Anna Hofer
Meistens beantworte ich diese Frage nur mit einem amüsierten Lächeln. Indien ist nicht gleich Indien. Und auch Südindien ist nicht gleich Südindien. Vor meinem Studium der Ethnologie an der LMU in München hatte ich ein Jahr in einem kleinen Dorf in Kerala verbracht. Nun ging es für mich in einen anderen Bundesstaat, in die größte Metropole Südindiens, in die Stadt des ewigen Frühlings. Bangalore hat zwar touristisch wenig zu bieten, aber taucht man einmal in die Kulturszene ein, hat man keinen freien Abend mehr. Ich hatte eine unbeschreiblich intensive und lehrreiche Zeit am Goethe-Institut / Max Mueller Bhavan Bangalore und die Entscheidung erneut für mehrere Monate nach Südindien zu gehen habe ich keine Sekunde bereut.
Zusammen mit drei anderen Praktikantinnen habe ich mich speziell für die Zeit der bangaloREsidency in der Kulturabteilung des Goethe-Instituts beworben. Unsere Aufgabe war neben dem normalen Arbeitsalltag vor allem die Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung dieser einmal im Jahr stattfindenden Künstlerresidenz. Die Arbeit in einem Institut war für mich absolutes Neuland und so war ich froh, dass wir in den ersten Wochen noch genügend Zeit für Einarbeitung und Vorbereitung hatten.
In der Zeit vor Ankunft der Residenten arbeiteten wir beispielsweise hauptsächlich an einem Programm für die Orientierungswoche. Die ersten Tage nach der Ankunft in Bangalore waren für die Künstler dazu gedacht, zusammen in der Gruppe die wichtigsten Kulturinstitutionen zu besuchen, einen ersten Eindruck von der Metropole zu bekommen und vor allem die ersten Kontakte zu knüpfen. Dafür planten wir zwei Tage mit verschiedenen Programmpunkten und gemeinsamen Essen. Wir besuchten ein Theater, machten einen geführten Stadtspaziergang mit dem Thema „Das Müllproblem in Bangalore“, besuchten 1 Shanthi Road, den ältesten host-Partner und ein Kurzfilmfest. Abgeschlossen wurde die Woche durch einem Abend mit öffentlicher Präsentation der einzelnen Residenten in der Veranstaltungshalle des Instituts. Jeder Künstler stellte sich dem Publikum vor und präsentierte seine vorrangegangen Arbeiten und sein Projekt für Bangalore.
Neben der bangaloREsidency betreuten wir während unseres Praktikums mehrere Filmfestivals, einige Theaterstücke, das Kunstfestival „Gender Bender“ und Konzertabende. Die Events fanden entweder in der institutseigenen Veranstaltungshalle oder bei Partnern statt. Durch die Mitarbeit bei Organisation und Durchführung standen wir in regem Austausch mit verschiedenen Kooperationspartnern in der Stadt und mit den jeweiligen Künstlern, die für ihren Auftritt in die Stadt kamen. Wir hatten mit vielen verschiedenen Musikern, Künstlern und Theatermachern zu tun, viele davon Ex-Residenten, die ein erneutes Projekt in Bangalore realisieren wollten. Unser Praktikum wurde dadurch zu einer abwechslungsreichen und arbeitsintensiven Zeit. Viele Veranstaltungen fanden natürlich auch am Wochenende statt, wodurch sich für uns Arbeit und Freizeit oft kombinieren ließen.
Bei Nandita und Maureen fanden wir stets ein offenes Ohr für alle Angelegenheiten und Fragen. Durch ihre Beziehungen mit den Kulturschaffenden der Stadt hatten wir bei zahlreichen Abendveranstaltungen die Möglichkeit in diese rasant wachsende und vibrierende Metropole einzutauchen und sie auf eine ganz besondere Weise kennenzulernen. Das Goethe Netzwerk öffnete uns viele Türen und zeigte mir erneut eine ganz andere Seite Indiens. Da ich glücklicherweise ein Visum für ein Jahr bekommen habe, nutzte ich die Möglichkeit aus und blieb noch ein bisschen länger.