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Eleonore de Montesquiou: KINOZAL

Eleonore de Montesquiou
© Alexey Kubasov

Kinozal, Video 22:00 Min., 2010

Круговая кинопанорама (Kreisrundes Kinopanorama) ist ein Moskauer Kino, in dem sich ein Krugorama befindet. 1959 gebaut, zeigt das Kino Filme, die mit elf Synchronkameras gedreht wurden. Das Kinoprogramm umfasst Filme, die während der Sowjetzeit entstanden und dem Publikum die optimistische, schöne Sowjetunion vorführen. Damals war der Tourismus innerhalb der Union sehr beliebt und preiswert und kannte keine Binnengrenzen. Ich habe die Vorführung von ВОЗЬМИТЕ НАС С СОБОЙ, ТУРИСТЫ! (Nehmt uns mit, Touristen!) abgefilmt, der 1966 von Igor Bessarabov gedreht wurde. Der Erzähler und zwei Teilnehmer nehmen uns mit auf eine Reise von Moskau bis nach Kasachstan und von Estland bis zum Kaukasus, zum Baikalsee und zum Schwarzen Meer. Besonders erstaunlich fand ich die Sequenz, die in Tallinn gefilmt wurde und das dortige Musik- und Tanzfestival zeigt, eine sowjetische Choreografie, die sich die estnische Bevölkerung wieder angeeignet hat. Im Kontext solcher Festivals führte das Singen von Liedern in estnischer Sprache letztlich zur sogenannten „Singenden Revolution“ und zur Unabhängigkeit von den Sowjets. Mein Film beschäftigt sich mit den erwähnten politischen Intentionen, doch als ich den Raum zum ersten Mal betrat, stand eine rein kinematografische Erfahrung im Vordergrund: Wenige Zuschauer saßen ordentlich auf einer kleinen Bank, ich kaufte an einem ramponierten Schalter ein sehr günstiges Ticket, und die Vorführung begann … einfach magisch! (Eleonore de Montesquiou)

Eleonore de Montesquiou
*1970 in Paris; lebt und arbeitet in Tallin, Estland, und in Berlin, Deutschland

Eléonore de Montesquiou ist eine französisch-estnische Künstlerin. Ihre Arbeit beschäftigt sich mit der Beziehung zwischen persönlichen und offiziellen Geschichten, privaten und nationalen Identitäten. Ausgehend von ihrer eigenen Erfahrung der Entwurzelung befasst sie sich mit den Komplikationen und Ambivalenzen von Randexistenzen. Eléonore de Montesquiou arbeitet vorwiegend mit Video, filmt Zeitzeugen und schafft prothetische Erinnerungen an verdrängte Geschichten. In ihren vom Dokumentarfilm beeinflussten Arbeiten gibt ihre Kamera sprachlosen Menschen eine Stimme. Ihre Arbeiten beruhen auf einer dokumentarischen Herangehensweise, die auf Filme, Zeichnungen und Texte übertragen wird; sie beschäftigen sich in erster Linie mit Fragen der Integration, Immigration und Nation in Estland und machen die russische Community hörbar. Teilnahme an zahlreichen internationalen Festivals: 2016 Gaieté Lyrique, HKW Berlin; 2015 Opuzen Film Festival, Kroatien; Internationale Kurzfilmwoche Regensburg; 2014 Rencontres Internationales, Paris-Berlin; 2013 BWPWAP, Transmediale 2013, Berlin, kuratiert von Marcel Schwerin; NO festival, Ufa, Russland; 2012 Belo Horizonte International Film Festival, Brasilien.