Kunst & Leben. Michail Matjuschin und die russische Avantgarde in St. Petersburg (Köln: Böhlau, 2012), Meanings of Abstract Art: Between Nature and Theory (mit Paul Crowther, London: Routledge, 2012), The Organic School of the Russian Avant-Garde: Nature’s Creative Principles (Farnham, UK: Ashgate, 2015), Marianne Werefkin and the Women Artists in Her Circle (mit Tanja Malycheva, Amsterdam: Brill, 2016), Practices of Abstract Art: Between Anarchism and Appropriation (mit Wiebke Gronemeyer, Newcastle, UK: Cambridge Scholars Publishing, 2016), The Routledge Companion to Expressionism in a Transnational Context (New York, London: Routledge, 2018), and BAUHAUS DIASPORA: Transforming Education in Art, Architecture and Design (mit Philip Goad, Ann Stephen, Andrew McNamara und Harriet Enquist, Melbourne: Melbourne University Press, 2019, forthcoming).

 

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