Filmvorführung Ilker Çatak: Das Lehrerzimmer

Eine Frau, sitzend, einen Becher haltend sitzt im Zentrum eines Raums, vor und neben ihr und im Hintergrund weitere Personen (Das Lehrerzimmer) Curzon

Mi, 29.05.2024

19:00 Uhr

Goethe-Institut London

Goethe-Kino (Kinovorführung)

In seinen vielfach preisgekrönten und für den Oscar nominierten Spielfilm inszeniert Ilker Çatak ein psychologisch komplexes und fesselndes Drama über Wahrheitssuche, in dem Schule zum Spiegel einer Gesellschaft wird, in der jeder seine eigene Wahrheit findet oder kreiert. Wir paaren diesen Film mit dem 1965 in der DDR fertig gestellten DEFA-Film Karla, in dem ebenfalls eine Lehrerin im Mittelpunkt steht, die in Konflikt mit ihrem schulischen Umfeld gerät. Entstanden ist er jedoch zu einer anderen Zeit und in einem anderen politischen System und unter dem Einfluss anderer stilistischen Konventionen und ästhetischer Vorlieben.  Karla wird am dem eine Woche lang auf unsere Streaming-Plattform Goethe on Demand zu sehen sein.

Carla Novak ist seit sechs Monaten an einem Gymnasium Lehrerin für Mathematik und Sport und Klassenlehrerin in einer 7. Klasse. Sie ist engagiert und idealistisch und kommt gut mit ihren Schüler*innen aus, versucht ihnen, einen Sinn für Solidarität, Gerechtigkeit und Ehrlichkeit zu vermitteln. Als mehrere Diebstähle in der Schule vorfallen und ihre Kolleg*innen u.a. die Klassensprecher*innen dazu zu bewegen, vermeintliche Täter anzuschwärzen und die Geldbörsen der Jungen in ihre Klasse zu durchsuchen, widerstreben ihre diese Maßnahmen. Aufgrund einer zufälligen Beobachtung, entwickelt Carla schließlich selbst einen Verdacht und geht diesem im Alleingang nach, ein fataler Fehler, denn in kürzester Zeit hat sie sowohl Schüler*innen, deren Eltern und ihre Kolleg*innen gegen sich aufgebracht. Verzweifelt bemüht, die Situation zu entschärfen, gerät sie immer mehr unter Druck.

„Es geht um ein System, um ein Abbild unserer Gesellschaft. Schule ist ein gutes Spielfeld, weil sie unsere Gesellschaft als Mikrokosmos, als Modell zeigt: Es gibt das Staatsoberhaupt, Minister*-innen, ein Presseorgan, das Volk ... Aber Das Lehreryimmer verhandelt viele verschiedene Themen. Ein zentraler Aspekt für mich ist die Wahrheitsfindung, die Wahrheitssuche oder wie man sich die Wahrheit zurechtlegt. Auch die Frage, woran man glaubt, wird gestellt. [...] Fake News, Cancel Culture oder etwa das Bedürfnis einer jeden Gesellschaft nach einem Sündenbock – das sind weitere Themen.“ So Regisseur Ilker Çatak über seinen Film, in dem er immer ganz nah an seiner Hauptfigur. Für ihre konzentrierte Darstellung, die die wachsende Anspannung Carlas deutlich spürbar macht, wurde Leonie  Benesch 2023 mit dem Deutschen Filmpreis für die beste weibliche Hauptrolle ausgezeichnet.

Germany 2023, colour, 94 mins. With English subtitles.
Directed by Ilker Çatak. With Leonie Benesch, Leonard Stettnisch, Eva Löbau, Michael Klammer, Anne-Kathrin Gummich, Kathrin Wehlisch, Sarah Bauerett, Rafael Stachowiak, Uygar Tamer, Özgür Karadeniz


   
Über İlker Çatak

İlker Çatak wurde am 11. Januar 1984 in Berlin geboren. 1996 zog der Sohn türkischer Einwanderer mit seiner Familie nach Istanbul. Nachdem er dort an der Botschaftsschule sein Abitur gemacht hatte, ging er zurück nach Deutschland, wo er bei diversen Kinoproduktionen praktische Filmerfahrungen sammelte. Im Jahr 2005 begann Çatak, eigene Kurzfilme zu drehen; zudem realisierte er Werbespots unter anderem für Allianz, die Deutsche Telekom und Audi. Bis 2010 absolvierte er ein Bachelor-Studium im Fach Film- und Fernsehregie an der Berliner Dekra Hochschule für Medien. Im Jahr darauf erhielt er ein Autorenstipendium des Bayerischen Rundfunks.
Von 2012 bis 2014 studierte Çatak an der Hamburg Media School, wo er seinen Master-Abschluss machte. Ein großer Erfolg gelang ihm mit seinem studentischen Kurzfilm Wo wir sind (2014), der unter anderem mit dem Max-Ophüls-Preis ausgezeichnet wurde.  Auch sein Abschlussfilm Sadakat (2015) wurde im Kurzfilmwettbewerb des Max-Ophüls-Festivals mit dem Hauptpreis ausgezeichnet – und gewann darüber hinaus einen First Steps Award sowie den Student Academy Award in Gold.
Mit der Jugendgeschichte Es war einmal Indianerland (2017), nach dem Roman von Nils Mohl, stellte İlker Çatak 2017 seinen ersten abendfüllenden Spielfilm vor. Zwei Jahre später feierte Çataks nächster Film auf dem Münchner Filmfest Premiere: Es gilt das gesprochene Wort (Goethe-Kino März 2021) über eine deutsche Pilotin, die sich auf eine Scheinehe mit einem deutlich jüngeren Türken einlässt, gewann in der Folge zahlreiche Preise.
Im Sommer 2019 fanden die Dreharbeiten zu İlker Çataks nächstem Spielfilmprojekt Räuberhände statt, einer Verfilmung des gleichnamigen Romans von Finn-Ole Heinrich. Die Weltpremiere fand im April 2021 beim (pandemiebedingt) online stattfindenden Lichter Filmfest statt; dort wurde der Film jedoch ausschließlich der Jury gezeigt. Die Premiere mit Publikumsbeteiligung erfolgte im Juni 2021 beim Kindermedienfestival Goldener Spatz. Im Oktober 2021 wurde Çataks Beitrag zur TV-Krimireihe Tatort ausgestrahlt, Borowski und der gute Mensch mit Axel Milberg in der Hauptrolle.
Im Panorama der 73. Berlinale feierte Çataks nächster Film Premiere, Das Lehrerzimmer nach einem Originaldrehbuch von ihm und Johannes Duncker. Der Film kam im Frühling 2023 in die deutschen Kinos und ging mit sieben Nominierungen ins Rennen um den Deutschen Filmpreis. Er gewann in zentralen Kategorien: Bester Spielfilm, Beste Regie, Bestes Drehbuch, Bester Schnitt und Beste weibliche Hauptrolle. Der Film wurde auch für den Oscar für den besten fremdsprachigen Spielfilm nominiert. (Quelle: filmportel.de, editiert)

 

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