Abschlusskonzert Kazuhisa Uchihashi + DDK Trio
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Uchihashi © Kirill Polonsky

Do, 01.12.2016

20:00 Uhr

Kulturzentrum „Dom“ Moskau

Abschlusskonzert im Rahmen des Festivals „Jazz im Herbst – Impro“

1. Teil – Kazuhisa Uchihashi
Kazuhisa Uchihashi – Gitarre, Daxophon
 

Das wohl bedeutendste Ereignis des vorjährigen Festivals „Jazz im Herbst“ war der Auftritt des deutschen Saxophonisten und Komponisten Alfred 23 Harth mit dem herausragenden japanischen Avantgarde-Gitarristen Kazuhisa Uchihashi. Diesmal tritt Uchihashi beim „Jazz im Herbst – Impro“ mit einem Soloprogramm auf.

Uchihashi begann bereits im Kindesalter, Gitarre zu spielen und war zunächst in verschiedenen Pop- und Rockbands zu hören, bevor er sich für Jazz interessierte. 1983 wurde für ihn zum Wendepunkt: Uchihashi lernte eine andere, für ihn neue Welt kennen – die Welt freier Improvisation. Er begann sowohl mit dem Erzeugen von neuen Klängen und Geräuschen, als auch mit verschiedenen mechanischen Vorrichtungen zu experimentierten, um den Tonumfang des Instruments zu erweitern und Tonhöhenveränderungen hervorzurufen.
 
Uchihashi spielt auch Daxofon – eine Erfindung des deutschen Gitarristen und  Instrumentenbauers Hans Reichel. Es besteht aus verschiedenartig geformten hölzernen Zungen, die per Bogenstrich zum Singen, Sprechen und ähnlichen Klangäußerungen gebracht werden. Die Tonhöhe und Klangfarbe werden durch einen flachen Holzkeil, den Dax, manipuliert. Die erzeugten Töne klingen zum Teil surreal, können geräuschhaft, aber auch der heulenden, flüsternden oder quäkenden menschlichen Stimme ähnlich sein. Uchihashi hat eine Menge verschiedener Klangerzeuger und stapelt als  Live Looping Künstler auch Klänge und  Melodien übereinander.
 
Kazuhisa Uchihashi komponiert Musik für Kino, Theater und zeitgenössischen Tanz, zudem ist er Musikregisseur der Theatergruppe Ishinha, in deren Inszenierungen Texte, die von Schauspielern vorgetragen werden, wie musikalische Partien klingen.

Nach dem Konzert im Kulturzentrum DOM ist Kazuhisa Uchihashi am 3. und 4. Dezember in der Produktion des Berliner Theaters THIKWA und des Moskauer Integrativen Theater-Studios KROOG II als Theaterkomponist und -Musiker im Moskauer Meyerhold-Zentrum zu sehen: „Biofiction. – Wo endet das wirkliche Leben“
 

2 . Teil - DDK Trio
Axel Dörner – Trompete
Jacques Demierre – Klavier
Jonas Kocher – Akkordeon

 
Fragt man einen Musiker, der sich mit Freier Improvisation beschäftigt, was für ihn bei der Wahl des Musikpartners wichtiger ist – die Persönlichkeit des Musikers oder das Instrument, das er spielt – würde er sicher Ersteres wählen.  Aber gleich darauf hinzufügen, das Instrument sei auch wichtig.
Es liegt nahe, dass in der Musik, in der jeder Klang ein Ereignis werden kann und Musiker stets nach neuen Methoden der Klangerzeugung suchen, eine alternative instrumentale Zusammensetzung eine große Vielfalt neuer Möglichkeiten bietet. Dies betrifft auch das  DDK Trio, das aus dem hervorragenden Berliner Jazztrompeter Axel Dörner und zwei Schweizern – dem Improvisator und Komponisten Jacques Demierre und dem Akkordeonisten Jonas Kocher besteht.
 
Worin liegt die Besonderheit ihres Projektes? Der Trompeter Axel Dörner beschreibt das Wesen des Trios anhand eines einfachen Schemas: Klavier – Tasteninstrument (Jacques Demierre benutzt Saiten des Flügels als selbstständiges Instrument); Trompete –  Blasinstrument;  Akkordeon – gleichzeitig ein Blas- und Tasteninstrument (Jonas Kocher spielt Knopfakkordeon,  aber das ändert wenig am Kern der Sache). Die Musiker des DDK Trios sind auf beständiger Suche nach neuen Klängen, sie bilden neue  Zusammenklänge und zerstören sie wieder ohne Zögern. Man kann nicht sagen, die Musiker verzichteten bewusst auf den traditionellen Klang der Instrumente – im Gegenteil: Dörners Trompete klingt oft wie eine Trompete, und das Klavier von Demierre wie ein Klavier. Aber die konventionellen Klänge und Töne mischen sich unter die nicht konventionellen, und die musikalischen Momente, die auf Notenpapier festgehalten werden können, sind ein ebenso großes und wichtiges Ereignis in der Musik des Trios wie die unkonventionellen Töne, die das Akkordeon von Jonas Kocher erzeugt, oder Dörners Gebrüll in die Trompete.
 
Im Spiel des DDK Trios gibt es zudem Elemente von Theater: Pausen und Klänge können hier als Bühnenereignisse wahrgenommen werden. Das Konzert dieser drei vielfältigen Musiker bildet einen würdigen Schlussakkord für das Festival.
 
Das DDK-Konzert findet mit der Unterstützung von Pro Helevtia Schweizer Kulturstiftung im Rahmen des Programms „Swiss Made In Russia” statt.

ph
 

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