Dagmar Leupold
Von der Liebe zu den Katzen

Abends, auf dem Rückweg nach Hause, unweit der Isaak-Kathedrale, am Konnovardejskij-Boulevard: Eine Katzenskulptur aus Blech vor einem Hauseingang. Zunächst denke ich an den schwarzen Kater aus Bulgakovs „Der Meister und Margerita“ und vermute, dass es sich um eine Art literarischen Club handelt, aber als ich weitergehe, stoße ich auf einen Fahrradständer mit Katzenfiguren und weiteren Katzenmotiven. Und dann ein großes, erleuchtetes Schaufenster, vor dem ich staunend stehenbleibe: In einem großen Raum räkeln sich auf unzähligen gepolsterten Liege- und Sitzplätzen Katzen, in allen Farben, Größen und Pelzarten. In der vordersten Reihe eine prächtige Perserkatze, die kaum die Lider hebt. Wer auch immer sie von draußen bewundert – er oder sie lohnt nicht die Anstrengung eines Blicks. Zwischen den Katzen-Diwanen wandern andachtsvoll ein paar Menschen und kraulen mit einem Ausdruck großer Ehrerbietung die hochmütigen Sphingen hinter den kaum gespitzten Ohren. Ich trete ein, eine nicht besonders liebenswürdige Dame hinter einer Art Tresen fragt nach meinem Anliegen. Ich würde mir gern die Katzen anschauen, sage ich. Sie wird noch strenger: Erstens würde nach neun Uhr kein Gast mehr akzeptiert und zweitens koste das Streicheln der Katzen 500 Rubel (ca. 8 Euro) – offensichtlich traute sie mir nicht zu, über diese Summe zu verfügen. Und noch weniger über den notwendigen Respekt für diese Art von (therapeutischer?) Begegnung mit uns – den Menschen – weit überlegenen Kreaturen.