Sarah Denzinger

Sarah Denzinger © Anna Hofer
Innerhalb meines Studienganges ist ein Masterabschluss unumgänglich und daher war eine Pause zwischen Bachelor- und Masterstudiengang weder vorgesehen noch nötig. Dennoch wusste ich, dass ich zum einen während meines Studiums noch unbedingt Auslandserfahrung sammeln und zum anderen abwägen wollte, ob mein Fach Kunst nun nicht doch zu meiner Profession werden könnte. Wer selbst studiert (hat) weiß schon nach welchem Studiengang das klingt: Lehramt – aber wieso dann in die Kulturabteilung? Die gleiche Frage stellte man mir auch im Bewerbungsgespräch. Aber noch einmal zurück.

Ich stieß über mehrere Wege auf die bangaloREsidency: einen Aushang an meiner Kunsthochschule, E-Mails über selbigen Verteiler und schließlich noch eine persönliche E-Mail an mich. Spätestens da wurde mir klar, dass ich diesem Programm vielleicht doch etwas mehr Aufmerksamkeit widmen sollte, als den übrigen E-Mails, die sich sonst in meinem Posteingang verfingen. Da entdeckte ich den kleinen Vermerk: Praktikant_innen gesucht. Ein Praktikum im Ausland, das passte schon einmal. Indien, super, da wollte ich schon immer einmal hin. Das Goethe-Institut, eine renommierte Institution, an die ich schon lange dachte. Auch beim Durchgehen der Anforderungen an die Praktikanten sprachen mich alle Punkte an und so fasste ich Mut, um mich schließlich zu bewerben. Tatsächlich sollte ich nach zwei Skype-Interviews auch eine Zusage erhalten und einen Monat später ging es dann auch schon los.

Am Flughafen lernte ich bereits zwei meiner drei künftigen Mitpraktikantinnen kennen und wir teilten die Aufregung von Frankfurt bis in unsere Unterkünfte in Bangalore. In unserem Willkommenskit erhielten wir eine Einladung zu einer Veranstaltung, die bereits wenige Stunden nach unserer Landung im Goethe-Institut / Max Mueller Bhavan stattfinden sollte und so knüpften wir schon vor regulärem Arbeitsbeginn am Montag unsere Banden. Elias, unser Vorgänger, war noch für diese Woche in Bangalore, zeigte uns das Institut, etwas von der Stadt, ein paar Anlaufstellen und wies uns schließlich Montagmorgen – dann schon im Vierergespann – in unsere regulären Aufgaben ein. Das beinhaltete zum einen das Presseclipping neun indischer Tageszeitungen, das Erstellen eines Newsletters wie zum anderen auch die Pflege der Webseite und am wichtigsten der Social Media-Kanäle. Letztere sollten insbesondere mein Aufgabenbereich werden wie auch Grafikgestaltung von Digital- und Printmedien. Ich genoss es in meiner Zeit am Goethe-Institut sehr kreative Spielräume zu bekommen und von Flyer über Plakaten bis hin zu Taschen vieles selbst gestalten zu können. Wir verteilten auch Zuständigkeiten für einige Kulturveranstaltungen wie Filmfestivals, Tanzveranstaltungen, Theaterstücke wie auch Kunstfestivals, um nur ein paar zu nennen. Für diese übernahmen wir vor Veranstaltungsbeginn die Kommunikation mit externen Veranstaltern und wurden so schnell mit dem Netzwerk von Kulturschaffenden vertraut und konnten wertvolle Kontakte nutzen und knüpfen. Auch bei den Veranstaltungen selbst wollte man entsprechend nicht fehlen und so waren auch die Wochenenden meist gefüllt. Jedoch nahm ich die Teilnahme an den Veranstaltungen immer als sehr bereichernd wahr, denn sie ermöglichten mir Einblicke in Bereiche, die mir neue Interessensfelder öffneten.

Sarah Denzinger in Hampi © Anna Hofer Wie bereits eingangs erwähnt war am interessantesten für mich die bangaloREsidency. Durch mein Studium an der Kunsthochschule war das Kennenlernen des bisher einzigartigen Residenzsystems wie auch das von voll ausgebildeten Künstler_innen der ausschlaggebende Punkt für meine Bewerbung. So übernahmen wir in der ersten Woche als Buddys die Verantwortlichkeit für die erstmals 12 gleichzeitig kommenden Residenten. Dabei stand jede von uns für zwei bis drei der Künstler_innen aus verschiedensten Disziplinen als Ansprechpartnerin zur Verfügung und so halfen wir, durch die Bewältigung von Alltagsfragen und als Schnittstelle zwischen Institut und Host, zum reibungslosen Ablauf verschiedenster Projekte und Abschlusspräsentationen.

Der Alltag in Indien stellte mich zu Beginn selbst vor eine Herausforderung, aber ich konnte, dank des Goethe-Instituts, Bangalore als „weiche Landung in Indien“ für vier Monate, vor allem nicht nur als Touristin, erfahren, viele wertvolle Kontakte knüpfen und viel über die Arbeit als Veranstaltungsorganisatorin wie auch über mich selbst lernen. Das Praktikum war anspruchsvoll und zeigte mir meine Grenzen wie auch meine Freiräume im selbstverantwortlichen Arbeiten auf und hat mich auch zu langen Arbeitszeiten motivieren können. Ich durfte in meiner Zeit sehr vieles erleben, was ich in meinem getakteten und eng gefassten Studium niemals hätte erahnen können, auch wenn ich von der Stadt Bangalore wohl nur einen Bruchteil sehen konnte. Ich genoss die Arbeit im Team sehr und konnte viel konstruktive Kritik mitnehmen, die mein Studium wie auch meinen Alltag langfristig bereichern wird.
 
12.08.-22.12.2017, Sarah Denzinger