Fotoprojekt
Architektur und Bewegung

Sie stehen gemeinsam für ein Fotoprojekt über die Wechselwirkung von Körper und architektonischem Milieu: Wera Laponkina, Absolventin, und Sascha Pirogowa, Studentin der A.-Rodtschenko-Schule für Fotografie und Multimedia.

  • Architektur und Bewegung Foto: © Goethe-Institut/Wera Laponkina
    Architektur und Bewegung
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    Architektur und Bewegung
Im Jahr 2007, als ich gerade anfing mich mit Contemporary zu beschäftigen, war der Unterricht des TsEKh, des ersten Zentrums für zeitgenössischen Tanz in Russland, im Kulturpalast des Lichatschow-Werkes, vormals Automobilgesellschaft Moskau, (DK AMO ZIL) angesiedelt. Das erste, was ins Auge fiel, wenn man das Gelände des Kulturpalastes betrat, waren die Programmaushänge aus Whatman-Papier mit den sorgsam und kunstvoll gemalten Lettern in Gouache. Wenn ich an ihnen vorüberging, schien mir jedes Mal, dass ich mit dem, was ich tue, dem Charakter von Ort und Zeit widerspreche, ein Gefühl von Konspiration und Exklusivität zugleich kam auf.

Abends flößte dieses Gebäude Schrecken ein: die menschenleeren Korridore, Lenins Kopf im Halbdunkel. Den Kulturpalast des ZIL bekam man auch bei Tageslicht zu sehen: Hier fanden die Sommerschulen des TsEKh statt. Allen Teilnehmern sind die pompösen Lederdiwane im Säulensaal in Erinnerung, auf denen man ein Nickerchen machen konnte oder einer fremden Klasse zusehen, während man auf seine eigene wartete, oder Kraft schöpfen, um kurz darauf nach einem ganzen Tag Tanzunterricht endlich das ZIL zu verlassen. Im vergangenen Herbst wurde das Kulturhaus in das Kulturzentrum ZIL umgewandelt, zu dem auch – als für uns wichtigste Institution – das Haus des Tanzes gehört, dessen Mission darin besteht, den zeitgenössischen Tanz zu unterstützen und zu entwickeln.

Nach der Rekonstruktion und der Säuberung des Raums von überflüssigen Elementen atmet es sich dort jetzt freier und endlich kommt die schnörkellose Architektur des Konstruktivismus zum Tragen. Es überraschte nicht, dass das Haus des Tanzes mit einem Event wie dem Videotanz-Labor Brain Dance startete: 20 Personen versuchten ihre Bewegung in den architektonischen Raum des ZIL einzupassen. Meine Gruppe, zu der außer mir Anna und Jana Norina und Alexander Sutjagin gehörten, erkundete zwei Tage lang das gesamte Gelände des ehemaligen Kulturpalastes und heutigen Kulturzentrums und Denkmals der Avantgarde. Die Rekonstruktion war noch im Gange und der „Müll“, der abtransportiert wurde, war auch noch zu etwas nutze: So kamen etwa die Arbeiter mit einem Kleiderschrank an uns nicht vorbei, wir konnten nicht anders als sie eine runde Viertelstunde aufzuhalten, um den Schrank als Dekoration zu nutzen. Jedes Fenster, jede Ecke, alle Treppen, Säulen und Parkettbrettchen wurden inspiziert. Später waren wir noch an mehreren Wochenenden hintereinander heimlich dort, um unsere Erkundungen fortzusetzen, und erregten mit unseren Aktivitäten das Erstaunen der Mütter, die ihre Kleinen vom Zirkel abholen wollten.

Seitdem sind wir mit dem ZIL im Einklang und uns ist klar geworden, dass es unser Ort ist. Als ich im Frühjahr mit Witali Borowik – nach einer Probe für unser Work-in-progress-Projekt war es spät geworden – durch die Korridore des nächtlichen ZIL ging, wirkte es eher verschlafen und nicht mehr düster. Lenin ist immer noch am selben Platz, aber nicht mehr als Herrscher über den Raum, sondern vielmehr als künstlerisches Artefakt.

Sascha Pirogowa, Studentin der A.-Rodtschenko-Schule für Fotografie und Multimedia Moskau (Abteilung für neue Medien), arbeitet mit Video und Bewegung; Preisträgerin des Extra Short Film Festivals (ESF) Moskau 2012, Teilnehmerin des Programms für Ein-Minuten-Videos beim Cinedans – Dance on Screen-Festival Amsterdam 2013, nominiert für den Kandinski-Preis 2013 in der Kategorie „Junger Künstler“ (Longlist).

Wera Laponkina, Absolventin der A.-Rodtschenko-Schule für Fotografie und Multimedia Moskau (Abteilung für Projektfotografie) und der Staatlichen Stroganow-Universität für Kunst und Industrie Moskau; persönliche Ausstellungen: Oserikta, Baltische Filiale des Staatlichen Zentrums für zeitgenössische Kunst, Mansarde des Kronprinzenturms, Kaliningrad 2013.