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Wladiwostok
Stadtvilla von Dattan

Stadtvilla von Dattan in Wladiwostok
Foto: Liudmila Kornilova © Goethe-Institut

Von Liudmila Kornilova

Es ist ein im Grundriss rechteckiges, einstöckiges Backsteinhaus. Für seine baukünstlerische Gestaltung wurden Motive der gotischen Architektur verwendet, die für viele Stadtvillen, Landhäuser und Schlösser, die Ende des 19. Jahrhunderts entstanden sind, typisch waren: Die Hauptfassade des Gebäudes ist mit großer, tiefer Rustika verkleidet und die spitzbogigen Fenster im ersten Stock sind paarweise durch gemeinsame Bögen miteinander verbunden. Die Hausecke, die der Svetlanskaia Straße zugewandt ist, wird durch einen achteckigen Erker mit hohem Zeltdach betont, das an einen Schlossturm erinnert. Die Außenwände werden von einem gotischen Gesims abgeschlossen.

Adolph Dattan kam als 20-jähiger auf Einladung des Unternehmens Kunst & Albers nach Wladiwostok. Den Geschäftspartnern imponierte der Geschäftssinn, die Gewandtheit und die Sorgfalt des energischen jungen Mannes. Ihm ist es zu verdanken, dass die Firma im gesamten Fernen Osten expandieren konnte.

Im Jahr 1886 wurde er zum Miteigentümer der Handelsgesellschaft. Im Jahr 1891 ließ Adolph Dattan eine Stadtvilla bauen, dessen Schöpfer jedoch heute unbekannt ist. Das Haus befand sich auf einem großen Grundstück, das ebenfalls Dattan gehörte. Im Jahr 1896 übergab er einen großen Teil des Grundstücks unentgeltlich für den Bau des „grünen Gymnasiums“ (heute Gymnasium Nr. 1).

Nachdem seine neue Stadtvilla in der Svetlanskaia Straße 37 fertiggestellt wurde, schenkte er im Jahr 1900 seine alte Stadtvilla dem Institut für Orientalistik, das 1899 im Gymnasialgebäude eröffnet worden war. In der alten Stadtvilla sollten Wohnungen für Lehrkräfte des Instituts eingerichtet werden. Im ersten Stock dieses Gebäudes wohnte drei Jahre lang Alexei Posdnejew, der erste Rektor des Instituts für Orientalistik.

Adolph Dattan lag nicht nur das Wohlergehen seines Unternehmens am Herzen, sondern auch das der Stadt, in die ihn das Schicksal verschlagen hatte. Dattan spendete großzügig an Wohltätigkeitszwecke und für die Errichtung öffentlicher Gebäude (zum Beispiel das Museum der Gesellschaft zur Erkundung der Äußeren Mandschurei). Zudem vergab er Stipendien an vermögensschwache Studenten der Kaufmännischen Schule und des Instituts für Orientalistik. Diese Förderung wurde auch als „Dattan-Stipendien“ bezeichnet. Adolph Dattan investierte einen Teil seiner Gelder in den Bau der Mariä-Entschlafens-Kathedrale in Wladiwostok. Er richtete aus eigenen Mitteln die Studentenkirche im Gebäude des Instituts für Orientalistik, das im Jahr 1899 eröffnet wurde, komplett ein. Im gleichen Jahr spendete er knapp 100.000 Rubel für den Bau eines Wohnheims für das Institut. Dieses Wohnheim war mit modernster Technik wie Zentralheizung und Stromversorgung ausgestattet.

Von 1909 bis 1915 stellte Adolph Dattan jährlich zwischen 1.000 und 3.000 Rubel für Studentenreisen zum Sprachpraktikum in den Orient zur Verfügung. Im Jahr 1910 stellte er ein Kapital in Höhe von 10.600 Rubel bereit, aus dessen Zinserträgen ein Stipendium für die jährliche Auslandsreise eines Studenten des Instituts gestiftet wurde. Dattan unterhielt zudem eine Kantine mit ermäßigten Preisen für Studenten, finanzierte deren ärztliche Behandlung und vieles mehr.

Dabei war die Lebensweise des Geschäftsführers von Kunst & Albers selbst recht anspruchslos. Dattan wohnte mit seinen Angestellten in einem Haus und speiste mit ihnen gemeinsam in einer Kantine – vielleicht war dieses Verhalten auch Grund für seinen Erfolg. Adolph Dattan lebte sich schnell in Wladiwostok ein, übernahm die russischen Sitten und Bräuche, lernte die Sprache und konvertierte sogar zum orthodoxen Glauben. Nachdem er über 40 Jahre in Wladiwostok gelebt hatte, verließ Dattan im August 1920 die Stadt für immer und kehrte im Jahr darauf in seine Heimat zurück. Er war in seinen letzten Lebensjahren sehr gut situiert: Auf den Hamburger Firmenkonten waren erhebliche Beträge verblieben. Drei Jahre später verstarb Adolph Dattan am 14. August 1924 bei sich zu Hause in Naumburg.

Seine Grabstätte ist bis heute erhalten, doch das eigentliche Denkmal für seine Energie und Begabung befindet sich in Wladiwostok: die Gebäudeanlage der Handelsgesellschaft Kunst & Albers, das Haus von Dattan, die Stadtvilla von Dattan und andere Häuser, die mit seiner finanziellen Unterstützung entstanden sind.

Standortinformationen:
Stadtvilla von Dattan (Wohnhaus)
Wladiwostok, Svetlanskaia Str. 73а

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