Film Kelly von Stéphanie Régnier

Kelly Foto: © Stéphanie Régnier

Mi, 07.12.2016

19:00 Uhr

Goethe-Institut London



Ein karges Hotelzimmer, eine junge Frau sitzt auf einem Bett, steht auf, geht auf und ab. Plötzlich sieht sie uns an und spricht direkt in die Kamera. Sie redet über ihre Mutter, die sie abgöttisch liebt, ihren Vater, der die Familie verlassen hat und über andere Männer, deren Liebeserklärungen sie misstraut, deren Geld sie aber nimmt, damit sie und ihre drei Brüder nach Frankreich gehen können, wo ihre Mutter schon lebt und ihre Brüder eine gute Ausbildung bekommen sollen. Sie heißt Kelly; sie kommt aus Peru. Von dort hatte sie sich über Französisch-Guayana nach Tanger, an der marokkanischen Küste, durchgeschlagen.  Durch Zwischenfragen der Regisseurin Stéphanie Régnier ermutigt erzählt sie von ihrer abenteuerlichen Reise, ihrem Leben in Französisch-Guayana, davon wie sie sich verliebt und in die Prostitution abrutscht, von glücklichen und schmerzhaften Momenten. Sie ist wütend, macht Witze, wiederholt Dialoge, wird melancholisch, dann trotzig und lässt so eine Persönlichkeit durchschimmern, die zäh, gerissen und pragmatisch ist aber auch liebevoll, erfinderisch und absolut präsent. Ihr lebhafter und fesselnder Monolog wird von Aufnahmen der vom Hotelzimmer aus sichtbaren Flachdächer unterbrochen. Auf ihnen gehen verschiedene Leute unterschiedlichen Tätigkeiten nach, die als indirekter Kommentar zu Kellys Geschichte verstanden werden können. Wir sehen auch Aufnahmen des Meeres mit Booten und großen Schiffen und der Küste Gibraltars in der Ferne. Manchmal hören wir die ruhige Stimme einer Person, anscheinend aus Tanger, die sich wie aus der Zukunft an Kelly zurückerinnert, ihre Geschichte in groben Zügen kennt und sich fragt, wie es ihr ergangen sein mag und ihr alles Gute wünscht.

Jugend-Jury Preis, Cinema du Réel 2013; Etoile de la SCAM 2013; Price SCAM discovery 2015


Frankreich 2013, Farbe, 67 Min. Mit englischen Untertiteln.
Regie: Stéphanie Régnier. Mit Kelly.



Mit einer Einführung von Carolina Gottardo, der Direktorin des Latin American Women's Rights Service (LAWRS).

 
Eventbrite - Kelly

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