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Wladiwostok
Das GUM von Wladiwostok. Handelshaus Kunst & Albers

GUM-Gebäude_Handelsgesellschaft Kunst & Albers
Foto: Liudmila Kornilova © Goethe-Institut

Von Liudmila Kornilova

Wenn Sie nach Wladiwostok reisen, dürfen Sie nicht verpassen, das GUM von Wladiwostok zu besuchen. Das große GUM-Gebäude in der Svetlanskaia Straße 35 gehört zu den schönsten Bauwerken der Stadt und ist ein Wahrzeichen des kaiserlichen Wladiwostok. Das prunkvolle, fantasievolle Gebäude wurde von Architekt Georg Junghändel 1906 im deutschen Jugendstil errichtet. Es ist ein wertvolles Baudenkmal, das als Wahrzeichen von Wladiwostok gilt und fester Bestandteil seiner Geschichte ist. Das GUM-Gebäude ist auch deshalb einzigartig, weil es in seiner jahrzehntelangen und ereignisreichen Geschichte bis heute seinen Zweck bewahrt hat: Es gehört zu den größten Einkaufszentren der Stadt.

Das GUM hat seine Entstehung den beiden Deutschen Gustav Kunst und Gustav Albers zu verdanken. Die beiden jungen geschäftstüchtigen Deutschen lernten sich im Sommer 1864 in Shanghai kennen. Beide hatten zuvor versucht, in China Handel zu betreiben und mussten feststellen, dass dieser Markt bereits von anderen Europäern – wie Engländern und Franzosen – erobert worden war. Gustav Kunst, der kurz zuvor eine Sibirien-Reise gemacht hatte, meinte, dass der noch nicht erschlossene russische Teil des Fernen Ostens ein wirklich aussichtsreiches Terrain darstellte. So beschlossen die Gefährten, dieses Wagnis einzugehen.

Am 16. September 1864 trafen Kunst und Albers in Wladiwostok ein. Die Unternehmer hatten sich nicht getäuscht: Sie erkannten große Perspektiven in Wladiwostok. Ihr erstes Geschäft im Zentrum der Hafenstadt – damals das erste Kaufhaus im russischen Fernen Osten – eröffneten sie im Jahr 1865. Es war ein kleines Geschäft in der Svetlanskaia Straße mit Schaufenstern und breiten Ladenzeilen.

Das Gebäude für die Handelsgesellschaft in der Svetlanskaia Straße 33-35 entstand sozusagen in zwei Etappen. Der Grundstein für das erste Gebäude wurde im Jahr 1882 gelegt. Zu diesem Zeitpunkt hatten Gustav Kunst und Gustav Albers Russland verlassen, und Adolph Dattan hatte die Geschäfte der „Ostfiliale“ des Unternehmens übernommen. Die Bauarbeiten waren im Frühling 1884 abgeschlossen.

Am 1. April 1884 empfing das Geschäft die ersten Kunden. So bekam die Stadt ein einstöckiges Kaufhaus aus Backstein im deutschen Jugendstil. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das Gebäude der Handelsgesellschaft modernisiert und erhielt sein heutiges Erscheinungsbild. Das neue Gebäude wurde vom Architekten Georg Junghändel entworfen. Nahezu alle Baustoffe, einschließlich Öfen, Türen und bunte Fliesen, wurden aus Europa importiert.

Das Geschäft Kunst & Albers wurde zum ersten Kaufhaus in Russland und zum weltweit vierten Warenhaus. Es wurde zum Symbol für eine neue Art des erfolgreichen Einzelhandels. Das Geschäft faszinierte die Menschen, denn es bot so ausgefallene Annehmlichkeiten wie Dampfheizung, Telefon, Aufzug und eigene elektrische Beleuchtung. Aber noch mehr Begeisterung weckten das unglaubliche Angebot des Geschäfts, seine Innenausstattung und die Gestaltung der Schaufenster.

Die Architektur des Gebäudes unterschied sich von anderen Bauten in Wladiwostok. Geschäfte in so großartigen Bauwerken hatte es noch nie zuvor gegeben; es erinnerte vielmehr an ein prachtvolles Theater. Die Hausfassade wurde mit Basreliefs, die Helden des altdeutschen Epos darstellen, und zwei Engelsfiguren verziert. Einer von ihnen hält einen Anker als Symbol des Seehandels in den Händen, der andere den Hermesstab von Mercurius, dem antiken Gott des Handels, umwunden von zwei Schlangen, die Schläue und Weisheit symbolisieren. Innen wurden massive Treppenläufe mit schmiedeeisernen Geländern, die bis heute erhalten geblieben sind, eingebaut.


So erhielt die wachsende Hafenstadt im Fernen Osten des Landes ein riesengroßes europäisches Kaufhaus, das auch weiterhin für die gesamte mondäne Welt jener Zeit in der Stadt tonangebend blieb.

Das Unternehmen Kunst & Albers stellte seine Tätigkeit im Jahr 1930 ein, und das Gebäude wurde verstaatlicht. Ein Jahr später wurde dort das Warenhaus GUM eröffnet. Im Innenhof der Warenhausanlage befanden sich zu Sowjetzeiten Lagerräume, doch nach einer umfassenden Modernisierung im Jahr 2016 erwachte der Ort zu neuem Leben. In das altertümlich gestaltete Gebäude sind Cafés, Geschäfte, ein Frisiersalon und ein Künstleratelier eingezogen. Kunstobjekte, die historische Persönlichkeiten an den Backsteinwänden darstellen, bieten uns die Möglichkeit, in die Welt des 19. Jahrhunderts einzutauchen, als Wladiwostok noch eine junge Hafenstadt war.

Standortinformationen:
Das GUM von Wladiwostok (Handelshaus Kunst & Albers)
Wladiwostok, Svetlanskaia Str. 33-35

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