Film Site 2 (Das Land der Anderen) von Rithy Panh

Site 2 Foto: © Rithy Panh

Mi, 16.11.2016

19:00 Uhr

Goethe-Institut London



Site 2 (Das Land der Anderen) wurde 1989 gedreht und ist Rithy Panhs erster Film. Für die Dreharbeiten kehrte er in das Grenzgebiet zwischen Kambodscha und Thailand zurück, wo er sich zehn Jahre zuvor selbst als Flüchtling aufgehalten hatte. Site 2 (oder Site II) war der Name des jahrelang größten Lagers für Flüchtlinge aus Kambodscha und solche, die auf dem Landweg aus Vietnam gekommen waren. Es wurde 1985 auf thailändischem Gebiet errichtet und 1993 geschlossen. Zur Zeit der Dreharbeiten für Site 2 lebten dort 180,000 Menschen.
Das Lager verfügte über eine bestehende Infrastruktur mit Krankenhäusern, Schulen, Tempeln und einem Markt, aber wie in vielen anderen Flüchtlingslagern in dieser Region waren auch die Bewohner von Site 2 interner und externer Gewalt ausgesetzt und litten unter Krankheiten. Das Lager, 5.6 Quadratkilometer groß, von einem Stacheldraht umzäunt und von der thailändischen Armee patrouilliert, bot seinen Bewohnern ein stark eingeschränktes Leben, und persönlicher Raum war extrem knapp bemessen. Anstatt aber diese negativen Aspekte zu dramatisieren, folgt Rithy Panhs beachtenswerter Film ganz ruhig der Alltagsroutine im Lager. Er beginnt mit einer langen Sequenz, in der eine Frau beschreibt, wie sie während der vietnamesischen Offensive 1979 aus Kambodscha floh, wie sie von Lager zu Lager zog und schließlich bei Site 2 ankam. Sie wird dann mit ihrer Familie zum Fokus des Films, ihre ebenmäßige Stimme erklärt und kommentiert verschiedene Aspekte des Lebens im Lager, während wir den oft langen, ununterbrochenen Einstellungen der Kamera folgen. Klaglos benennt sie die Schwierigkeiten, mit denen die Menschen im Lager konfrontiert sind und vergleicht ihr Leben mit dem eines Krebses in einem Loch. Ihre ganze Hoffnung liegt auf der Ausbildung ihrer Kinder. Obwohl Site 2 mittlerweile geschlossen ist, erinnert Rithy Panhs Film uns daran, dass Krieg oder natürliche Ursachen wie Dürren, Erdbeben oder Überflutungen schon immer viele Menschen dazu gezwungen haben, ihre Heimat zu verlassen und dass dies in Zukunft immer öfter passieren wird. Die Menschen und Länder, die davon am meisten betroffen sein werden, liegen außerhalb Europas, eine Tatsache die uns jedoch nicht von unserer Verstrickung in ihr Schicksal befreit.
 
Frankreich 1989, Farbe 90 Min. Mit englischen Untertiteln.
Regie: Rithy Panh.

 
 
Mit einer Einführung von May Adadol Ingawanij, Reader in Visual Culture, amtierende Direktorin des
Centre for Research and Education in Arts and Media (CREAM), und Director of Research, International Centre for Documentary and Experimental Film, University of Westminster.


 
Eventbrite - Site 2 (Das Land der Anderen)

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