Debatte / literarische Begegnung Literarischer Zyklus « Des nouvelles de de nos cousines germaines »

Banner zum Projekt Des nouvelles de nos cousines germaines in Toulouse 2021 Illustration : Pauline Zenk http://paulinezenk.com

Mo, 08.11.2021

19:00 Uhr

Goethe-Institut Toulouse

Auftakt : Christa Wolf "Was bleibt"

Christa Wolf: Was bleibt, übersetzt von Chislain Riccardi : Ce qui reste, Stock 1996

Ost-Berlin, 1970er Jahre.
Christa Wolf stellt in ihrem Roman die Frage, was es für das Familien- und Liebesleben, für die eigene Intimität bedeutet, wenn das alltägliche Leben unter Beobachtung des autoritären Staates steht. Diese Autorität des Staates wird durch drei Klone in einheitlichen Mänteln und mit verdunkelten Brillengläsern verkörpert. Sie sitzen in einem Wolga unterm Fenster und warten.
Diese offensichtliche Beschattung ist die sichtbare Seite; es bleibt noch das Unsichtbare: die Telefone hören mit, selbst wenn der Hörer aufgelegt wurde. Und was die Sprache selbst angeht - sie verarmt.

Christa Wolf beschreibt, wie zuerst die Alltagssprache und schließlich auch die Sprache des Denkens und Schreibens davon betroffen sind. Christa Wolf zufolge sollte man also nicht mehr die Worte von heute benutzen, sondern aus der Perspektive von morgen, von übermorgen schreiben. Christa Wolf hat sich jahrelang genau in dieser Situation befunden. Sie erlebte, wie sich allmählich ein unsichtbares Netz über das Sichtbare legte. Das Ergebnis ist dieser außergewöhnliche Text, geschrieben in der Sprache des „Danach“. Christa Wolf beharrte auf ihrem Glauben an dieses „Danach“, eine Zukunft, in der ihr Text willkommen wäre. Weit mehr als ein Zeugnis ist der Text daher eine Art Gaubensbekenntnis.

Die literarische Veranstaltungsreihe „Des nouvelles de nos cousines germaines“ (Neuigkeiten unserer deutschen Verwandten) umfasst acht Lesungen deutschsprachiger Werke. Dieses Projekt wurde ins Leben gerufen, um deutsche oder in deutscher Sprache schreibende Schriftstellerinnen und ihre Werke kennenzulernen und auch über die Grenzen Deutschlands bekannt zu machen.

Eine Stunde lang werden jeweils Auszüge aus der französischen Übersetzung vorgelesen.

Programm der folgenden Lesungen:
  • „Engel des Vergessens“ von Maja Haderlap
  • „Die Liebhaberinnen“ von Elfriede Jelinek
  • „Herztier“ von Herta Müller
  • „Vielleicht Esther“ von Katja Petrowskaja
  • „Apostoloff“ von Sibylle Lewitscharoff
  • „Animal triste“ von Monika Maron
  • „Stille Zeile sechs“ von Monika Maron

Diese Veranstaltung findet im Rahmen der Quinzaine franco-allemande 2021 in Okzitanien statt.

Zurück