Erdschiffe
Das Haus aus Müll
800 abgefahrene Reifen, jede Menge Blechdosen, Lehm, Stroh, Kies, etwas Zement und eine Menge Engagement sind die Zutaten für den Grundbau eines Erdschiffs mitten im Prager Zentrum in der Nähe von der U-Bahnstation Anděl. Eine Vision, die den Hausbau revolutionieren könnte.
Garbage warrior – der Müllkrieger
Das Konzept des Earthships hatte Reynolds schon in den 1970er-Jahren entworfen, es dauerte aber einige Jahrzehnte bis es sich in den USA verbreitete. Spätestens durch den 2007 über Reynolds gedrehten Dokumentarfilm Garbage warrior erhielt er weltweit Aufmerksamkeit. Der Film begleitet ihn auf seinem utopischen Kampf, in einem Land voller Baugesetze ein unkonformes, von der Zivilisation unabhängiges Wohnprinzip durchzusetzen, das erst durch die Umsetzung in armen Ländern und Katastrophengebieten Anerkennung und Legalität erhielt.
Auch Wasser-, Strom- und Kanalisationsanbindung benötigt das Erdschiff nicht, dafür sorgen eingebaute Regenwasserzisternen und -filter als auch Windräder und Solarzellen. Jeder Handgriff beim Bau ist durchdacht und dient zum Zwecke der Eigenständigkeit des Hauses. So eignen sich Earthships auch besonders gut in Wüstenregionen oder Orten, die nicht gut angebunden sind.
Ort des Lernens
Und einen weiteren großen Vorteil hat das Erdschiff noch. Es ist für fast jedermann erschwinglich und kann mit etwas Geduld und Courage auch von jedem gelernt werden. Denn ein Erdschiffbau sei nicht so schwierig, beteuert Pavel Příhoda, eine Art Pressesprecher der paar Dutzend Freiwilligen, die sich diesen Sommer zur Aufgabe gemacht haben ein Erdschiff in Prag zu bauen: „Angefangen hat das Projekt zu viert, mittlerweile sind es fast 40 Leute, die immer mal wieder vorbeikommen, ihre Freizeit opfern um mitzuhelfen und in Workshops zu lernen, wie man ein Erdschiff baut.“
Die Reifen bekamen die vier Visionäre umsonst von benachbarten Autowerkstätten, die froh waren, sie loszuwerden. Die Blechdosen sammelten Hynek und Pavel hauptsächlich auf dem Prague Pride Festival zusammen. Ob das Haus je wirklich bewohnbar wird, kann man noch nicht sagen, auch soll es eher ein Ort des Lernens, Besichtigens und des Ökotourismus werden. Geplant ist die Vollendung für Ende nächsten Jahres. Und auch wenn das „Schiff“ noch nicht schwimmt, so hat das Grundstück schon jetzt einiges zu bieten, denn der Gemüsegarten wurde schon bepflanzt und als Beweis gibt einem Pavel nach der Besichtigungstour auch gerne ein paar frischgepflückte Tomaten mit.